LNG-Pläne vor Rügen: Sorgen um Umwelt und Wirtschaft
Wirtschaftsminister Meyer hat weitere Pläne für die Versorgung mit Flüssiggas über den Standort Lubmin vorgestellt. Kritik kommt von Umweltverbänden und Gemeinden auf Rügen.
Für den Ausbau der Flüssiggasversorgung über Lubmin sind auch große Anlagen vor der südlichen Küste Rügens geplant. Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) sprach von einem "erheblichen Eingriff". Bei der Vorstellung der Pläne am Montag in Schwerin regte er die Prüfung von Alternativen an.
Schwimmende Terminals vor Rügens Küste
Nach den jetzigen Plänen will der Energiekonzern RWE eine 38 Kilometer lange Pipeline von Lubmin mitten durch den Greifswalder Bodden verlegen. Etwa 4,5 bis 6,5 Kilometer vor Sellin im Südosten Rügens sollen zwei Plattformen gebaut werden, an denen mehrere schwimmende Flüssigerdgas-Terminals (FSRU) festmachen sollen.
Meyer: LNG-Gesetz muss zunächst angepasst werden
RWE wolle Anfang April detaillierte Pläne vorstellen und plane mit einem Baubeginn Mitte Mai, so Meyer. Bis dahin werde der Bund noch das sogenannte LNG-Beschleunigungsgesetz ändern, denn die Möglichkeit von Offshore-Plattformen vor Rügens Küste müsse noch in das Gesetz aufgenommen werden. Der Wirtschaftsminister verwies aber auch darauf, dass im anstehenden Genehmigungsverfahren mögliche negative Auswirkungen auf Tourismus und Naturschutz geprüft werden müssen. Die Pipeline würde nämlich unter anderem quer durch ein europäisches Vogelschutzgebiet verlaufen.
Meyer: Mögliche Auswirkung auf Tourismus
Meyer betonte zudem die Bedeutung vor allem des Südostens von Rügen für den Tourismus. Wie bei anderen Themen auch habe nicht jeder in der Bundesregierung die wirtschaftliche Bedeutung verstanden. "Das wird auch unsere Aufgabe sein, diese verschiedenen Interessen hier miteinander abzuwägen." Man habe den Bund gebeten zu prüfen, ob dies der einzig mögliche Standort ist, "oder ob es sofort oder später noch Kombinationsmöglichkeiten mit dem Hafen Mukran gibt", sagte Meyer.
Backhaus: Hochsensibles Gebiet
Umweltminister Till Backhaus (SPD) wies darauf hin, dass der Greifswalder Bodden ein "hochsensibles Gebiet" sei, in dem der Artenschutz aber auch wasserrechtliche Auflagen beachtet werden müssen. Außerdem sei die Küste Rügens ein touristisches Highlight. Sobald die RWE belastbare Anträge vorlegt, würden diese von seinem Ministerium sehr genau geprüft. Die Umweltverbände würden darauf achten, "dass wir das alles richtig machen", sagte Backhaus bei NDR MV Live. Andererseits, so Backhaus weiter, gehe es auch um die Energieversorgung, "insofern sind wir schon in einer gemeinsamen Verantwortung".
Umweltschützer warnen vor Zerstörung wichtiger Lebensräume
Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert die Pläne bereits als völlig überdimensioniert, sie seien klimapolitisch nicht zu vertreten. Für die 38 Kilometer lange Gasleitung nach Lubmin müsste der Meeresboden nach den beiden Nord-Stream-Pipelines erneut aufgegraben werden, so Corinna Cwielag vom Bund für Umwelt und Natur (BUND). Dadurch werde wichtiger Lebensraum wie beispielsweise die Seegraswiesen zerstört. Weiter sei der geplante Einsatz von vier LNG-Schiffen eine Vervielfachung der bisherigen Belastung. Insbesondere das Kühlwasser könnte Auswirkungen auf die Wärmeentwicklung im Wasser haben.
Gemeinden auf Rügen ebenfalls besorgt
Vinn Fiehberg vom WWF aus Stralsund befürchtet zudem, dass durch den zunehmenden Schiffsverkehr die Tiere in dem Schutzgebiet verscheucht werden könnten. Etliche Kommunen auf der Insel Rügen hegen ebenfalls Zweifel, ob der Standort geeignet ist und der Umfang des Vorhabens verhältnismäßig ist. Die Pläne sehen signifikante und irreparable Einschnitte für das Ökosystem der Insel vor, heißt es in einem gemeinsamen Schreiben von Bürgermeistern und Kurverwaltungen. Durch die Inbetriebnahme des LNG-Terminals in Lubmin komme es jetzt schon infolge des erhöhten Schiffverkehrs zu nicht übersehbaren Auswirkungen auf der Insel.