Grüne Woche: Traditionsmesse in agrarpolitisch bewegten Zeiten
In den Messehallen unter dem Fernsehturm in Berlin werden erneut kulinarische Trends und Impulse für die Branche gesetzt. Die Grüne Woche gilt als Internationale Leitmesse für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau.
Die Grüne Woche ist laut Agrarministerium der größte Messeauftritt des Landes. Erneut präsentiert sich Mecklenburg-Vorpommern in der eigenen Halle 5.2. In der Vergangenheit war sie die publikumsstärkste Halle der Messe. Allein im vergangenen Jahr zog die Länderhalle rund 200.000 Menschen an. So fiel die Bilanz der Messe Berlin GmbH aus.
Publikumsmagnet im neuen Design
Für die 89. Ausgabe der Grünen Woche hat Mecklenburg-Vorpommern sein Hallendesign aufgefrischt. Die Stände sind aus Holz, einem nachwachsenden Rohstoff, es gibt viele Sitzecken, die die Landschaft von Mecklenburg-Vorpommern nachahmen, zum Beispiel die Ostsee. Die Halle soll Lust machen auf die Region - touristisch wie kulinarisch. Die Stände der Aussteller sind teilweise so arrangiert, dass eine Marktplatz-Atmosphäre entsteht.
So viele Aussteller wie noch nie
In der MV-Halle präsentieren sich so viele Unternehmen, Vereine und Verbände wie noch nie, insgesamt sind es 74 Aussteller. Erstmals dabei ist zum Beispiel die Inselmühle Usedom. Das Unternehmen hält unter anderem Wasserbüffel, hat eine eigene Obstplantage und produziert daraus Fruchtaufstriche oder den sogenannten Pommernsenf, der mit Sanddorn verfeinert ist. An allen zehn Messetagen ist erstmals das Unternehmen "Natürlich Büttners" in Berlin. Antje und Ines Büttner haben in Greifswald ein Restaurant, seit vier Jahren auch eine eigene Feinkost-Manufaktur. Das Ehepaar sammelt Früchte in der Natur, arbeitet auch mit Landwirten zusammen und kreiert immer wieder neue Spezialitäten, wie etwa das Pommernschmalz, eine Speckmarmelade. Erstmals dabei sind laut Agrarministerium auch der Wildsommelier René Töllner aus Wesenberg/Strasen (LK Mecklenburgische Seenplatte) und die Korbflechterei Heiko Käding aus Boldekow (LK Vorpommern-Greifswald).
Regionale Ernährungswirtschaft unter Druck
Auf der Grünen Woche präsentieren sich vor allem kleine Unternehmen aus der Ernährungswirtschaft. Ihr Messeauftritt wird unter anderem von der Marketinggesellschaft der Agrar- und Ernährungswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern (AMV) unterstützt. Dieser Wirtschaftszweig sei eine der tragenden Säulen im Land, er stehe aber vor großen Herausforderungen, heißt es vom AMV. Geopolitische Krisen, steigende Kosten und fehlende Fachkräfte würden die Branche belasten. Der Verein mit Sitz in Bentwisch bei Rostock hebt die gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten und zunehmenden bürokratischen Prozesse besonders hervor. Auch das Land unterstützt den Messeauftritt mit insgesamt rund 820.000 Euro.
Auf der Suche nach neuen Absatzmärkten
Die Grüne Woche scheint sich für die regionalen Aussteller noch immer zu lohnen. Allein im vergangenen Jahr wurden in der MV-Halle 40.000 Fischbrötchen und rund 20.000 Liter Bier verkauft. Die Grüne Woche sei für das Land nicht nur der größte, sondern auch wichtigste Messeauftritt, so Agrarminister Till Backhaus. "Mit der Grünen Woche gehen die Buchungszahlen sofort nach oben, weil sich die Leute noch in der Halle ihr neues Urlaubsziel aussuchen. Es ist aber auch ein Testmarkt, um neue Produkte auszuprobieren". Auch Vertreter von Einzelhandelsketten schauen in der MV-Halle vorbei, auf der Suche nach neuer Ware für ihre Angebotspalette. Und nicht selten können die kleinen regionalen Produzenten so neue Partner und Absatzmärkte für sich gewinnen. Aussteller heben auch hervor, wie wichtig das Netzwerken und der Austausch untereinander sei.
Tierhalle ohne Paarhufer
In diesem Jahr werden auf der Grünen Woche keine Rinder, Ziegen, Alpacas und Schafe gezeigt. Grund ist der aktuelle Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg. Die Tiere sollen vor der hoch ansteckenden Tierseuche geschützt werden. Auch Landwirte aus Mecklenburg-Vorpommern wollten ihre edlen Zuchttiere in Berlin präsentieren, unter ihnen Christian Rohlfing. Er hält auf dem Gut Bad Sülze unter anderem das Gelbvieh. Diese Rinder sind in diesem Jahr zur "Gefährdeten Nutztierrasse des Jahres" auserwählt worden und sollten auf der Messe den Besuchern anschaulich erklärt werden. Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen ist dennoch mit einem Stand in Berlin vertreten. Auch ein Symposium ist geplant, auf dem unter anderem Biolandwirt Christian Rohlfing über seine Leidenschaft als Gelbvieh-Halter spricht. Er möchte die Messe nutzen, um mit anderen Züchtern ins Gespräch zu kommen, etwa um Tiere für wichtige Genreserven zu tauschen.
Eintrittskarten für die Grüne Woche gibt es mittlerweile nur noch online, die Ticketpreise sind nahezu konstant geblieben. Das Happy Hour Ticket und das Sonntagsticket sind im Vergleich zum Vorjahr um 1 Euro teurer geworden. Der Olympische Platz bietet kostenfreie Parkmöglichkeiten. Die Messehallen haben täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet.