Flugzeugunglück weckt Erinnerungen an 1986
Der Absturz der Germanwings-Maschine über den Alpen weckt in Mecklenburg-Vorpommern Erinnerungen an ein dramatisches Unglück, das fast 30 Jahre zurückliegt: Am 12. Dezember 1986 stürzte im brandenburgischen Bohnstorf südöstlich von Berlin eine Tupolew 134 der russischen Fluggesellschaft Aeroflot ab. 70 der 82 Insassen finden bei einer der schwersten Flugzeugkatastrophen der DDR-Geschichte den Tod.
Die Abschlussfahrt endete tragisch
Wie beim Absturz der Germanwings-Maschine über den Alpen war auch damals eine Schulklasse an Bord. Die Schüler der 10a der Schweriner Ernst-Schneller-Oberschule waren auf dem Rückweg von einer Abschlussfahrt aus der weißrussischen Hauptstadt Minsk. Nur sieben Schüler überlebten den Absturz. 20 Schüler, eine Lehrerin und zwei Betreuer starben.
Bernhard Kadziochs Sohn kam nicht zurück
Unter den Opfern war auch der 16 Jahre alte Torsten Kadzioch. Sein Vater Bernhard aus Schwerin, heute 82 Jahre alt, erinnert sich an den Unglückstag: Zusammen mit seiner Frau machte er sich am 12. Dezember, einem Freitag, auf zum Bahnhof, um seinen Sohn abzuholen. Er hätte eigentlich einige Stunden zuvor in Berlin landen sollen. Aber es war eine Zeit ohne Handys, ohne Internet. Eine Zeit, in der sich nicht jede Nachricht minutenschnell weltweit verbreitete.
Schmerzvolle Erinnerungen
"Wir sind zum Bahnhof gegangen und wollten den Jungen abholen. Als wir dann auf dem Bahnhof standen, war schon eine Lehrerin da. Als sie merkte, dass wir nun so völlig hilflos dastanden und suchten und mitkriegten, es passiert nichts, es kommt kein Torsten wieder, es kommt keiner wieder von den Jungs, da kam die Lehrerin auf uns zu. Sie sagte, das Flugzeug sei abgestürzt, die Kinder werden wohl nicht kommen." Die letzten Worten des Satzes spricht Bernhard Kadzioch ganz leise, fast lautlos.
Gefühle kommen wieder hoch
Die Erinnerung fällt ihm noch immer schwer, was sind schon 30 Jahre? "Heute denke ich immer noch dran und der Schock, den ich gestern hatte - ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen." Mit "gestern" meint Bernhard Kuzioch den Moment, als er in den Nachrichten hörte, dass der Flug 4U9525 nur knapp eine Stunde nach dem Start in Barcelona inmitten der französischen Alpen zerschellte. Als klar war, dieses Unglück kann niemand an Bord überlebt haben.
Kraft für die Angehörigen
"Mich hat das schon sehr getroffen und natürlich die Tatsache, dass es wieder eine ganze Klasse war. Ich bin dabei, meine Gefühle zu sammeln und fühle mit den Angehörigen, die ihre Kinder verloren haben, genauso wie es uns damals ging", beschreibt Bernhard Kadzioch seine Gedanken zum Flugzeugabsturz der Germanwings-Maschine. "Ich hoffe nur, dass die Kraft bei den Angehörigen vorhanden ist, diesen schweren Schlag zu überwinden." Ihm half damals neben der ärztlichen Betreuung vor allem die Anteilnahme von Nachbarn und Freunden.
Auf dem Schweriner Waldfriedhof erinnert eine Gedenktafel an die Kinder und ihre Begleiter, die bei dem Absturz im Dezember 1986 starben.