MVs erster Cannabis-Club muss über 600 Pflanzen vernichten
Mehr als 600 Cannabis-Pflanzen hat die Anbauvereinigung "Sochill Green" vor Weihnachten in die Erde gebracht. Doch der Club musste die infizierten Pflanzen vernichten.
Die Freude war groß, doch dann folgte die Ernüchterung: Die mehr als 600 Cannabis-Pflanzen, die der Greifswalder Cannabis-Club "Sochill Green" vor Weihnachten in die Erde gebracht hatte, mussten entsorgt werden. Der Grund: Die Pflanzen hatten nicht nur Blattläuse, sondern waren auch noch infiziert, sagt Vereinsgründer Marc Thalus. Womit genau ist unklar. Nur eines steht fest: Durch die Infektion haben die Stecklinge kaum Nährstoffe aufnehmen können. Das wiederum habe sich auf das Wachstum und die Qualität der Pflanzen ausgewirkt. "Wir hatten schon eine Vorahnung. Aber wir waren auch sprachlos. Wir hatten uns auf den Händler verlassen. Der hat uns im Stich gelassen."
"Wir hatten enormen Druck"
Innerhalb weniger Tage hatte der Verein die Pflanzen in den zum Labor umgebauten Räumlichkeiten am Greifswalder Stadtrand eingepflanzt – alles in Handarbeit. "Wir hatten enormen Druck. Deshalb fiel erst einmal gar nicht auf, dass etwas mit den Pflanzen nicht stimmt. Doch dann haben wir schnell gesehen, dass die Wurzeln der Pflanzen bereits beschädigt waren", blickt Marc Thalus zurück. Von einer Anbauvereinigung aus Hamburg weiß der Vereinsgründer, dass die Pflanzen infiziert gewesen sein müssen. "Wir stehen in Kontakt. Sie haben einen Teil ihrer Pflanzen vom selben Händler bezogen und sie testen lassen. Auch diese waren nicht in Ordnung." Marc Thalus musste eine Entscheidung treffen: "Es blieb nur die Wahl zwischen wirtschaftlich denken oder emotional denken. Das Emotionale mussten wir beiseiteschieben – egal, wie viel Aufwand, Arbeit und Frustration wir hatten."
Mitglieder sollen Mitte März ihr Cannabis erhalten
Innerhalb von wenigen Minuten wurden die Pflanzen wieder aus der Erde gezogen und vernichtet. Die Zusammenarbeit mit dem bisherigen Lieferanten löste der Club auf. Die Vereinsmitglieder fanden schnell einen neuen Händler aus Österreich. Quasi in einer Nacht- und Nebelaktion wurden erneut mehr als 600 neue Pflanzen geliefert und eingepflanzt. Die Ernte verschiebt sich nun wieder nach hinten. Das bedeutet, dass die 201 Club-Mitglieder ihr Cannabis voraussichtlich statt wie geplant Ende Februar erst im März erhalten.
Die wirtschaftlichen Folgen der vernichteten Pflanzen halten sich laut Thalus in Grenzen. Die hat der Club vom Lieferanten kostenlos erhalten, weil er mit den Greifswaldern auf langfristige Geschäfte setzen wollte. Quasi ein Willkommensbonus. "Aber die Zeit und den Arbeitsaufwand, den wir hier reingesteckt haben, den kriegen wir nicht mehr zurück", so der Vereinsvorsitzender.
Lieferschwierigkeiten und andere Hürden
Die Pflanzen für die Tonne waren ein weiterer Rückschlag in einer ganzen Reihe von Hürden, die der Greifswalder Club schon nehmen musste. Erst musste die Anbauvereinigung neue Räume für den Anbau suchen, dann wollten Teile der Greifswalder Bürgerschaft den Club verhindern. Auch Lieferschwierigkeiten sorgten dafür, dass sich der Anbau immer weiter nach hinten verschoben hatte.
Es bleibt jetzt auch abzuwarten, wie groß der Widerstand auf Bundesebene nach der Neuwahl wird. Die Union hatte angekündigt, die Teillegalisierung zurück zu nehmen, sollten CDU und CSU die künftige Regierung führen. Marc Thalus bleibt auch hier wieder zuversichtlich. Denn der Club habe eine Lizenz für den Anbau erhalten, die insgesamt über sieben Jahre läuft. "Aufgeben kommt nicht infrage. Der Club war mein Traum. Aber jetzt ist er mein Leben", sagt der Vereinsgründer.