Gemeinsam in Pasewalk - Ökumenischer Kirchentag Vorpommern
Alle drei Jahre feiern Protestanten, Katholiken, Freikirchler und Gäste den Ökumenischen Kirchentag Vorpommern. Am 1. Juli ist wieder soweit. In Pasewalk soll es vor allem um deutsch-polnische Kirchenthemen gehen.
Es sind gerade lange und arbeitsreiche Tage für Gerrit Marx. Im Auftrag der Nordkirche leitet er das Orga-Team des Ökumenischen Kirchentags Vorpommern. Nach Greifswald und Stralsund findet das interkonfessionelle Treffen diesmal in Pasewalk statt. Schwerpunkt der Veranstaltung: die deutsch-polnischen Beziehungen. Pasewalk als Ort der Zusammenkunft ist kein Zufall, sagt Gerrit Marx. "Pasewalk liegt ja nur 40 Kilometer von Stettin entfernt. Da bietet es sich an, das Programm gemeinsam zu gestalten." Gottesdienste, Workshops, Konzerte – das meiste wird zweisprachig stattfinden.
Plötzlich doppelt so viele Katholiken
In Löcknitz ist das seit längerem Alltag. Zum Beispiel in der katholische Gemeinde. Sie hat in den vergangenen Jahren einen enormen Wandel durchgemacht. Innerhalb kurzer Zeit verdoppelte sich die Mitgliederzahl. Das lag am Zuzug junger polnischer Familien aus dem Großraum Stettin. Zunächst hielten viele noch Kontakt zu ihren Heimatgemeinden. "Sie können sich vorstellen, dass das natürlich eine Herausforderung ist. Gerade bei Familien, die kleine Kinder haben", sagt Klaudia Wildner-Schipek. Sie leitet das katholische Begegnungszentrum "mia" in Löcknitz und hat selbst ähnliche Erfahrung gemacht. "Wenn man umzieht, muss man sich neu orientieren. Wo ist meine religiöse Heimat?"
Ausflugsstätte wird religiöse Heimat
Der polnische Zuzug stellte die kleine katholische Gemeinde Löcknitz schon bald vor ein Problem: Die Räume wurden schnell zu klein. Gottesdienste für alle – das ging bald nicht mehr. Vorübergehend konnten sie die Evangelischen Kirchen nutzen. Gemeinsam fanden alte und neue Gemeindemitglieder dann eine dauerhafte Lösung. Eine leerstehende Ausflugsgaststätte wurde gekauft und umgebaut. Jetzt gib es dort eine kleine Kapelle für Andachten und einen Mehrzwecksaal für große Gottesdienste. Bis zu 100 Gläubige nehmen daran teil. "Das Begegnungszentrum "mia" ist unser Glaubenszentrum. Man fühlt sich jetzt religiös beheimatet", berichtet Klaudia Wildner-Schipek.
Polnisch oder Deutsch als flexible Leitsprachen
Sie kümmert sich auch um die Integration neuer Gemeindemitglieder. Von Anfang sei es darum gegangen, eine Gemeinde zu werden. "Ich sehe eigentlich keine Alternative dazu. Wir sind polnische Christen, die sich gesellschaftlich integrieren. Und umso wichtiger ist es, dass man sich auch auf religiöser Ebene näher kommt." Damit das funktioniert, finden Gottesdienste meist zweisprachig statt. In Löcknitz, wo die Mehrheit mittlerweile polnische Wurzeln hat, ist die Leitsprache Polnisch. In Pasewalk Deutsch. Liturgisch wichtige Elemente werden in der jeweils anderen Sprache wiederholt.
Gemeinsames Singen in beiden Sprachen
Pragmatisch geht es auch beim gemeinsamen Singen zu. Bei Kirchenliedern, die es auf deutsch und polnisch gibt, wechselt die Sprachversion von Strophe zu Strophe. Eine Praxis, die sicherlich auch beim Ökumenischen Kirchentag Vorpommern geübt wird. Das offizielle Lied für den Kirchentag gibt es nämlich auf deutsch und polnisch.
Worum es beim Ökumenischen Kirchentag in Pasewalk geht, wie sich religiöser Alltag im Grenzraum gestaltet und wie deutsch-polnisches Miteinander gelingen kann, darum geht es in der neuen Folge unseres Podcasts "Dorf Stadt Kreis Pomerania". Zu hören in der App der ARD Audiothek und in der NDR MV App.