Moderne Bestattung in MV: "Meine Frau wird eine Magnolie"

Stand: 26.11.2023 19:30 Uhr

Nach dem Tod seiner Frau hat sich Witwer Peter Antoff aus Rostock für einen ungewöhnlichen Schritt entschieden: Aus der Asche seiner Karin soll ihr Lieblingsgewächs werden. Moderne Bestattungsformen sind in MV auf dem Vormarsch.

von Thorsten Reinke

"Meine Frau wird eine Magnolie. Das war ihr Lieblingsgewächs. Sie wird dann hier ganz nah bei mir sein, an unserem gemeinsamen Lieblingsplatz: Auf der Terrasse im Hinterhaus." Peter Antoff lächelt und hat Tränen in den Augen. Er war mit seiner Karin 62 Jahre verheiratet, seine Frau ist in dem Haus sogar zur Welt gekommen. Aber seit dem 1. September lebt der ehemalige Soldat der Volksmarine alleine in Rostock-Dierkow. Als Karin nach langer Krankheit stirbt, ist eigentlich alles klar: Sie wollte nach der Kremierung auf die Streuwiese, er eine Seebestattung. Dass alles anders kommt, liegt an Christina Schombach, die den Witwer durch die Trauerzeit begleitet.

Ihre Frau kommt zurück - als Rotbuche, Eiche oder als Magnolie

Die Bestatterin zieht bei den Gesprächen ein Faltprospekt aus der Tasche: Tree of life - der Baum des Lebens, so der Titel. Der Prospekt verspricht Ungewöhnliches: Die Asche der Verstorbenen wird in den Niederlanden in einem patentierten Verfahren einem Mutterboden beigemischt. Dort wachsen dann Eiche, Rotbuche, Dingko oder Magnolie für ein halbes Jahr an.

Anschließend komme das Gewächs zurück nach Deutschland, verspricht die Bestatterin vom Trauerhaus Seelenfrieden. "Ihre Frau können Sie dann als Magnolie dorthin pflanzen, wo Sie möchten". Peter Antoff und seine beiden Kinder stimmen zu. "Auch weil der Weg zum Friedhof weit ist und ich nicht mehr so gut zu Fuß bin. So muss mich keiner fahren und ich habe meine Frau immer bei mir", so der Rostocker.

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Deutsche Bestattungsordnung durch einen Trick aushebeln

Hierzulande ist das Öffnen einer Aschekapsel eine Straftat. Unternehmen, die sich auf moderne Bestattungsformen spezialisiert haben, umgehen jedoch die deutsche Bestattungsordnung. Denn hat die Asche der Verstorbenen Deutschland erstmal verlassen, gelten die Rechte des jeweiligen Landes. So auch im Fall von Karin Antoff.

Ihre Urne macht zunächst einen Umweg nach Sachsen-Anhalt, der Zentrale von "Baum des Lebens". Dort nimmt Lebensgartenleiter Peter Laß die Asche entgegen: "Von hier geht es nach Holland. Unter notarischer Aufsicht wird dort die Urne geöffnet und mit dem Bodenstickstoff vermengt. Dabei können wir ausschließen, dass es zu einem Vertauschen von Asche und Gewächs kommt". Auch deswegen lägen die Steigerungsraten bei dieser alternativen Bestattungsart dieses Jahr bei 30 Prozent. Die grundsätzlichen Kosten für den Transport, das Vermengen der Asche, den Anwuchs und das fachgerechte Einsetzen am Bestimmungsort seien dabei nicht höher als bei anderen Beerdigungsformen, ergänzt Bestatterin Schombach.

Eine zweite Trauerfeier im Mai

Peter Antoff begleitet die Urne seiner Frau auf dem Weg nach Sachsen-Anhalt. Bei der Übergabe sind seine Augen feucht: "Auf Wiedersehen, Karin. Ich freue mich auf Dich im Mai." Dann plant der Rostocker eine zweite Trauerfeier für sich und seine Familie. Mit sechs Enkeln, sieben Urenkeln und seiner Karin im Garten.

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Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 26.11.2023 | 19:30 Uhr

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