LNG-Terminal im Probebetrieb: Spezialschiff liegt in Mukran
Am Sonnabendmorgen hat das LNG-Spezialschiff "Energos Power" im Hafen von Mukran festgemacht. Die Deutsche ReGas testet nun alle land- und schiffseitigen Systeme des Flüssiggas-Terminals.
Das umstrittene Flüssiggas-Terminal in Mukran auf Rügen hat am Sonnabend die Arbeiten für einen Probebetrieb aufgenommen. Das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt Vorpommern habe zuvor eine entsprechende Genehmigung erteilt, so die Betreiberfirma Deutsche ReGas. Das knapp 300 Meter lange Spezialschiff "Energos Power" erreichte, begleitet von vier Schleppern und mehreren Polizeibooten, am Morgen den Industriehafen Mukran. Es ist mit Flüssigerdgas aus Norwegen beladen und das erste von zwei für das Terminal geplanten Regasifizierungsschiffen. Mithilfe des Schiffes soll künftig Flüssigerdgas umgewandelt, über eine Pipeline nach Lubmin transportiert und von dort ins deutsche Gastransportnetz eingespeist werden.
Nur Probebetrieb ist genehmigt
Bevor es dazu jedoch kommt, müssen noch einige Dinge geklärt werden. Das staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt Vorpommern hat nämlich zunächst nur die Genehmigung zum vorzeitigen Beginn des Probebetriebs erteilt. Bevor es weiter gehen kann, braucht es auch noch eine wasserrechtliche Genehmigung. Sie wird für die kommende Woche erwartet. Bis dahin sollen auf dem Schiff lediglich Aufgaben erledigt werden, die davon unberührt sind. Es laufen also aktuell eher die Vorbereitungen für den Probebetrieb. So werden zunächst Aggregate und alle Anschlüsse an Bord getestet und eine Datenverbindung zum Land hergestellt. Auch die Pipeline müsse noch einmal technisch geprüft werden, So Stefan Knabe, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen ReGas.
Im Sommer wird der zweite Tanker erwartet
Knabe betont, sobald die fehlende Genehmigung vorliegt, soll dann auch testweise Gas regasifiziert, also umgewandelt, werden. Sollte das alles gut laufen, fehlt jedoch trotzdem noch die endgültige Genehmigung zum Betrieb des Schiffes. Sie liegt bisher nicht vor. Wenn sie kommt, ist der nächste Schritt im Frühjahr geplant. Dann soll auch die "Neptune" den Hafen in Lubmin verlassen und nach notwendigen Umrüstarbeiten im Sommer den Betrieb in Mukran aufnehmen.
Kritik an Probebetrieb von Deutscher Umwelthilfe
Seit Monaten hatte es bereits Streit um die LNG-Anlandeanlage vor Rügen gegeben. Die Bundesnetzagentur betont, dass LNG-Importe über die Ostsee eine notwendige Versicherung für Versorgungsengpässe mit Gas seien. Die Deutschen Umwelthilfe sieht das anders. Sie versucht seit Beginn des Projektes immer wieder mit rechtlichen Mitteln gegen vorzugehen. Mit dem Probebetrieb vor Mukran habe nun die Industrialisierung der Insel Rügen begonnen, kritisiert Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. Er verstehe nicht, weshalb das Projekt weiter mit Tempo vorangetrieben und auf eine Umweltprüfung verzichtet wird. Seiner Meinung herrsche keine Gasmangellage - die Gasspeicher seien voll.
Binz will weiter klagen
Auch aus der Politik gibt es bereits die ersten Stimmen. Der Bürgermeister der Gemeinde Binz, Karsten Schneider (parteilos), will weiter gegen das LNG-Terminal vorgehen. Sobald die Genehmigungsunterlagen für das Terminal öffentlich zugänglich sind, will Schneider laut eigener Aussage "umgehend Klage beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig gegen die Inbetriebnahme einreichen". Das bestätigte er am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Seiner Meinung nach weist das LNG-Terminal in Mukran schwerwiegende rechtliche und auch sicherheitstechnische Mängel auf. Außerdem gebe es keinerlei Notwendigkeit für die Anlage, so Schneider, weder kurz- noch langfristig. Da seien sich die führenden Experten einig. Schneider sagt deshalb: "Wir sind sehr optimistisch, dass die Justiz diesem Unfug ein Ende bereiten wird." Der Bürgermeister von Binz hatte bereits im Juli 2023 angekündigt "notfalls bis vors Verfassungsgericht zu gehen", um das Projekt zu stoppen. "Am Ende ist es unser Ziel, dass das LNG-Terminal gar nicht gebaut wird", sagte er damals.