Landwirte im Nebenerwerb kritisieren zunehmende Bürokratie in MV
Die Zahl der Nebenerwerbslandwirte in MV steigt, doch die zunehmende Bürokratie, politische Vorgaben und komplexe Förderanträge werden für sie zum Problem.
Mehr als die Hälfte aller Familienbetriebe im Land, die Landwirtschaft betreiben, werden im Nebenerwerb geführt. Auf ihre Arbeit und die Probleme hat der Tag der Nebenerwerbslandwirte in Finkenthal (Landkreis Rostock) aufmerksam gemacht.
Mehr als die Hälfte der Betriebe im Nebenerwerb
Aus der Statistik zur Nebenerwerbslandwirtschaft geht hervor, dass 1.659 Frauen und Männer so wirtschaften. Es sind Einzelunternehmen, also Familienbetriebe. Die Zahlen der letzten Landwirtschaftszählung aus dem Jahr 2020 zeigen, dass 55 Prozent aller Einzelunternehmen im Land im Nebenerwerb wirtschaften. Insgesamt bewirtschaften 4.784 landwirtschaftliche Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern im Durchschnitt 284 Hektar Nutzfläche. Bei Landwirten im Nebenerwerb sind es durchschnittlich 55 Hektar und damit 6,8 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche.
Mehr genetische Vielfalt durch Haltung seltener Rassen
Landwirte im Nebenerwerb tragen laut Bauernverband zu einer vielfältigen Struktur in der Landwirtschaft bei. Sie halten vor allem Tiere, oft auch seltene Rassen und sorgen so für eine genetische Vielfalt. Das hat auch eine Onlinebefragung der Hochschule Neubrandenburg ergeben. Befragt wurden Nebenerwerbslandwirte in Ostdeutschland. Sie halten demnach vor allem Fleischrinder und Mutterkühe. Etwa jeder fünfte Betrieb hat Schafe. Die Tiere weiden bevorzugt auf eigenem Grünland, das so auch als Futterquelle dient. Auf vielen Höfen leben auch Enten, Gänse, Masthähnchen und Legehennen, meist um sich als Familie selbst zu versorgen oder um die Produkte wie Fleisch und Eier direkt zu vermarkten.
Landwirte aus unterschiedlichsten Branchen
Es gibt keine offizielle Statistik darüber, welchen Hauptberuf Landwirte im Nebenerwerb ausüben. Unter ihnen sind Ärzte, Straßenmeister, Tischler, Steuerberater, Büroangestellte und Viehhändler. Aus der Onlineumfrage der Hochschule Neubrandenburg geht hervor, dass oft der Partner oder die Partnerin mithelfen, auch die eigenen Kinder oder andere Familienmitglieder.
Viele Familienbetriebe stehen vor Generationswechsel
Aktuell stehen laut Landesbauernverband zahlreiche Familienbetriebe vor einem Generationswechsel. "Einige Familien haben bereits signalisiert, dass die nachfolgende Generation den Betrieb weiterführen will, dann aber zunächst ohne arbeitsintensive Produktionsverfahren", so Silvia Ey vom Landesbauernverband. So könnten die Höfe auch wirtschaftlich erhalten bleiben und hielten sich Zukunftsoptionen für neue Verfahren offen. Fakt ist, dass Landwirte immer öfter umsatteln. Aus finziellen Gründen machen sie aus ihrem Hauptberuf einen Nebenerwerb. Da sie aber an der Landwirtschaft hängen, geben sie ihre Leidenschaft nicht komplett auf.
Bürokratie als Hürde für Landwirte
Landwirte im Nebenerwerb haben dieselben gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen wie große Agrarunternehmen. Sie kritisieren oftmals die zunehmende Bürokratie, immer wieder neue politische Vorgaben und komplexe Förderanträge. Dazu kommt der Betriebsalltag, der dokumentiert werden muss. Das kostet viel Zeit. Der Tag der Nebenerwerbslandwirte in Finkenthal will unterstützen. Experten informieren zum Beispiel darüber, welche Chancen und Risiken in einer Hofübernahme stecken, Fördermöglichkeiten werden erklärt. Auf der Veranstaltung können Nebenerwerbslandwirte auch neue Kontakte zu Gleichgesinnten knüpfen.