Immer weniger Jugendreisen in MV
In Mecklenburg-Vorpommern gehen immer weniger Kinder und Jugendliche auf Reisen. Deshalb ist die Anzahl der Übernachtungsbetriebe, die sich auf dieses Alter spezialisiert haben, in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Gründe liegen einerseits im demografischen Wandel: Es gibt immer weniger Kinder und Jugendliche im Land. Andererseits sieht der Jugendherbergsverband aber auch gesellschaftliche Probleme, die dazu geführt haben.
Gruppenreisen zu teuer für Eltern und zu anstrengend für Lehrer
Miriam Gedrose, Sprecherin des Jugendherbergsverbandes berichtet, dass Lehrer oft nicht mehr mit ihren Klassen auf Tour gehen, weil es viele Heranwachsende gibt, die an der Armutsgrenze leben. Das heißt: Die Eltern haben gerade soviel Geld, dass sie keine Förderung mehr bekommen, aber eben doch zu wenig, um die Kosten für eine solche Reise aufbringen zu können. Andere, wie Cornelia Eckhard, die die freien Jugendherbergen im Land vertritt, machen die Erfahrung, dass Lehrer zum Teil nicht mehr bereit sind, zusätzlich zu ihrem ohnehin anstrengenden Dienst solche Touren auf sich zu nehmen.
Weniger Ehrenamtliche, weniger Übernachtungen
Darüber hinaus sind nicht nur Klassenreisen, sondern auch Gruppenreisen seltener geworden. Die Interpretation des Deutschen Jugendherbergsverbands ist: Es gibt ganz einfach immer weniger Ehrenamtliche. Ohne diese ehrenamtlichen Gruppenleiter können diese Kinder und Jugendreisen nicht stattfinden. Der Rückgang der Zahlen führt auch dazu, dass immer mehr Unternehmen aufgeben. Allein in den vergangenen sieben Jahren sind 14 Beherbergungsbetriebe für Jugendliche geschlossen worden. Insgesamt gab es im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr fast drei Prozent Prozent weniger Übernachtungen, so das statistische Landesamt.
Jugendherbergsverband steigert seine Zahlen
Dennoch gibt es Häuser im Land, die trotzdem eine gute Auslastung hatten, darunter der Jugendherbergsverband, der seine Übernachtungszahlen sogar um 6,4 Prozent steigern konnte. Der Verband hat in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe unrentabler Häuser, zum Beispiel in Barth und Ueckermünde, geschlossen. So sind nur die gut ausgelasteten übrig geblieben, die dazu noch Gäste aus den anderen Häusern übernommen haben. Der Verband selber betont außerdem, dass er auch sehr viel investiert hat, um seine Herbergen attraktiv zu halten.
Trend auch hier: Nachhaltigkeit und Klimaschutz
Damit das auch in Zukunft so bleibt, setzt der Verband jetzt ganz stark auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz - womit man gerade bei jungen Kunden punkten kann. Konkret heißt das, dass die Anbieter sich bemühen, Müll zu reduzieren, Energie zu sparen und Strom aus Wind und Sonne zu nutzen. Es gibt das Angebot an die Gäste, einen freiwilligen Beitrag zu zertifizierten Klimaschutzprojekten zu leisten. Und es finden auch Weiterbildungen der eigenen Mitarbeiter statt. In Kursen soll den Gästen außerdem mehr Umweltbewusstsein vermittelt werden, es wird also beispielsweise auch im Surfkurs gezeigt, wie kostbar die Ostsee als Lebensraum für Tiere und Pflanzen ist.