Golchener Hof: SPD-Fraktionsvize Klingohr verdiente doch mit
Die Vize-Chefin der SPD-Landtagsfraktion, Christine Klingohr, hat direkt mit verdient am Golchener Hof ihres Ehemanns. Das Hotel ist in die Schlagzeilen geraten, weil die SPD sich dort auf Steuerzahler-Kosten mehrfach eingemietet hatte.
Seit Wochen steht der Verdacht der Vetternwirtschaft im Raum. Denn das Vier-Sterne-Hotel bei Brüel im Landkreis Ludwigslust-Parchim gehört Jörg Klingohr, dem Ehemann der SPD-Fraktionsvize. Klingohr, der als Comedian "Bauer Korl" bekannt ist, hatte in der Vergangenheit mehrfach die SPD zu Gast. Ende Juni beispielsweise veranstaltete die SPD-Landtagsfraktion dort ein sogenanntes Bürgerforum mit 250 Gästen. Die Kosten von rund 15.000 Euro zahlte der Steuerzahler.
Klingohr arbeitete in ihrer Freizeit im Service
Christine Klingohr hat in der Öffentlichkeit bisher den Eindruck erweckt, sie sei wirtschaftlich mit dem Hotel nicht verbunden. Sie erklärte vielmehr, sie arbeite dort nicht, serviere den Gästen am Samstag in ihrer Freizeit aber gerne mal einen Kaffee. Neue Details lassen Zweifel an der "Liebhaberei" aufkommen, ein reines Hobby war es wohl lange nicht. Denn die 56-jährige Sozialdemokratin stand jahrelang auf der Gehaltsliste des Golchener Hofes - auch in den ersten beiden Jahren in ihrer Zeit im Parlament - also 2021 und 2022.
Wirtschaftliche Betätigung verschwiegen
Christine Klingohr hatte dort einem sogenannten Mini-Job - zuletzt mit 520 Euro im Monat. 2022 hat sie knapp 6.000 Euro verdient - inklusive Inflationsausgleich von 500 Euro. Diese wirtschaftliche Betätigung verschwieg sie in der gesamte Debatte um die Frage, warum die Landtags-SPD auf Steuerzahler-Kosten zu großen Veranstaltungen auf den Golchener Hof eingeladen hätte.
Mehrere Tagungen während der Pandemie
Auch ihre SPD-Kreistagsfraktion hat 2022 zwei Mal auf dem Golchener Hof getagt - auf Steuerzahler-Kosten. In dem Kommunalparlament ist Klingohr ebenfalls Vize-Fraktionschefin. Der Kreistag in dem SPD-geführten Landkreis Ludwigslust-Parchim hatte während der Pandemie acht Mal dort getagt - ebenfalls auf Steuerzahler-Kosten. Ein Teil der Summe, die die Politik dem Golchener-Hof gegeben hat, hat auch Christine Klingohr bekommen.
Nebenverdienste der Abgeordneten
Die neuen Details wurden eher zufällig bekannt. Denn der Landtag hatte jüngst die Nebenverdienste der Abgeordneten veröffentlicht. Auf der Liste tauchen ohnehin nur elf von 79 Parlamentariern auf. Christine Klingohr ist eine von ihnen. Unter dem Stichwort "Golchener Hof" gab sie Einkünfte in Stufe 2 an - die umfasst die Spanne zwischen 3.500 und 7.000 Euro.
Klingohr: "Kein Beschäftigungsverhältnis mehr"
Auf NDR-Anfrage teilte die SPD-Politikerin Genaueres mit. Und sie erklärte: Wirtschaftlich sei sie nicht am Golchener Hof beteiligt. Seit Dezember habe sie außerdem "kein geringfügiges Beschäftigungsverhältnis mehr auf dem Golchener Hof". Warum sie nicht mehr auf der Gehaltsliste steht, blieb offen. Auf ihrer Seite als Landtagsabgeordnete macht die Sozialdemokratin aber weiter Werbung für das Hotel ihres Mannes, der sie bis vor einiger Zeit noch bezahlt hat.