Hauptuntersuchung: Note "drei" für Schleuse in Parchim
Wer per Boot zwischen der Müritz und dem Schweriner See pendeln möchte, der muss sie passieren: die Schleuse in Parchim. Am Donnerstag stand für sie - Baujahr 1938 - die Hauptuntersuchung an. Alle sechs Jahre wird sie fällig.
Für den "Schleusen-TüV" werden jeweils drei sogenannte Notverschlüsse vor die beiden Schleusentore gesetzt - per Kran. Die 1,2 Tonnen schweren Stahlplatten sollen die Schleusenkammer abdichten. Taucher überwachen die Aktion - und das bei Wassertemperaturen unter vier Grad. Im Anschluss wird die Schleusenkammer leer gepumpt. Etwa 600 Kubikmeter Wasser müssen raus. Das ist in etwa so viel, wie in 4.000 Badewannen passt. Wenn die Schleuse ganz gefüllt ist, fasst sie sogar mehr als doppelt so viel.
Bewegliche Teile von Verschleiß betroffen
Nun kann Prüfingenieur Hartwig Meyer vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe in die Schleusenkammer steigen. Sich auf dem Schleusengrund zu bewegen, ist für Meyer nicht einfach. Der Grund ist nicht befestigt wie bei modernen Schleusen. Stellenweise gibt die schlammige Sohle bis zu einem Meter nach. Hier muss jeder Schritt überlegt sein. Meyer achtet besonders auf die beweglichen Teile. Vor allem Schleusentore und Schieber nimmt er genauer unter die Lupe. Sie werden bei den rund 750 Schleusvorgängen im Jahr besonders beansprucht. In etwa 3.000 Schiffe und Boote bewältigen so drei Meter Gefälle auf der Müritz-Elde-Wasserstraße. Sie verbindet die Mecklenburger Oberseen, die Elbe und den Schweriner See.
Sprengladungen aus Zweitem Weltkrieg gefunden
Die Parchimer Schleuse in ihrer jetzigen Form wurde vor 84 Jahren gebaut. Auch eine benachbarte Brücke gab es zu dieser Zeit schon. Einige Teile der Schleuse sind zwischenzeitlich jedoch erneuert worden. Im Jahr 2005 wurden die Schleusentore ersetzt. Wie heute legte man dafür alles trocken. Was Hartwig Meyer damals am Schleusengrund fand, war ein Stück Geschichte: "Als die Nazis hier den Rückzug gemacht haben, wollten sie natürlich alle Fluchtwege sprengen und haben Sprengriegel unter der Brücke angebracht. Die Parchimer wollten das nicht und haben diese Sprengriegel abgeschnitten. Und die sind ins Wasser gefallen." Die Sprengladungen mussten anschließend von Spezialisten vor Ort entschärft werden, erinnert sich Meyer.
Spundwände der Schleuse unter Freizeitschiffern gefürchtet
Noch immer landet hier allerhand. Regelmäßig sinken Messer, Flaschen und sogar Fotoapparate auf den Grund der Schleusenkammer. Einen Schleusenwärter gibt es nicht mehr. Ungeübte Freizeitschiffer sind in der Selbstbedienungsschleuse schnell überfordert. Die Spundwände der Schleuse sind unter Freizeitschiffern berühmt-berüchtigt, weiß Hartwig Meyer. Immer wieder verhaken sich die Fender in den Vertiefungen der Spundwände und reißen ab, wenn die Boote nach oben geschleust werden. "Deswegen ist das hier die böse Spundwand", sagt Meyer.
Schleusenzustand befriedigend – Reparaturen nötig
Die Oldtimer-Schleuse hat schließlich die Note Drei bekommen - befriedigend. Das heißt, die Schleuse ist funktionstüchtig und betriebssicher, so Prüfingenieur Meyer. Ein paar verrostete Schrauben sollen dennoch gewechselt werden. Immerhin kommt man da gerade gut ran, wenn die Schleusenkammer trocken gelegt ist. Zudem muss das Getriebe für das Hubtor weiter untersucht und eventuell repariert werden. Bei der Überprüfung hat Hartwig Meyer verdächtige Geräusche festgestellt. Darum kann die Schleuse nicht wie geplant noch vor den Weihnachts-Feiertagen wieder geflutet werden. Spätestens Ende Januar aber soll hier wieder geschleust werden können.