Menschen mit Behinderung in der Arbeitswelt in MV
Der 3. Dezember ist der Internationale Tag für Menschen mit Behinderung. In Mecklenburg-Vorpommern sind aktuell 3.900 Menschen mit Behinderung arbeitslos gemeldet. Und das, obwohl sie besser qualifiziert sind als der Durchschnitt aller Arbeitslosen, so die Agentur für Arbeit. Warum also kriegen sie keinen Job?
Laut des Chefs der Regionaldirektion Nord bei der Agentur für Arbeit, Markus Biercher, sind Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt noch immer mit Vorbehalten und Vorurteilen konfrontiert - und die würden sich nachteilig auf ihre Beschäftigungschancen auswirken.
Aktionswoche will auf Thematik aufmerksam machen
Anlässlich des heutigen Tages für Menschen mit Behinderung machen die Jobcenter nun im Rahmen einer Aktionswoche auf die Thematik aufmerksam. Mit Blick auf die Zahlen am Arbeitsmarkt in Mecklenburg-Vorpommern meint Biercher gegenüber NDR 1 Radio MV: "Was wir damit haben, ist ein enormes Potential an Fachkräften in Mecklenburg-Vorpommern und ich möchte einfach den Unternehmen, den Betreiben, Mut machen, sich mit diesem Fachkräftepotential auch noch intensiver auseinander zu setzen."
Denn von den etwa 3.900 arbeitslos gemeldeten Menschen mit Behinderung hätten 67 Prozent eine abgeschlossene Ausbildung. Betrachtet man alle Arbeitslosen liegt der Wert derer mit einer abgeschlossenen Ausbildung bei 57 Prozent. Und obwohl sie häufig also besser ausgebildet sind, sind mehr Menschen mit Behinderung in Mecklenburg-Vorpommern von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen.
Viele Betriebe zahlen aus Unsicherheit lieber Ausgleichsabgabe
Betriebe mit 20 oder mehr Beschäftigten sind dazu verpflichtet, mindestens fünf Prozent ihrer Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Menschen zu besetzen. In Mecklenburg-Vorpommern trifft diese Pflicht damit auf etwas mehr als 3.000 Betriebe zu. Doch Zahlen der Agentur für Arbeit zeigen, dass sich fast ein Viertel nicht daran hält. Sie zahlen stattdessen eine Ausgleichsabgabe - also so etwas wie eine Strafe. Für Biercher heißt das: Diese Betriebe kaufen sich von ihrer gesetzlichen Verpflichtung, Menschen mit Behinderung einzustellen, frei. Weiter sagte er, er wisse, dass gerade kleine Betriebe sich Sorgen machen, dass die Beschäftigung eines Menschen mit Behinderung sie hemmt. Unterstützung würden die Betriebe dabei aber auch von der Agentur für Arbeit bekommen. Ziel sei es, und darauf möchten die Arbeitsagenturen aufmerksam machen, dass Vorbehalte abgebaut werden.
"Tempo machen für Inklusion" in Neubrandenburg
In der Mecklenburgischen Seenplatte ist die Zahl der Arbeitslosen seit 2015 um 35 Prozent gesunken, bei den Menschen mit Behinderung im gleichen Zeitraum nur um 21 Prozent. Derzeit sind knapp 1.000 Menschen mit einer Behinderung im Kreis Mecklenburgische Seenplatte arbeitssuchend. Ähnlich ist es in den anderen Regionen.
Außerdem fordert Peter Braun, Landesvorsitzender des Allgemeinen Behindertenverbandes in Mecklenburg-Vorpommern e.V. aus Neubrandenburg, mehr Unterstützung für den Verband durch die staatlichen Stellen, um zum Beispiel die hohen Kosten der Energiekrise auffangen zu können. Der Landesverband hat rund 1.200 Mitglieder, zumeist chronisch kranke und behinderte Menschen sowie deren Angehörige.