Kommunalwahl in der Neubrandenburger Oststadt: Neubau ohne Gastronomie
Die achte Station der NDR MV Tour durch Mecklenburg-Vorpommern vor der Kommunalwahl am 9. Juni ist die Neubrandenburger Oststadt. Sie zählt zu den größten Neubaugebieten des Landes. Knapp ein Viertel aller Neubrandenburger leben hier, rund 15.000 Menschen.
Gebaut wird die Oststadt in den 1970er-Jahren für 25.000 Einwohner, erzählt die Leiterin des Neubrandenburger Stadtarchivs, Eleonore Wolf. "Nachdem Neubrandenburg 1952 Bezirkshauptstadt wurde, musste man sich ja überlegen, wohin mit den Verwaltungsstrukturen, wohin mit all den Personen, die hier durch die Industrieansiedlung leben, wohnen sollten".
Soziale Entmischung und Lückenbebauung
In den 1980er-Jahren ist Neubrandenburg die jüngste Stadt der Republik mit einem Durchschnittsalter von 30 Jahren. Doch das Blatt wendet sich. Wer es sich nach 1990 leisten kann, zieht weg und baut sich ein eigenes Haus. Und so werden nach 1990 zahlreiche Blocks abgerissen. Der sozialen Entmischung wird mit Lückenbebauung begegnet. Neue Wohnungen mit gehobenem Standard sind hier und da entstanden.
Es fehlen Cafés, Gaststätten, Freizeitmöglichkeiten
Eva-Maria Burow ist Rentnerin. Sie lebt seit Jahrzehnten in der Oststadt und das sehr gerne. Wunschlos glücklich ist sie trotzdem nicht. "Es wäre sehr schön, wenn es ein bisschen sauberer wäre. Die Straßen sind ein bisschen schmuddelig". Am 9. Juni will sie ihre Chance nutzen, um mitzubestimmen, wer in Neubrandenburg in der Stadtvertretung sitzt. Von der Kommunalpolitik wünschen sich andere Oststädter, dass ihr Stadtviertel lebenswerter wird: Cafés, eine Gaststätte und Freizeitmöglichkeiten für die Jugend würden fehlen.
Leerstand in der Innenstadt
Im Zentrum der Oststadt befindet sich das Lindetal-Center, ein Einkaufszentrum. Dort stehen viele Läden leer. In einen ist der Stadtteiltreff eingezogen, ein Platz für Begegnungen. Hier können die Oststädter aber auch Fragen, Anliegen und Ideen besprechen. Ein gemeinsames Projekt der Neubrandenburger Wohnungsbaugesellschaft des Arbeiter-Samariter-Bundes, auch die Hochschule Neubrandenburg ist dabei. Kai Brauer ist Professor für Gemeinwesenarbeit. Mit seinen Studierenden hat er die Oststädter auch gerade erst nach ihren Wünschen befragt. Neben Restaurants sind es auch so einfach Dinge wie Bänke. "Die Bevölkerung in der Oststadt altert und Bänke sind wieder in. Also man möchte wieder Bänke haben zum Sitzen", so der Professor.
Mehr Kita-Plätze
Irimie Pencov hat andere Sorgen. Er hat hier in der Oststadt seinen Arbeitsplatz. Pencov leitet seit vielen Jahren das größte Flüchtlingsheim der Seenplatte. Fast 600 Menschen sind hier aktuell untergebracht. Sie seien zwar gut vernetzt in der Stadt, sagt er, auch die Akzeptanz sei gut. Von der Kommunalpolitik erwartet er dennoch mehr Hilfe. 25 Kinder kann er gerade nicht in Kitas unterbringen, weil alle Plätze belegt sind. Für ihn ist klar, er geht am 9. Juni wählen. Die Chance mitzubestimmen habe er noch nie ausgelassen.