Greifswald: 1.500 Menschen bei Demo gegen Rechtsextremismus

Stand: 23.01.2024 11:09 Uhr

Nachdem am vergangenen Wochenende deutschlandweit Hunderttausende Menschen gegen Rechtsextremismus demonstriert haben, gehen die Proteste diese Woche auch in Mecklenburg-Vorpommern weiter - etwa in Greifswald.

Nach Polizeiangaben haben in Greifswald rund 1.500 Menschen gegen Rechtsextremismus demonstriert. Am Montagabend versammelten sie sich unter dem Motto "Laut gegen Rechts! Nie wieder Faschismus!" auf dem Marktplatz. Ein Bündnis aus Parteien und Zivilgesellschaft hatte dazu aufgerufen, Flagge zu zeigen. Angemeldet waren laut Landkreis zuvor 250 Teilnehmer. Der Veranstalter sprach von 3.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Weitere Informationen
Ergbenissse der Sonnntagsfrage. Eine Forsa-Wahlumfrage im Auftrag der Ostsee Zeitung © Grafik NDR MV/Forsa

"OZ"-Wahlumfrage: AfD liegt in MV deutlich vor SPD

Der Vorsprung beträgt zehn Prozentpunkte. Die Zustimmung zu Ministerpräsidentin Schwesig bröckelt. Agrarminister Backhaus fährt Bestnoten ein. mehr

OB Fassbinder: "Demokratische Gesellschaft verteidigen"

Auch Greifswalds Oberbürgermeister Stefan Fassbinder (Grüne) hatte den Aufruf vorab unterstützt und Bürgerinnen und Bürger dazu aufgerufen, Haltung für Menschlichkeit, Demokratie und Vielfalt zu zeigen. "Wir müssen unsere freie, demokratische und vielfältige Gesellschaft verteidigen, das gilt auch für unsere Stadt Greifswald." Laut Stadt schlossen sich die Initiatoren der Demo den zahlreichen Kundgebungen gegen Rechtsextremismus in ganz Deutschland an.

Weitere Informationen
Tausende Menschen versammeln sich bei einer Demo gegen Rechtsextremismus auf dem Jungfernstieg. © NDR Foto: Heiko Sander

Welchen Effekt haben die Proteste gegen Rechtsextremismus?

Hunderttausende Menschen haben gegen die AfD und Rechtsextremismus demonstriert. Können sie etwas bewirken oder eint sie nur ein Minimalkonsens gegen rechts? mehr

Verbale Auseinandersetzung mit anderer Demo

Etwas später, aber ebenfalls für Montagabend war auf dem Greifswalder Marktplatz eine wiederkehrende montägliche Demonstration mit teils wechselnden Mottos angekündigt, dieses Mal mit dem Titel: "Demonstration für Frieden, Friedensverhandlungen, Souveränität, Selbstbestimmung, Unterstützung der Bauern und Selbstständigen". An der Versammlung nahmen in der Spitze etwa 130 Menschen teil, so die Polizei. Gegenüber ihnen sei es durch Teilnehmer der Versammlung gegen rechts zu "verbalen Unmutsbekundungen" gekommen. Beide Versammlungen wurden gegen 20.15 Uhr beendet.

Rechtsextremismus in Deutschland

Der Rechtsextremismus stellt laut Verfassungsschutz in Deutschland kein einheitliches Phänomen dar. Rassistische, antisemitische und nationalistische Ideologieelemente würden in verschiedenen Ausprägungen auftreten. Rechtsextremisten gingen davon aus, dass die Zugehörigkeit zu einer Ethnie oder Nation über den Wert eines Menschen entscheidet.

Allgemein bildet die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit einen grundlegenden Bestandteil rechtsextremistischer Ideologie. Aktuell werde in der rechtsextremistischen Szene auch vermehrt gegen die LGBTQI+-Community agitiert, so der Verfassungsschutz. Dieses Werteverständnis stehe in einem fundamentalen Widerspruch zum Grundgesetz.

Die Anwendung von Gewalt ist dem Verfassungsschutz zufolge eine Konstante in der rechtsextremistischen Ideologie. Sie äußert sich dabei sowohl in spontanen Gewalttaten, etwa in körperlichen Angriffen, als auch in terroristischen Anschlägen.

Die AfD-Landesverbände in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind von den Verfassungsschutzbehörden als "erwiesen rechtsextrem" eingestuft worden. In sechs weiteren Bundesländern wird die AfD als rechtsextremer Verdachtsfall geführt.

Weitere Informationen
Demonstranten am überfüllten Jungfernstieg in Hamburg. © Screenshot
2 Min

Was bewirken die Demos gegen rechte Hetze bei AfD-Anhängern?

Experten sagen, man könne sie zurückholen, denn viele Unterstützer seien nicht zwangsläufig rechtsextrem. 2 Min

Demonstranten in Neurbandenburg © Screenshot

Proteste gegen Rechtsextremismus: Auch in MV erneute Aktionen

Die Demonstrationen für den Erhalt der Demokratie gehen weiter - am Sonntag auch in Neubrandenburg und Neustrelitz. mehr

Auf dem Schweriner Marktplatz hat sich eine Menschenmenge versammelt, um gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren. © Milad Kuhpai / NDR

Breiter Protest gegen rechts - eine dauerhafte Bewegung?

Tausende demonstrieren derzeit gegen die AfD und einen bekannt gewordenen Plan zur "Remigration". Was treibt die Menschen an, die dagegen auf die Straße gehen? mehr

ARD-Verfassungsrechtsexperte Christoph Kehlbach vom SWR im Gespräch bei NDR MV Live am 17.01.2024 © Screenshot

Debatte um AfD-Verbot: Wie realistisch ist ein solches Verfahren?

"Die Hürden insgesamt sind relativ hoch", sagt ARD-Verfassungsrechtsexperte Christoph Kehlbach im Interview bei NDR MV Live. mehr

Blick auf ein Gästehaus in Potsdam, in dem AfD-Politiker nach einem Bericht des Medienhauses Correctiv im November an einem Treffen teilgenommen haben sollen. © dpa-Bildfunk Foto: Jens Kalaene

Geheimtreffen mit Rechtsextremist: Auch AfD in MV sucht seine Nähe

SPD und Linke im Landtag sehen Anlass für die Prüfung eines Verbotsverfahrens. Die AfD-Fraktion widerspricht. mehr

Demonstranten in Rostock bei einer Kundgebung. © NDR Foto: Jürn Jakob Gericke

Aufstand gegen rechts: 2.500 Menschen demonstrieren in Rostock

Nachdem in Potsdam und Berlin für den Erhalt der Demokratie demonstriert wurde, gab es in Rostock eine entsprechende Aktion. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 23.01.2024 | 05:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Flüchtlinge aus Syrien kommen mit ihrem Gepäck in einer Erstaufnahmeeinrichtung an. © Marcus Brandt/dpa

Schwerin will Asylbewerber und Bürgergeldbezieher zur Arbeit verpflichten

Das hat die Stadtvertretung am Montag beschlossen. Oberbürgermeister Badenschier und Arbeitsmarktforscher kritisieren den Beschluss. mehr

Die Applikation App WhatsApp ist auf dem Display eines Smartphones zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Im Handy abonnieren: Die NDR MV Nachrichten bei Whatsapp

Im NDR MV Whatsapp-Kanal gibts die wichtigsten Themen für Mecklenburg-Vorpommern kompakt und schnell zusammengefasst. extern