Geothermie: Schwerin heizt jetzt mit Erdwärme
Die Stadtwerke Schwerin eröffnen heute ein Erdwärme-Heizwerk. Das Geothermie-Projekt im Stadtteil Lankow soll 2.000 Haushalte versorgen. Die Anlage kostet 20 Millionen Euro.
Die Stadtwerke Schwerin eröffnen heute eine Geothermie-Anlage. Zur Einweihung kommen unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD). Auch die Chefs vieler anderer städtischer Energieversorger aus ganz Deutschland wollen dabei sein. Sie wollen wissen, wie Schwerin es schafft, aus einer vergleichsweise geringen Tiefe und mit vergleichsweise kaltem Wasser so viel Wärme-Energie zu holen.
Warmes Wasser aus 1.296 Metern Tiefe
Ingenieur Benjamin Kielgas ist der Geothermie-Betriebsmeister in der neuen Anlage und steht im Brunnenhaus. "Wir holen hier aus einer Tiefe von 1.296 Metern 56 Grad heißes Wasser heraus. Das ist Thermalsole, sie besteht zu 15 Prozent aus Salz", sagt der Stadtwerke-Mann. Das Brunnenhaus hat in etwa die unscheinbare Größe einer Gartenlaube. Hier kommt das Wasser aus über einem Kilometer Tiefe an: In einem blau-grünen Kunststoffrohr von 20 Zentimetern Durchmesser wird das Thermalwasser fließen. Bevor Schweriner ihre Wohnungen mit Erdwärme heizen können, sind noch einige Arbeitsschritte nötig.
Letzte Arbeiten, bevor die Pumpen starten
Noch schlagen die analogen Druck- und Temperaturanzeigen nicht aus. Kurz vor der Einweihung werden noch die Lampen angebaut, aber das Wesentliche ist fertig. Die Tiefenpumpe wurde vor wenigen Tagen im Bohrloch installiert. "Wir haben eine Förderpumpe eingesetzt auf 250 Meter Tiefe, die das Wasser hochdrückt, damit wir das thermal nutzen können. Das gelangt in unsere Anlage und wird dort weiterverarbeitet", beschreibt Kielgas, was tief unter Schwerin passiert.
Wärmepumpen und Wärmetauscher
Die Pumpe fördert das Wasser aus einer Gesteinsschicht, die das wertvolle Thermalwasser enthält und in die es am Ende wieder zurückgepumpt wird: ein Kreislauf. Zunächst aber fließt das heiße Tiefenwasser vom Brunnenhaus in die Geothermiezentrale. Dafür sind besondere Vorkehrungen nötig. Wegen des Salzgehalts darf das Thermalwasser auf keinen Fall in die Umwelt gelangen, sagt Ingenieur Kielgas und öffnet das Tor zur Geothermiezentrale. Hier stehen Wärmetauscher und Wärmepumpen.
Thermalwasser erwärmt Heizungswasser
Die drei Wärmetauscher erinnern an Bienenstöcke, aus Tausenden Waben bestehen die Titan-Oberflächen. Ein einzelner Tauscher habe durch die vielen Waben eine Oberfläche von 300 Quadratmetern erklärt Kielgas: "Im Kühlschrank hat man ja auch einen Wärmetauscher, der die Wärme dem Kühlschrank entzieht und an die Umgebung abgibt. Und hier entziehen wir die Wärme dem Thermalwasser und geben das an das Wasser des Zwischenkreislaufs ab."
Reihenschaltung: Wärmepumpen heizen Wasser auf
Das abgekühlte Thermalwasser kann - einen Kilometer entfernt - in den Untergrund zurückgepumpt werden, es hat seine Aufgabe erfüllt. Das Heizungswasser im Zwischenkreislauf fließt weiter zu großen Wärmepumpen in der Maschinenhalle nebenan. Die Pumpen erinnern an alte Dampflokomotiven mit ihren schwarzen großen Kesseln. Im Sommer bringen sie das Heizwasser auf etwa 80 Grad. Vier Pumpen sind in Reihe geschaltet, sagt Kielgas; So kämen sie mit den nur 56 Grad Celsius aus, mit denen das Tiefenwasser hier oben angekommen ist.
Erdwärme-Nachteil: Energiebedarf der Wärmepumpen
Die vier großen Wärmepumpen sind aber auch energiehungrig, das ist derzeit noch der Haken. Die Stadtwerke brauchen darum zusätzliche Energie. "Wir haben zwei Blockheizkraftwerke mit je einem Megawatt Leistung. Unsere Geothermiezentrale, die ganze Anlage mit Tiefenpumpe und Wärmepumpen verbraucht circa 1,7 Megawatt. Also reichen die beiden Blockheizkraftwerke aus, der Rest geht ins Netz", erklärt Kielgas. "Der Strom wird ganz normal durch Erdgas erzeugt, wird aber in Zukunft umgestellt auf Biomethan, damit wir hier grüne Energie am Standort Lankow haben."
Der Schweriner Untergrund bietet an mehreren Stellen die Möglichkeit, das heiße Thermalwasser anzuzapfen. Eine weitere Geothermie-Anlage planen die Stadtwerke bereits. Um weitere Standorte zu finden, muss der Untergrund noch einmal detaillierter untersucht werden.