Mysteriöses Robbensterben geht weiter: Erneut Kadaver auf Rügen gefunden
An der Ostküste Rügens sind drei weitere tote Robben geborgen worden. Seit Anfang Oktober wurden somit schon 31 Kadaver gefunden. Einen Grund für das Sterben können die Experten bislang nicht nennen.
Das mysteriöse Robbensterben an der Ostküste Rügens geht offenbar weiter. Am vergangenen Wochenende wurden drei weitere Tiere tot an der Südost-Küste Rügens gefunden. Mitarbeitende des Biosphärenreservat brachten die Kadaver am Montag zur weiteren Untersuchung zum Landesamt für Landwirtschaft und Lebensmittelsicherheit und Fischerei (LALLF) nach Rostock. Durch die neuen Funde stieg die Zahl der seit Anfang Oktober entdeckten toten Robben auf 31. Allein 23 Tiere lagen an einem eng begrenzten Küstenabschnitt an der Südostküste Rügens.
Hinweise auf Ertrinken bei mehreren Tieren
Bei den bislang elf untersuchten Tieren konnten die Experten eine Infektionskrankheit wie Vogelgrippe und Staupe bereits ausschließen. Die Robben waren demnach auch in einem guten Ernährungszustand, auch die Gedärme sollen in Ordnung gewesen sein. Bei einigen Tieren gab es Hinweise darauf, dass sie ertrunken sein könnten, so Judith Denkinger, Kuratorin des Museums für Meeressäugetiere in Stralsund. Zunächst war angenommen worden, die Tiere könnten in Reusen verendet sein. Der Direktor des LALLF, Stephan Goltermann, sagte dem NDR unterdessen, laut den ihm bislang bekannten Untersuchungsergebnissen gab es "nichts, was auf einen Kampf mit einem Netz hindeutete".
Einige Untersuchungen stehen noch aus
Die Ergebnisse der histologischen Untersuchungen der Experten des Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) im schleswig-holsteinischen Büsum, die acht Tiere untersucht haben, stehen noch aus. Dabei wird Gewebe unter dem Mikroskop auf krankhafte Veränderungen geprüft. Ergebnisse werden frühestens in der kommenden Woche erwartet.
Umweltschützer schlagen Alarm
Unterdessen ermittelt die Wasserschutzpolizei wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. Bislang habe es bei den untersuchten Robben zwar keine Netzabdrücke oder Hinweise auf Strangulierungen gegeben, dennoch schlagen Umweltschützer des WWF Alarm. Finn Viehberg, der Leiter des Ostsee-Büros der Umweltstiftung in Stralsund, forderte vorsichtshalber eine vorübergehende Schließung der Reusen der unmittelbar betroffenen Küstenbereiche. Der Tod von 30 Robben in einem Bestand, der gerade im Aufbau sei, sei "populationsrelevant", so Viehberg. Im betroffenen Gebiet leben etwa 300 bis 400 Tiere. Solange unklar sei, ob um eine Epidemie oder nahegelegene Reusen als Ursache in Frage kommen, müssten die Behörden schneller durchgreifen. Viehberg forderte flächendeckend robbensichere Reusen. Diese sind nach Angaben von Denkinger zwar im Greifswalder Bodden vorgeschrieben, wo es auch einige Totfunde gab, an anderen Stellen jedoch noch nicht. Auch ein engmaschiges Monitoring, das auch die Greifswalder Oie und die Insel Ruden einbeziehe, ist laut Viehberg nötig.