Unternehmer übernimmt Jugendherberge Ueckermünde
Am Freitag wurde die Immobilie der ehemaligen Jugendherberge Ueckermünde an den Unternehmer Heiko Kirschbaum übergeben. Kirschbaums Konzept liefere eine Übereinstimmung mit dem Satzungszweck, so der Vorstandsvorsitzende des DJH-Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Kai-Michael Stybel: „Die Nutzung der Liegenschaft für soziale Zwecke wird fortgesetzt. Es ist eine Nutzung in Verbindung mit einem regionalen Träger aus der Familiensozialarbeit angestrebt. Als Standort in der Grenzregion zu Polen soll zudem ein Angebot für internationale Kinder- und Jugendbegegnungen entstehen.“ Um jedoch den Standort ganzjährig erfolgreich zu betreiben, sei ein vielfältigeres Angebot als bisher nötig. Der Unternehmer aus Torgelow habe ein überzeugendes Konzept vorgelegt, schon in der kommenden Sommersaison solle es dort ansprechende Gastronomie- und Unterkunftsmöglichkeiten geben, so begründete Stybel die DJH-Entscheidung für Kirschbaum.
Schließung war in Ueckermünde umstritten
Die nahe am Oderhaff gelegene ehemalige Jugendherberge hatte im vergangenen Sommer die beste Saison seit langem verzeichnet. Trotzdem musste sie auf Beschluss des DJH wegen fehlender Wirtschaftlichkeit zum Jahresende 2019 schließen, Haus und Grund standen zum Verkauf. "Wir sind als ein großer Träger im Kinder- und Jugendreisegeschäft trotzdem auch Marktzwängen unterlegen. Und diese Anpassung an die sich verändernde Nachfrage ist marktüblich. Da kommen auch wir nicht dran vorbei", kommentierte Stybel damals die Schließung.
Seit Jahren werden Jugendherbergen in MV geschlossen
Kein Einzelfall, hier im Land sind in den Jahren zwischen 2013 und 2018 insgesamt 16 Jugendherbergen, Schullandheime und Hostels geschlossen worden. Laut Angaben des Deutschen Jugendherbergswerks hat die Anzahl der Übernachtungen in MV seit 2017 um 50.000 abgenommen. Für die Gemeinde Ueckermünde ist das ein großes Problem, wie Bürgermeister Jürgen Kliewe (parteilos) meint: "Gerade im polnischen Grenzraum ist eine Jugendherberge für uns wichtig. Mit 8.000 bis 10.000 Übernachtungen jährlich sind das immerhin fast fünf Prozent des Übernachtungsaufkommens von Ueckermünde. Gerade im Segment Kinder- und Jugendeinrichtungen wird sie uns furchtbar fehlen."
"Jugendhilfe-Auftrag des DJH gerät ins Hintertreffen"
MV-Sozialministerin Stefanie Drese (SPD) sieht diese Entwicklung mit Sorge: „Die Jugendherbergen sind nicht nur ein Ort des Jugendtourismus, sondern ein Ort, wo wir für Kinder und Jugendliche auch in den Ferien pädagogische Angebote haben, gerade auch für Kinder in schwierigen Lebenssituationen, die so eine Möglichkeit haben, mal aus ihrem Umfeld heraus zu kommen.“ Das Deutsche Jugendherbergswerk ist ein Träger der Deutschen Jugendhilfe und laut Satzung ein gemeinnütziger Verein. Man dürfe den Auftrag zur Jugendfürsorge nicht aus den Augen verlieren, so Drese. Die Jugendherbergen in Mecklenburg-Vorpommern müssten ihrer gesellschaftlichen Rolle weiterhin gerecht werden.
Jugendherberge war seit Jahren in den roten Zahlen
Die Jugendherberge Ueckermünde schrieb seit Jahren rote Zahlen. Doch die Stadt hätte gerne gemeinsam mit dem Jugendherbergswerk nach neuen Ideen und Konzepten gesucht, um die Herberge zukunftssicher zu machen, sagte Bürgermeister Kliewe. Solche Gespräche kamen aber offenbar nicht zustande, von dem gewünschten "nahtlosen Übergang", den es laut DJH-Chef Strybel hätte geben sollen, war zunächst nichts zu merken. Nun hat mit Kirschbaum ein lokaler Interessent die Immobilie gekauft.
Verkauf der Immobilie ohne Ausschreibung
Eine öffentliche Ausschreibung zum Verkauf für die attraktive, nahe am Haff gelegene Immobilie wurde nicht durchgeführt. Offenbar gab es noch einen anderen Interessenten, der bereit gewesen wäre, einen höheren Kaufpreis zu zahlen und sogar eine langfristige touristische Nutzung garantiert hätte. Doch dessen auf Familien mit Kindern und auf Jugendliche abzielendes Angebot fand keine Berücksichtigung. Die Sprecherin des DJH, Miriam Gedrose, erklärte dazu, eine Ausschreibung habe nicht stattgefunden, weil regionale Kaufinteressenten vorhanden waren, die den angestrebten Kaufpreis zu zahlen bereit waren, und sinnvolle Nachnutzungskonzepte darlegen konnten.