Greifswald: Erste Ernte im Cannabis-Club "SoChill Green"
Zum ersten Mal kann die Greifswalder Anbauvereinigung „soChill Green“ Cannabis an ihre rund 200 Vereinsmitglieder abgeben. Die Ernte von fast 700 Cannabis-Pflanzen war ein Erfolg.
Marc Thalus hält das fertige Cannabis seiner ersten Ernte in der Hand. Als Gründer des ersten lizensierten Social-Clubs in Mecklenburg-Vorpommern hat er lange auf diesen Moment hingearbeitet. Mittlerweile zählt das Bundesland drei lizensierte Anbauvereinigungen, sechs weitere befinden sich in der Prüfung. Anfang des Jahres hatte der 36-Jährige knapp 700 Stecklingen in die Erde gesetzt. Sieben verschiedene Sorten kann er nun zum ersten Mal an seine Vereinsmitglieder abgeben.
Strenge gesetzliche Regulierungen
Anbau, Ernte und die Abgabe des Cannabis unterliegen strengen gesetzlichen Auflagen. Sieben bis zehn Tage müssen die Pflanzen trocknen, bevor ihre Blüten weiterverarbeitet werden. Vor dem Verkauf testet Thalus mit einem speziellen Messgerät den THC-Gehalt, der für die Wirkung der Droge verantwortlich ist. Dieser sollte zwischen 15 und 30 Prozent liegen.
Abgabe an die Clubmitglieder
Das Cannabis darf ausschließlich an Vereinsmitglieder ab 21 Jahren ausgegeben werden. Pro Monat darf jede berechtigte Person maximal 50 Gramm erhalten. Je nach Sorte zahlen Mitglieder sieben bis elf Euro pro Gramm. Aktuell hat der Club rund 200 Mitglieder, weitere 130 Personen stehen auf der Warteliste.
Anhaltende Debatte um die Cannabis-Legalisierung
Sorgen, dass eine neue Bundesregierung mit Beteiligung der CDU/CSU die Cannabis-Legalisierung aufheben könnte, macht sich Marc Thalus nicht, anders als die Vereinsmitglieder. Diese hätten Angst vor einer erneuten Stigmatisierung sowie der Nachverfolgung ihrer Daten, sagt er. Die gesellschaftliche Akzeptanz von Social-Clubs nimmt Thalus als gering wahr. Erst kürzlich hatte er Probleme, einen Mietvertrag für dieselben Konditionen wie andere Unternehmen zu bekommen. Gewinne dürfen Anbauvereinigungen nicht erwirtschaften. Für Marc Thalus steht ohnehin die Gesundheit seiner Mitglieder im Vordergrund: "Sie sind jetzt nicht mehr auf den Schwarzmarkt angewiesen, sie kriegen sauberes getestetes Cannabis."
Hürden vor der ersten Ernte
Seit Juni letzten Jahres können lizensierte Social-Clubs Cannabis anbauen. Bereits einen Monat später hatte der Greifswalder Verein die Lizenz. Eine erschwerte Standortsuche, politischer Widerstand sowie die notwendige Vernichtung der ersten Pflanzen-Lieferung führten jedoch zu Verzögerungen der ersten Ernte. Auch finanzielle Sorgen begleiten Thalus. Insgesamt 76.000 Euro hat er in den Club investiert. Trotz dessen bereut er die Entscheidung nicht, den Club weitergeführt zu haben: "Es war immer mein Traum, mit Cannabis zu arbeiten, in diese Branche einzutreten und am Ende davon leben zu können."
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