Mehr Unterrichtsausfall an den Schulen in MV
Das Bildungsministerium hat seine aktuelle Unterrichtsstatistik vorgelegt. Die Zahlen zeigen: Im vergangenen Schuljahr mussten häufiger Vertretungen einspringen als in den Jahren vor Corona.
An vielen Schulen im Land laufen viele Schultage nicht nach Stundenplan ab. Lehrer müssen einspringen, es fallen Stunden aus oder es gibt Aufgaben. Jetzt hat das Bildungsministerium mit der aktuellen Unterrichtsstatistik die Zahlen dazu vorgelegt. An den allgemeinbildenden Schulen fand gut 14 Prozent des Unterrichts nicht wie geplant statt. 3,6 Prozent der Schulstunden fielen komplett aus. In jeder zehnten Stunde wurden Lehrerinnen und Lehrer vertreten: durch andere Lehrkräfte, Referendare, Klassenzusammenlegungen oder Stillarbeit. An den Berufsschulen sah es ähnlich aus. Hier liefen knapp 15 Prozent der Stunden nicht nach Stundenplan. Aber hier wurden die Auszubildenden öfter nach Hause geschickt. Fast acht Prozent des Unterrichts fiel ersatzlos aus.
Gründe: Lehrkräftemangel und Krankheit
Bildungsministerin Simone Oldenburg (SPD) nennt drei Gründe: "Wir haben einmal den Lehrkräftemangel, den gibt's ja nicht nur auf dem Papier - das wissen wir [...] Was aber viel schwerer wiegt, ist die Krankheit der Lehrkräfte und die Krankheit der Kinder der Lehrkräfte." Fast zwei Dritel aller Vertretungsfälle gab es, weil Lehrkräfte selbst krank waren, hinzu kamen dann noch die Krankheitstage ihrer eigenen Kinder. Das deckt sich auch mit den Statistiken der Krankenkassen. Auch die hatten für 2022 und den Winter 22/23 Rekordwerte beim Krankenstand gemeldet. Ein Punkt kommt aber noch hinzu: Es müssen deutlich mehr Schüler unterrichtet werden. Gut 270 Pädagogen seien für den Unterricht geflüchteter Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine gebunden, so Oldenburg. Sie unterrichten mehr als 5.000 ukrainische Kinder und Jugendliche an Schulen oder Berufsschulen.
Hoher Krankenstand für Opposition "nicht verwunderlich"
Die Opposition im Landtag bezeichnet den hohen Krankenstand der Lehrkräfte als "nicht verwunderlich". Das Bildungsministerium habe es über Jahre versäumt, die Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte nachhaltig zu verbessern, so FDP-Bildungsexpertin Sabine Enseleit. Monatlich bekämen die Schulen neue umständliche Richtlinien, Konzepte und Leitfäden. Von solchen nicht pädagogischen Aufgaben müssten Lehrkräfte schnellstens entlastet werden. Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Nico Leschinski, betont, dass das Schulsystem den jüngsten Krankheitswellen wenig entgegensetzen konnte, weil es strukturell zu wenig Personal an den Schulen gebe. Die Lehrkräfte hätten dennoch in einem Kraftakt versucht, den Unterricht mit Mehrarbeit bestmöglich abzusichern. Die Leidtragenden des Personalmangels seien Schüler und Lehrer gleichermaßen.
Vertretungslehrkräfte sollen effektiver eingesetzt werden
Bildungsministerin Oldenburg will effektiver mit externen Vertretungslehrkräften arbeiten. Die dürfen bisher nämlich nur sechs Wochen an den Schulen bleiben. Dann müssen sie aufhören und sich neu bewerben. Das würde die Ministerin gerne unbürokratisch verlängern können. Für längerfristige Vertretungen will sie zudem die Ausschreibungen vereinfachen. Außerdem will Oldenburg noch mehr Lehrer-Seiteneinsteiger gewinnen - nicht nur Akademiker, sondern auch aus Ausbildungsberufen. Für diese plant sie eine neue Ausbildung mit einem Schulfach und einer sozialpädagogischen Qualifizierung.