Nach Vorfällen in Silvesternacht: Diskussion um Böllerverbot in MV
Deutschlandweit gab es in der Silversternacht Angriffe auf Einsatzkräfte und Zerstörungen durch Feuerwerkskörper - auch in Mecklenburg-Vorpommern. In Grabow gingen etliche Fensterscheiben des historischen Rathauses zu Bruch, in Laage wurde eine Polizeistation beschädigt. Hilft ein Böllerverbot?
Eine Fürsprecherin eines Böllerverbots ist die Bürgermeisterin von Grabow, Kathleen Bartels (SPD). "Ich würde das tatsächlich begrüßen", sagte Bartels NDR MV Live. "Ich denke, für Mensch, Umwelt und Tier freut man sich dann vielleicht über öffentliche Feuerwerke - und das spart dann auch ein bisschen Geld."
In Grabow war das historische Rathaus in der Silvesternacht durch eine schwere pyrotechnische Explosion stark beschädigt worden. Zahlreiche Scheiben gingen zu Bruch, der Schaden wird auf mehrere Zehntausend Euro geschätzt, die Suche nach den Tätern läuft. Allerdings gilt in der Grabower Altstadt schon seit Jahren ein Böllerverbot, wie Bartels einräumt - wegen der hohen Brandgefahr der historischen Fachwerkhäuser.
Ein anderer Vorfall ereignete sich in Torgelow (Landkreis Vorpommern-Greifswald). Dort brannte eine Wohnung - mutmaßlich ausgelöst durch eine Silvesterrakete, die in der Silvesternacht durch ein auf Kipp gestelltes Fenster in das Haus geflogen war. Vier Bewohner mussten mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung im Krankenhaus behandelt werden. Inzwischen wurden sie wieder entlassen. Aber die Wohnung ist unbewohnbar.
Wehrführer: Entscheidung auf politischer Ebene
Der Torgelower Wehrführer Lars Cornelius meint, über ein Böllerverbot müsse auf der politischen Ebene entschieden werden. Es sei aber ein No-Go, Rettungskräfte anzugreifen, wie dies andernorts in der Silvesternacht geschehen sei. Wichtig sei, dass die dafür vorgesehen Strafen auch durchgesetzt würden.
Landesbrandmeister Möller entsetzt über Angriffe auf Helfer
Für Aufsehen sorgten in der Silvesternacht deutschlandweit zahlreiche Angriffe mit Pyrotechnik und auch Schreckschusspistolen auf Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei. Ein Schwerpunkt war dabei die Hauptstadt Berlin. Hannes Möller, Landesbrandmeister in MV, hat sich zahlreiche Videos aus der Silvesternacht in der Hauptstadt angesehen. Er sei "entsetzt und verärgert", dass Menschen die Rettungskräfte in einer derart aggressiven Art und Weise angegriffen haben, so Möller bei NDR MV Live. "Das ist eine neue Art von Gewalt, wo ich von den Strafverfolgungsbehörden erwarte, dass wir als Feuerwehrleute und alle anderen Helfer auch ordnungsgemäß durch das Gesetz geschützt werden." In Mecklenburg-Vorpommern gebe es dieses Ausmaß an Gewalt jedoch noch nicht.
Laage: Eingangstür von Polizeistation gesprengt
Es kommt laut Möller aber schon vereinzelt vor, dass Feuerwehrfahrzeuge auf der Anfahrt in der Silvesternacht mit Feuerwerkskörpern beschossen werden. Unbekannte hatten in Laage (Kreis Rostock) den Hauseingang der Polizeistation gesprengt. Vor Ort lagen Trümmerteile der Eingangstür und der Briefkästen. Laut Polizei wurden die Schäden durch "Pyrotechnik mit hoher Sprengenergie" ausgelöst. Der Schaden wird auf mindestens 5.000 Euro geschätzt.
Möller gegen generelles Böllerverbot
Ein generelles Böllerverbot sei aber nicht förderlich, meint Möller. "Alle, die ordnungsgemäß damit umgehen und die Feuerwerkskörper nutzen, die in Deutschland zugelassen sind - bei diesen ist ein gewisser Sicherheitsaspekt gegeben. Ich halte von einem generellen Böllerverbot nichts." Gleichwohl könnten lokale Böllerverbotszonen sinnvoll sein. Diese müssten aber regional bestimmt werden.
Polizeiseelsorger: Immer häufiger Aggressivität gegen Rettungskräfte
Für den evangelischen Polizeiseelsorger in Mecklenburg-Vorpommern, Hanns-Peter Neumann, steht fest: Einsatzkräfte in Mecklenburg-Vorpommern sind zunehmend verbalen und körperlichen Attacken ausgesetzt. "Die Aggressivität gegenüber Polizisten, Feuerwehrleuten und Rettungskräften ist immer öfter Thema", so Neumann. So habe um den Jahreswechsel im Landkreis Rostock eine 34-Jährige mehrere Polizeibeamte mit Faustschlägen attackiert. Die Frau war zuvor unter Einfluss von Betäubungsmitteln in ihrem Auto unterwegs gewesen.
Die Einsatzkräfte reagierten auf solche Vorfälle mit Entsetzen und großer Fassungslosigkeit. "Viele machen ihren Job etwa bei der Feuerwehr freiwillig, riskieren bei Einsätzen ihr Leben und werden dafür noch beschimpft. Das ist ja auch nicht zu fassen", sagte Neumann.