Grabows beschädigtes Rathaus: In der Altstadt galt ein Böllerverbot
Polizei und Feuerwehren waren in der Neujahrsnacht landesweit wegen Auseinandersetzungen, Verkehrsunfällen und Bränden im Einsatz. In Grabow (Kreis Ludwiglust-Parchim) wird ermittelt, wer zahlreiche Fensterscheiben am Rathaus durch eine pyrotechnische Explosion zum Bersten gebracht hat.
Die Schäden ziehen sich dort nahezu über die gesamte Fensterfront des nach dem großen Stadtbrand von 1727 neu gebauten Rathauses. Unbekannte hatten offenbar einen Feuerwerkskörper mit erheblicher Sprengkraft am Rathaus gezündet. Anwohner berichteten von einer enormen Druckwelle. An einer Stufe der Sandsteintreppe brach eine Kante ab. Auch eine fast 300 Jahre alte Original-Laterne soll durch die Explosion in der Neujahrsnacht zerstört worden sein.
Insgesamt beläuft sich der Schaden auf mehrere Zehntausend Euro, wie die Grabower Bürgermeisterin Kathleen Bartels (SPD) bei NDR MV Live sagte. Sie sei sofort vom Hausmeister über die Schäden informiert worden. "Wir haben in der Nacht noch Aufräumarbeiten vorgenommen und Scherben aufgekehrt. Am nächsten Morgen waren viele Grabower hier und haben ihr trauriges Rathaus vorgefunden", so Bartels.
Bürgermeisterin: "Da blutet das Herz"
Belohnung in Höhe von insgesamt 1.000 Euro
Die Polizei hat noch in der Silvesternacht die Ermittlungen aufgenommen, Spuren gesichert und Zeugen befragt. Nach Worten einer Sprecherin des Polizeipräsidiums Rostock ist noch unklar, was für eine Art Böller in Grabow explodiert ist. Reste davon seien gefunden worden. Sie würden im Labor untesucht, was noch nicht abgeschlossen sei. "Wir haben natürlich die Einwohner um Hinweise gebeten. Es waren viele Leute auf dem Marktplatz", sagte Bartels. Zwei Bürger lobten eine Belohnung in Höhe von insgesamt 1.000 Euro für Hinweise aus, die zur Ergreifung der Täter führen. "Wer Hinweise hat, möge sich bitte melden", so die Bürgermeisterin.
Seit Jahren Böllerverbot in Grabower Altstadt
Laut Bartels ist das Böllern in der Grabower Altstadt schon seit Jahren verboten - "weil hier eine so große Brandgefahr ist in unserer historischen Fachwerkstadt." Für ein Böllerverbot ist die Bürgermeisterin dennoch offen. "Ich denke, für Mensch, Umwelt und Tier freut man sich dann vielleicht über öffentliche Feuerwerke - und das spart dann auch ein bisschen Geld."
Böllern ohne Corona-Einschränkungen
Nach zwei Jahreswechseln mit Corona-Maßnahmen feierten die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern diesmal ohne Einschränkungen ins Jahr 2023 hinein - und sie haben ausgiebig geböllert. Landesweit rückte die Polizei zu rund 500 Einsätzen aus. Dies entspreche dem Niveau vor der Corona-Pandemie mit ihren Einschränkungen, hieß es von der Polizei. Rund 40 Menschen wurden beim Abbrennen von Feuerwerk, bei Unfällen oder bei Schlägereien verletzt. Die Einsatzkräfte in den Inspektionsbereichen Stralsund, Anklam und Neubrandenburg verzeichneten in der Silvesternacht rund 200 Einsätze. Wie eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Neubrandenburg mitteilte, mussten die Beamten mehrere Strafanzeigen aufnehmen, unter anderem wegen des Verdachts der Sachbeschädigung und Körperverletzung.
Schwerin: Mann trifft mit Silvesterrakete Kinderwagen
In Schwerin wurde am Silvesternachmittag ein Kinderwagen von einer Rakete getroffen, die flach über dem Boden abgeschossen worden ist. Der Vorfall ereignete sich Polizeiangaben zufolge gegen 16 Uhr auf dem Marienplatz. In dem Wagen saß ein einjähriges Kind, welches bei dem Vorfall nicht verletzt worden ist. Am Kinderwagen entstand jedoch ein Sachschaden.
Viele Einsätze kurz nach dem Jahreswechsel
Vom Polizeipräsidium Rostock hieß es, dass bis Neujahr 5 Uhr morgens rund 300 Notrufe eingegangen seien, die meisten davon in den ersten zwei Stunden nach dem Jahreswechsel. Darüber hinaus gab es in der Silvesternacht insgesamt zwölf Verkehrsunfälle, bei denen zwei Personen schwer und eine Person leicht verletzt wurden. In einigen Fällen war Alkohol im Spiel.
Laage: Unbekannte sprengen Hauseingang von Polizeistation
In Laage (Landkreis Rostock) haben Unbekannte Neujahr den Hauseingang der ansässigen Polizeistation gesprengt. Anwohner des Hauses berichteten den Angaben zufolge von einer lauten Detonation in der vergangenen Nacht. Offenbar wurde Pyrotechnik mit hoher Sprengkraft im Bereich der Haustür fixiert und zur Detonation gebracht. Es entstand ein Schaden von mindestens 5.000 Euro.
Schwerer Brand in Torgelow
Auch die Feuerwehren hatten keine ruhige Silvesternacht. Sie mussten zu mehreren Bränden ausrücken. Bei fünf Fällen bestand der Verdacht der Brandstiftung. Ein folgenschweres Feuer ereignete sich in Torgelow (Landkreis Vorpommern-Greifswald). Dort geriet eine Wohnung im zweiten Obergeschoss eines Hauses in Brand, nachdem offenbar eine Feuerwerksrakete durch ein angekipptes Fenster in die Wohnung geflogen war. Vier Bewohner mussten wegen des Verdachts einer Rauchgasvergiftung in umliegende Krankenhäuser gebracht werden.
Ein weiterer Brand ereignete sich Carpin (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte). Nach aktuellen Erkenntnissen fingen ein Carport und ein darunter abgestellter Pkw Feuer. Der geschätzte Gesamtsachschaden beläuft sich auf rund 150.000 Euro. Auch in Storkow (Landkreis Vorpommern-Greifswald) brannte ein Auto. In Anklam fing der Balkon eines Mehrfamilienhauses Feuer. Der Schaden liegt dort bei rund 50.000 Euro.