Das Rathaus in Neubrandenburg aus der Vogelperspektive. © Screenshot

Hakenkreuz-Fahne: Stadtvertreter begrüßen Offenen Brief des OB

Stand: 01.08.2023 16:44 Uhr

In Neubrandenburg haben sich die Fraktionen der Stadtvertretung mit einem Offenen Brief von Oberbürgermeister Witt solidarisiert. Nachdem Unbekannte vor dem Hauptbahnhof eine Fahne mit Hakenkreuz gehisst hatten, sprach er von einem Tabubruch.

Alle Fraktionen der Stadtvertretung Neubrandenburgs haben einen Offenen Brief von Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos) an die Bürgerinnen und Bürger der Stadt begrüßt, in dem er das Hissen einer mit einem Hakenkreuz versehenen Hitlerjugend-Fahne vor dem Hauptbahnhof als Tabubruch bezeichnet hat. Er könne den Brief voll und ganz unterstützen, sagte Jan Kuhnert (Linke), der auch Stadtpräsident ist. Das Hissen müsse "ganz hart und streng verurteilt werden".

Peter Fink (AfD) sagte dem NDR, es sei das gute Recht des Oberbürgermeisters, einen solchen Brief zu schreiben, die gehisste Fahne sei "ein menschenverachtender und nicht zu rechtfertigender Angriff“ auf queere Menschen. Auch Hans-Jürgen Schwanke (Bürger für Neubrandenburg) schloss sich der Intention des Offenen Briefes an. Das Hissen der Hakenkreuz-Fahne sei grundsätzlich zu verurteilen. Ähnlich äußerten sich gegenüber dem NDR Sprecher der SPD und der Grünen.

Witt: Ein Akt der Intoleranz

Unbekannte hatten in der Nacht zum vergangenen Sonnabend vor dem Neubrandenburger Hauptbahnhof eine für Toleranz und Diversität stehende Regenbogenfahne vom Mast geholt und mit einer Fahne der Hitlerjugend, die mit einem Hakenkreuz versehen war, ersetzt. "Das Entfernen der Regenbogenfahne am Neubrandenburger Bahnhof war ein wiederholter symbolischer Akt der Intoleranz", so der Oberbürgermeister in seinem Schreiben an seine Mitbürgerinnen und Mitbürger, "das Hissen von nationalsozialistischen Symbolen am Neubrandenburger Bahnhof ist ein Tabubruch". Es habe ihn zusätzlich erschüttert, dass manche Kommentare in den sozialen Netzwerken den Vorfall rechtfertigten. Witt erinnerte daran, dass Neubrandenburg zur Zeit des Nationalsozialismus "Schuld auf sich geladen" habe, und forderte: "Lassen Sie uns gemeinsam alles dafür tun, dass sich diese Geschichte nie wiederholt."

Keine Spur von den Tätern

Die gestohlene Regenbogenfahne wurde bereits am Montag durch eine neue ersetzt. Unterdessen hat die Polizei bislang keine Hinweise auf den oder die Täter. Zeugen haben sich nicht gemeldet. Die Beamten des Staatsschutzes, die für die Aufdeckung politisch motivierter Straftaten verantwortlich sind, hoffen unter anderem, in den sozialen Medien im Internet auf eine Spur zu stoßen. Möglicherweise prahle jemand mit der Aktion, hieß es. Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel (SPD) hatte den Vorfall scharf verurteilt und bekundet, dass die Polizei alles daransetzen werden, die Täter zu ermitteln. Vor einem Jahr wurde in Neubrandenburg schon einmal eine Regenbogenfahne vom Mast gestohlen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 01.08.2023 | 20:00 Uhr

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