Inflation treibt viele Menschen in teure Dispokredite
Jeder siebte Verbraucher in Deutschland hat innerhalb der vergangenen drei Monate sein Konto überzogen oder einen teuren Dispokredit in Anspruch genommen. Das zeigt eine Umfrage des Verbraucherzentrale-Bundesverbands.
Knapp die Hälfte der Betroffenen gaben an, dass die gestiegenen Lebenshaltungs- und Energiekosten dafür verantwortlich sind. 9 Prozent der Befragten sagten, sie gingen davon aus, dass sie die gestiegenen Kosten auf Dauer nicht tragen könnten. Dispokredite sind hier laut Stefan Tietz von der Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern nicht die richtige Lösung: "Vom Grundsatz her ist der Dispo natürlich schon sinnvoll, wenn ich kurzfristig einen Engpass habe und diesen damit überbrücken kann", sagte er bei NDR MV Live. Würde dieser dann schnell ausgeglichen, müssten trotz des hohen Zinssatzes auch kaum Zinsen gezahlt werden. Das Problem besteht Tietz zufolge aber darin, wenn der Dispo längerfristig in Anspruch genommen werden muss. Die Zinsen, die daraus entstehen, seien sehr hoch.
Verbraucherzentralen sehen Politik in der Pflicht
Auch Ramona Pop, Chefin des Verbraucherzentrale-Bundesverbands, hält den Dispokredit bei längeren Engpässen für einen gefährlichen Weg. Sie sieht die Politik in der Pflicht, diese "Dispofalle" einzuschränken - über einen maximalen Rahmen für den Dispokredit. Bei vielen sei der Dispo-Rahmen das zwei- oder dreifache Monatseinkommen, so die Verbraucherschützerin. "Wenn man da einmal rein gerät, ist die Wahrscheinlichkeit leider sehr hoch, dass man da nicht wieder rauskommt", erklärt sie weiter. Um Betroffene besser zu unterstützen, sollte die Bundesregierung den Zugang zu kostenfreien Schuldnerberatungen erleichtern.
In der "Dispofalle" - und nun?
Wer einmal in die "Dispofalle" geraten ist, hat laut Stefan Tietz die Möglichkeit, diesen umzuschulden - entweder in einen Rahmen- oder Ratenkredit. Der Rahmenkredit sei ähnlich wie der Dispo, hätte aber schon niedrigere Zinsen. "Beim Ratenkredit sind die Zinsen noch deutlich niedriger, häufig nur noch halb so hoch oder manchmal sogar nur noch ein Drittel", erklärte er bei NDR MV Live weiter. Wer wenig Geld zur Verfügung hat, sollte Tietz zufolge generell auf eine gute Budgetplanung achten. Helfen könne hierbei ein Haushaltsplaner. Sinnvoll sei außerdem zu prüfen, ob bei bestehenden Versicherungen oder Verträgen noch Geld eingespart werden könne.