Greifswalder Cannabis-Club hat mit Anbau begonnen
Die Vereinigung um Gründer Marc Thalus war die erste in Mecklenburg-Vorpommern, die eine Genehmigung für den Anbau von Cannabis erhalten hat. Durch politischen Widerstand und Lieferschwierigkeiten verzögerte sich der Zeitplan.
Die Sorten heißen Tropicana Cherry, Lemmon Z, Rainbow Sherbert: Rund 600 Stecklinge hat der Greifswalder Cannabis-Club "SoChill Green" innerhalb weniger Tage in die Erde verpflanzt. Nun braucht es noch etwas Zeit, viel Wasser und reichlich Licht bis geerntet werden kann.
Stecklinge müssen händisch gegossen werden
Der Club um den Vereinsvorsitzenden Marc Thalus zählt 201 Mitglieder. Hinzu kommt nach Angaben von Thalus eine Warteliste mit nochmal 100 potenziellen neuen Mitgliedern. Der Greifswalder Club war der erste in Mecklenburg-Vorpommern, der eine Anbau-Genehmigung erhalten hat. Die Räumlichkeiten, in denen die Pflanzen jetzt gedeihen, befindet sich am Greifswalder Stadtrand. Noch muss der 35-Jährige die Stecklinge zweimal täglich per Hand gießen, bis ein automatisiertes System diese Aufgabe übernehmen wird.
Erster Standort erfüllte Auflagen nicht
Hinter Marc Thalus liegen anstrengende Monate, die von vielen Hürden geprägt waren. Der erste Standort, den der Verein für den Anbau nutzen wollte, erfüllte die vom Gesetz vorgegebenen Auflagen nicht. Obwohl es sich dabei um ein Hochsicherheitslabor handelte, machte ein in der Nähe liegender Spielplatz dem Verein einen Strich durch die Rechnung.
Teile der Greifswalder Kommunalpolitik wollten Anbau verhindern
Als Thalus eine Alternative gefunden hat, waren es Teile der Greifswalder Bürgerschaft, die den Anbau verhindern wollten. So brachte die CDU-Fraktion im Herbst einen Antrag ein, dass es Anbauvereinigungen untersagt werden soll, in städtischen Immobilien und in Gebäuden von Unternehmen, an denen die Stadt beteiligt ist, Cannabis anzupflanzen. Genau das wäre auf den neuen Standort zugetroffen. Doch der Antrag ging nicht durch.
Weitere Verzögerung durch Lieferschwierigkeiten
Eigentlich war der Weg für den Anbau jetzt frei. Aber als es losgehen konnte, sorgten Lieferschwierigkeiten für weitere Verzögerung. "Tief in mir drin, war mir aber klar, dass es irgendwie wird. Ich habe bis hierher alle Hürden genommen. Es war irgendwann eine finanzielle Frage, wie lange das noch funktioniert", sagt der Vereinsvorsitzende.
Projekt kostete bis jetzt 65.000 Euro
In dem Projekt würden bislang 65.000 Euro stecken. Die Mitglieder zahlen laut Thalus pro Monat fünf bis zehn Euro Mitgliedsbeitrag. Für das Cannabis selbst sollen sie ebenfalls zahlen. Das ermögliche eine flexiblere Abnahme als etwa bei einem Abo-Modell. Der Preis für das Cannabis solle dabei deutlich unter dem liegen, was auf dem Schwarzmarkt für vergleichbare Qualität fällig wäre.
Club hat Lizenz für sieben Jahre erhalten
Für die Stigmatisierung von Cannabis-Konsumenten hat Thalus kein Verständnis, wie er sagt: "Unsere Mitglieder kommen aus der Mitte der Gesellschaft. Vom Intensivpfleger, über Bauarbeiter bis hin zu Politikern. Wir haben in der Gesellschaft ein viel schlimmeres Problem. Und das ist eindeutig Alkohol. Auf vielen Volksfesten passieren ständig Straftaten unter Alkoholeinfluss. Wenn Cannabis konsumiert wird, hat man weniger Straftaten, weil die Leute entspannt und gechillt sind."
CDU/CSU wollen Teillegalisierung zurücknehmen
Dennoch wächst der politische Widerstand gegen das im April in Kraft getretene Cannabis-Gesetz jetzt auch wieder auf Bundesebene. So kündigte die Union an, die Teillegalisierung zurück zu nehmen, sollten CDU und CSU nach der Neuwahl am 23. Februar die künftige Regierung führen. Marc Thalus blickt aber nicht mit Sorge in die Zukunft seines Clubs.
Erste Ernte wird im Frühjahr erwartet
Denn die Lizenz, die der Club erhalten halt, läuft insgesamt sieben Jahre. "Die Lizenz zu versagen, wird, denke ich mal, schadensersatzpflichtig sein. Deshalb denke ich, dass wir zumindest über die Laufzeit unserer ersten Lizenz erst einmal agieren können und was danach ist, werden wir dann sehen." Läuft alles nach Plan, könnte der Verein ab Ende Februar die erste Ernte einfahren.