Klimawandel: So will Neubrandenburg klimaneutral werden
Neubrandenburg hat mit Christian Wolff einen ambitionierten Klimamanager eingestellt. Seine Aufgabe: schon bis Ende dieses Jahres einen sogenannten Transformationsplan aufzustellen. Die Energieversorgung der Stadt soll komplett umgebaut werden.
Wenn Christian Wolff durch Neubrandenburg läuft, sieht er an fast jeder Ecke noch Potential, sagt er. Potential für erneuerbare Energien. Und das muss er auch, denn bis zum Jahr 2050 soll er die ganze Stadt klimaneutral umbauen. Weg von fossilen Energieträgern wie Kohle und Gas.
Geothermie als Standortvorteil
Für Neubrandenburg könnte dafür beispielsweise die Geothermie einen regionalen Standortvorteil darstellen. Schon in den 1980er-Jahren wurde hier warmes Wasser aus bis zu 1.300 Metern Tiefe geholt. In einer äußerlich unscheinbaren Halle voller Leitungen kam das 60 Grad heiße Wasser aus der Tiefe einst an. Doch die Anlage lohnte sich nicht mehr - Gas war zur Energieerzeugung einfach billiger.
Klimamanager Wolff will nun prüfen, ob sich die Geothermie wieder rechnet: "Denn wir wollen die Energieversorgung zwar umstellen", sagt er, "aber das ganze System muss sich natürlich auch wirtschaftlich tragen."
Ein Wärmespeicher soll Windenergie nutzen
Ein weiterer Baustein hin zur Klimaneutralität ist der neue, große Wasserspeicher der Stadtwerke Neubrandenburg. Sein Volumen reicht, um die Stadt zumindest im Sommer zwei Tage lang mit Wärme zu versorgen. Gemeinsam mit dem Netzbetreiber 50Hertz haben die Stadtwerke daneben noch eine sogenannte Power-to-Heat-Anlage gebaut. Mit ihr kann, wie in einem großen Tauchsieder, beispielsweise überschüssiger, grüner Strom aus Windkraftanlagen im Umland für warmes Wasser genutzt werden. "Immer dann, wenn er zu geringeren Preisen verfügbar ist", erklärt Stadtwerke-Chef Ingo Meyer. Denn genauso wie der Klimamanager rechnet auch das städtische Unternehmen mit dem klimaneutralen, regionalen Wärmeplan.
Strom von den Dächern der Stadt
Auch zusätzlichen Strom will Klimamanager Wolff möglichst direkt in der Stadt erzeugen, beispielsweise Dächer von Sporthallen für Photovoltaikanlagen nutzen und das große Dach der städtischen Feuerwehr. "Die Möglichkeiten und der Energiebedarf in jedem Stadtteil müssen einzeln betrachtet werden", sagt er. "Im besten Fall schaffen wir es, uns selbst zu versorgen." Auch an zusätzliche private Energieerzeuger denkt er. Auf die Internetseite der Stadt hat er eine Solarpotentialanalyse gestellt. Hier kann jeder Hausbesitzer selbst sein Haus auf einer Karte anklicken und ablesen, welchen Ertrag er theoretisch auf dem eigenen Dach erwirtschaften kann - sofern Statik, Brand- und Denkmalschutz mitspielen.
Der Klimamanager ist zuversichtlich
Insgesamt ist Wolff zuversichtlich, die Klimaneutralität für Neubrandenburg tatsächlich bis 2050 zu erreichen. Vielleicht sogar noch etwas früher als von der Stadt gefordert: "Wir haben jetzt die Chance, das umzusetzen", meint er. Und immer, wenn er durch Neubrandenburg läuft, sieht er noch Potential.