Industrie-Chemikalie PFAS an 18 Stellen in MV nachgewiesen
Die Industrie-Chemikalie PFAS steht im Verdacht, die menschliche Gesundheit zu beeinträchtigen. In Mecklenburg-Vorpommern wurde PFAS an 18 Stellen nachgewiesen.
Die Chemikalie kommt in der Natur nicht vor und kann weder durch Wasser noch durch Licht oder Bakterien zeitnah abgebaut werden. Das bedeutet: Je mehr PFAS produziert werden und in die Umwelt gelangen, desto mehr reichern sie sich an und könnten Tiere und Menschen krank machen. PFAS werden mitunter verdächtigt, bei Menschen Krebs zu verursachen, unfruchtbar zu machen und das Immunsystem zu schwächen.
Kein regelmäßiges PFAS-Monitoring in MV
Im Nordosten wurde PFAS an 18 Stellen nachgewiesen - zum Beispiel in Waren, Laage, Torgelow und Jarmen. Auch an Gewässern wurden Messungen durchgeführt, insbesondere wurden Fische auf PFAS untersucht. Das Ergebnis: Alle 14 Fischproben lagen deutlich über dem Wert, den die Wissenschaft als gesundheitlich tolerierbar einstuft. So hatte ein Flußbarsch sogar einen um das 250-fach erhöhten Wert. Ein regelmäßiges Monitoring der Industrie-Chemikalie findet in Mecklenburg-Vorpommern nicht statt. Die Direktorin des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG), Ute Hennings, relativiert die gemessenen Zahlen, sie lägen unter der Umweltqualitätsnorm.
PFAS steckt in Regenjacken, Pfannen, Zahnseide und Wärmepumpen
PFAS steht für per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, eine Gruppe von mehr als 10.000 künstlich hergestellten Chemikalien. Sie werden bei der Herstellung vieler Produkte benutzt. So sind sie in Regenjacken, Pfannen, Zahnseide oder Wärmepumpen enthalten. Werden diese Dinge nicht richtig entsorgt, kann es passieren, dass die Giftstoffe in die Umwelt gelangen. Weil Mecklenburg-Vorpommern kein besonders ausgeprägter Industriestandort ist, wurde hierzulande auch nicht soviel PFAS nachgewiesen wie etwa in Hamburg und Niedersachsen.
Mehr als 1.500 Orte in Deutschland nachweislich mit PFAS verunreinigt
Nach Recherchen von NDR, WDR, SZ sind allein in Norddeutschland Dutzende weitere Orte mutmaßlich verunreinigt. Darunter Industrie-Standorte, Militärgelände, Deponien und Kläranlagen. Deutschlandweit sind mehr als 1.500 Orte nachweislich mit PFAS verunreinigt, mehrere Hundert könnten nach der wissenschaftlichen Methode des US-Instituts noch hinzukommen. In ganz Europa sind es sogar über 17.000 Fälle, die mit den Industrie-Chemikalien verseucht sind. Im Rahmen der internationalen Recherche arbeiteten NDR, WDR und SZ mit 15 europäischen Medienpartnern zusammen. Die Ergebnisse werden europaweit unter dem Namen "Forever Pollution Project" veröffentlicht.
Für die Recherche hatten die Reporterinnen und Reporter unter anderem Hunderte Presseanfragen gestellt. Außerdem wurden Kleine Anfragen in Landesparlamenten ausgewertet und Daten nach dem Informationsfreiheitsgesetz zusammengetragen. Im Rahmen der internationalen Recherche arbeiteten NDR, WDR und SZ mit 15 europäischen Medienpartnern zusammen. Die Ergebnisse werden europaweit unter dem Namen "Forever Pollution Project" veröffentlicht.