Naturschützer: Windkraft Gefahr für Schreiadler
Umweltschützer sehen die Ausweisung neuer Windkraftgebiete in Vorpommern mit großer Sorge. Die Anlagen rückten immer näher an die Brutwälder der seltenen Schreiadler heran und gefährdeten deren Population, hieß es. "Wir haben bereits bestehende Windparks in größerer Zahl auch innerhalb von sechs Kilometern von Schreiadler-Brutgebieten", sagte Jochen Bellebaum von der Deutschen Wildtierstiftung.
Etliche Anlagen innerhalb des Drei-Kilometer-Radius
Derzeit liegen laut Recherchen der Stiftung knapp 170 Anlagen weniger als drei Kilometer von Brutwäldern entfernt. Diese Distanz sei zu gering, meint Bellebaum. Im Zuge der aktuellen Überarbeitung der Regionalen Raumentwicklungsplanung Vorpommern könnten noch mehr Windräder dazukommen. "Es ist tatsächlich so, dass gerade in Vorpommern von 54 im Moment geplanten Eignungsgebieten im laufenden Regionalplanverfahren mindestens 30 naturschutzfachlich erheblich kritisch sind", so Bellebaum weiter.
Nur noch 110 Brutpaare in Deutschland
Der Schreiadler ist vom Aussterben bedroht. Er steht auf der Roten Liste des Bundesamtes für Naturschutz. In Deutschland gibt es nur noch in Mecklenburg-Vorpommern und in Brandenburg insgesamt 110 Brutpaare. Die meisten verbliebenen Tiere leben im Osten Mecklenburg-Vorpommerns. Die Raubvögel sind anspruchsvoll: In ihren Revieren brauchen sie Wald für den Horst-Standort, offenes Gelände und feuchtes Grünland zur Nahrungssuche und vor allem große, störungsarme Flächen fernab von Menschen. Das alles gibt es im Osten des Landes noch. Zudem passten die Schreiadler ihre Reviere von Jahr zu Jahr dem Nahrungsangebot an, wie Bellebaum erklärt. "In Jahren mit ungünstigem Nahrungsangebot sind ihre Aktionsradien regelmäßig größer als drei Kilometer."
Nabu: Ansprüche des Schreiadlers werden missachtet
In einer Stellungnahme kritisiert auch der Naturschutzbund (Nabu) diese Entwicklung. Die Ansprüche des Schreiadlers würden im aktuellen Entwurf der Raumplanung regelrecht missachtet. Christof Herrmann vom Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie, das für die Umsetzung der Vogelschutzrichtlinien zuständig ist, sieht das Problem darin, dass es nur noch wenige geeignete Gebiete für Windkraft gebe. "Es ist nicht so, dass wir irgendwo konfliktfreie Fläche im Überschuss haben und uns frei aussuchen können. Die Konfliktminimierung muss zu Kompromissen führen - für den Naturschutz und für andere Belange."
Einige der im aktuellen Entwurf der Raumplanung vorgesehenen Eignungsgebiete würde auch Herrmann wieder herausnehmen. Er hofft, dass die endgültige Fassung des Plans alle Seiten zufrieden stellen wird. Das wird frühestens im nächsten Jahr der Fall sein.