Eine Blauschwarze Holzbiene in Nahaufnahme. Sie sitzt auf einem Baumstumpf, der Hintergrund wird vollständig von einer Mauer eingenommen. © NDR Foto: Christoph Kornmilch
Eine Blauschwarze Holzbiene in Nahaufnahme. Sie sitzt auf einem Baumstumpf, der Hintergrund wird vollständig von einer Mauer eingenommen. © NDR Foto: Christoph Kornmilch
Eine Blauschwarze Holzbiene in Nahaufnahme. Sie sitzt auf einem Baumstumpf, der Hintergrund wird vollständig von einer Mauer eingenommen. © NDR Foto: Christoph Kornmilch
AUDIO: Wildbiene des Jahres: Blauschwarze Holzbiene (3 Min)

Klimagewinnerin: Blauschwarze Holzbiene summt durch MV

Stand: 03.06.2024 10:00 Uhr

Bundesweit gibt es rund 600 Wildbienenarten. Sie alle sind nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. Mit der "Wildbiene des Jahres" wollen Naturschützer auf spezielle Probleme dieser Insekten aufmerksam machen.

von Franziska Drewes

Es summt ziemlich laut in einem Privatgarten in Bülow bei Crivitz (Landkreis Ludwigslust-Parchim). Eine Blauschwarze Holzbiene schwirrt herum und sucht nach ihrer Brutröhre, die sie gerade baut. Weibchen wie Männchen werden rund drei Zentimeter groß und zählen damit, mit Hummeln, zu den größten Vertretern unter den Wildbienen. Von den bundesweit rund 600 bekannten Wildbienenarten leben 334 in Mecklenburg-Vorpommern.

Bläulich schimmernde Schönheit

Die Flügel der Blauschwarzen Holzbiene schimmern metallisch blau, ihr Körper glänzt schwarz in der Sonne. Die Männchen haben zudem graue Härchen auf ihrem oberen Körper. Diese Wildbiene bohrt emsig kleine Höhlen ins Holz, um darin zu nisten. So erklärt sich ihr Name.

Paradiesische Verhältnisse in Bülow

Wildbienen bekommen im Bülower Garten von Katja Burmeister alles Wichtige geboten: spezielle Nahrungspflanzen, Totholz, Sandhügel oder auch Rohrhalme. An der Hauswand lehnt ein alter Baumstamm. Darin sind drei Löcher zu sehen. Eine weibliche Blauschwarze Holzbiene setzt zum Landeanflug an. Sie möchte in ihre Brutröhre zurück. Vor einem Jahr hat Katja Burmeister diese Wildbienenart in ihrem Garten erstmals entdeckt. "Das hat mich sehr gefreut, weil ich mich über jede einzelne neue Bienenart tatsächlich freue, die hier ein Zuhause findet und die hier ist natürlich auch noch einmal durch ihr Äußeres etwas ganz Besonderes." Die Bülowerin beobachtet, wie ein Weibchen in ihrer Brutröhre verschwindet.

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Architektin mit besonderen Baukünsten

Die Löcher im Stamm sind handwerklich perfekt rund, als wären sie mithilfe einer Bohrmaschine entstanden. Mit ihrem Mundwerkzeug kreiert die Blauschwarze Holzbiene ihre Bruthöhlen. Während der Bauarbeiten knistert es im Stamm, zwischendurch putzt die Biene ihre Röhre und schiebt dabei Späne nach draußen. "In mehreren Stunden schafft sie, sich einen Zentimeter vorzuarbeiten. Zuerst wird die Rinde vom toten Baum weggemacht. Und dann kommt sie ins richtige Holz und da fräst sie sich so einen Gang rein, der wird dann so 15/20 Zentimeter lang und da legt sie mehrere Nistzellen an", erklärt Wildbienenexperte Christoph Kornmilch. Er kartiert landesweit Arten für Naturschutzbehörden und -verbände.

Jede Zelle ist ein Kinderzimmer

Jede einzelne Nistzelle richtet die Blauschwarze Holzbiene zu einem Kinderzimmer für ihren Nachwuchs ein. In jede Zelle legt sie ein Ei sowie Pollen und Nektar. "Zwischen jede Zelle zieht sie eine Wand. Dafür vermischt sie geraspelte Holzspäne mit Speichel. Das ist dann die Zwischenwand", so Kornmilch. Im Mai beginnt die Blauschwarze Holzbiene mit dem Bau ihrer Bruthöhlen.

Hartes Laubholz als Baumaterial

Immer wieder bekommt Christoph Kornmilch die Frage gestellt, wie wir Menschen der Blauschwarzen Holzbiene helfen können. Das Tier bevorzugt für seine Brutkammern hartes trockenes Laubholz, bestenfalls Obstgehölze. "Man benötigt im Grunde genommen nur Aststücke, Armdick mindestens und mindestens einen Meter lang. Den sollte man möglichst sonnig irgendwo anbringen, etwa an der Hauswand, dann hat man eine sehr gute Chance, dass die Tiere das annehmen." Wie alle Wildbienenarten leidet auch die Blauschwarze Holzbiene vielerorts unter Nahrungsmangel.

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Viele Wildbienenarten sind auf eine Pflanze spezialisiert, nicht so die Blauschwarze Holzbiene. Sie hat ein breites Nahrungsspektrum. Wer die Blauschwarze Holzbiene im Garten oder auf dem Balkon haben mag, sollte ihr möglichst große Blüten als Nahrungsquelle anbieten. Das liegt an ihrer Körpergröße, erklärt Christoph Kornmilch: "Wenn sie sich an so kleine Blüten hängt, dann fällt sie mit der Blüte runter, natürlich. Ich sehe sie regelmäßig auf Mohn. Ihre Lieblingspflanze ist Muskatellersalbei oder der Blauregen. Sie braucht auch viel Nahrung. Und deshalb sind große Blüten sehr begehrt bei ihr." Auch die Blauschwarze Holzbiene hat es schwer, ausreichend Nahrung zu finden.

Klimagewinnerin unter den Wildbienen

Gerade fliegt ein Männchen durch den Garten in Bülow. Es ist auf der Suche nach einem paarungsbereiten Weibchen. Die Blauschwarze Holzbiene ist eine Klimagewinnern. Sie breitet sich in Mecklenburg-Vorpommern erfolgreich aus. Christoph Kornmilch befasst sich seit etwa drei Jahrzehnten mit Wildbienen. Zu Beginn seiner Forschungstätigkeit hätte er nie gedacht, dass er einmal auch hierzulande die Blauschwarze Holzbiene entdecken würde. "Während ganz viele Arten ja stark rückläufig sind, ist sie ein ganz typischer Profiteur vom Klimawechsel, weil es bei uns einfach viel wärmer geworden ist." Seine ersten Blauschwarzen Holzbienen hatte er einst in Bulgarien gesehen.

Mutter lernt ihren Nachwuchs kennen

Die Blauschwarze Holzbiene ist eine Solitärbiene. Sie lebt, anders als etwa Honigbienen, allein. "Über 90 Prozent aller Bienenarten leben solitär. Also jedes Weibchen baut allein sein Nest, ist quasi Arbeiterin und Königin in einem." Und noch etwas macht die Blauschwarze Holzbiene besonders, sie lebt deutlich länger als andere Bienenarten und erlebt damit das Schlüpfen ihrer Nachkommen. Ende Juli/Anfang August wird es soweit sein, auch im Garten in Bülow bei Katja Burmeister. Auf diesen Moment freut sich die Wildbienenfreundin schon sehr.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 02.06.2024 | 12:00 Uhr

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