Fischer ziehen im Greifswalder Bodden die Stellnetze mit Heringen an Bord eines Kutters. © dpa Bildfunk Foto: Jens Büttner

Flüssiggas-Terminal in Lubmin: Sorge um laichende Heringe

Stand: 07.01.2023 09:25 Uhr

Das erste Lubminer LNG-Terminal soll in Kürze in den Regelbetrieb gehen. Für ein zweites soll eine Pipeline verlegt werden - durch das wichtigste Laich-Gebiet des Herings.

Der Fischerei-Experte Christopher Zimmermann sieht im Bau des zweiten für Vorpommern geplanten Flüssigerdgas-Terminals Risiken für den Heringsbestand. Die größten Probleme seien beim Bau der Pipeline durch den Greifswalder Bodden zu erwarten, sagte der Leiter des Thünen-Instituts für Ostseefischerei in Rostock. Problematisch sind die Bauarbeiten demnach im Frühjahr. "Diese Zeit ist die empfindlichste für die Nachwuchsproduktion des Bestandes, und der Greifswalder Bodden das wichtigste Laich-Gebiet."

Auswirkungen während der Bauarbeiten

Ein von der Bundesregierung gechartertes schwimmendes Terminal soll etwa 30 bis 40 Kilometer vor Lubmin in der Ostsee stationiert und durch eine Pipeline an Gasleitungen in Lubmin angebunden werden. Der Energiekonzern RWE und das norwegische Unternehmen Stena-Power sollen das Projekt verwirklichen. An Land haben nach Angaben von RWE bereits Bauarbeiten begonnen. Ziel sei es, das Terminal für den kommenden Winter fertigzustellen.

Laut Zimmermann ist die Trübung durch die Bauarbeiten der wichtigste Faktor. "Wenn die Röhre erst liegt, erwarten wir keine Auswirkungen auf das Laich-Geschehen im Greifswalder Bodden." Es gebe eine Reihe von Möglichkeiten, die negativen Auswirkungen zu mindern. Dazu führten die Beteiligten Gespräche.

Per Tanker durchs flache Wasser

Für ein erstes Terminal für Flüssigerdgas (LNG) in Lubmin will die Landesregierung in der kommenden Woche die Betriebsgenehmigung erteilen. Es soll am kommenden Sonnabend im Beisein unter anderem von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) übergeben werden. Im Gegensatz zum Terminal des Bundes kommt es ohne Offshore-Pipelines aus. Kleinere Tanker transportieren das LNG durch den flachen Greifswalder Bodden nach Lubmin. Der Betreiber, das Unternehmen Deutsche ReGas, spricht von einer "virtuellen Pipeline". Die Deutsche ReGas hat nach eigenen Angaben allerdings beantragt, die noch zu bauende Pipeline auch nutzen zu können. Dadurch soll in einer weiteren Ausbaustufe des bisherigen Terminals die Kapazität erhöht werden.

Ausbau im Eiltempo

Um ausbleibende Gaslieferungen aus Russland zu kompensieren, setzt Deutschland unter anderem auf per Schiff geliefertes LNG. Dazu wurde der Bau eigener Terminals im Eiltempo vorangetrieben. Neben Lubmin verfügt auch das niedersächsische Wilhelmshaven über ein fertiges Terminal. Auch in Brunsbüttel in Schleswig-Holstein soll demnächst ein Terminal an den Start gehen.

 

Weitere Informationen
Lubmin: Der LNG-Shuttle-Tanker "Coral Furcata" läuft den Industriehafen Lubmin an. Erstmals hat ein mit Flüssigerdgas (LNG) beladener Tanker das schwimmende LNG-Terminal "Neptune" im vorpommerschen Lubmin angelaufen. © dpa Bildfunk Foto: Stefan Sauer

LNG-Terminal in Lubmin startet am 14. Januar den Betrieb

Zur offiziellen Inbetriebnahme am Sonnabend nächster Woche werden Bundeskanzler Scholz und Wirtschaftsminister Habeck in Lubmin erwartet. mehr

"LNG Powered" steht auf dem Rumpf eines beladenen Containerschiffs © picture alliance Foto: Christian Charisius

LNG: Fakten zu Flüssigerdgas und Projekten in Norddeutschland

LNG soll Deutschlands Energieversorgung sichern. Im Norden entstanden dafür mehrere Terminals, weitere sind geplant. Welche Vor- und Nachteile gibt es? mehr

AIDAcosma feierte heute ihren Erstanlauf im Hamburger Hafen. © IMAGO / Andre Lenthe Foto: Andre Lenthe

AIDA-Kreuzfahrtschiffe: Erstmal Diesel statt Flüssiggas

Wegen der hohen Preise müssen auch die LNG-fähigen Kreuzfahrtschiffe des Konzerns wieder herkömmlich aufgetankt werden. mehr

Der LNG-Shuttle-Tanker «Coral Furcata» läuft den Industriehafen Lubmin an. © dpa Bildfunk Foto: Stefan Sauer

Erstmals Flüssiggas am LNG-Terminal Lubmin angelandet

Das Gas wird unter anderem für technische Tests verwendet. Für den regulären Betrieb fehlt dem Terminal noch die Genehmigung. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 07.01.2023 | 12:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Das Einsatzschiff "Bamberg" der Bundespolizei. © picture alliance/dpa Foto: Lars Penning

Mögliche Kabel-Sabotage in Ostsee: Bundespolizei schickt Schiff

Am Mittwochabend verließ die "Bamberg" den Rostocker Hafen. Sie soll schwedische und finnische Behörden bei den Ermittlungen unterstützen. mehr

Die Applikation App WhatsApp ist auf dem Display eines Smartphones zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Im Handy abonnieren: Die NDR MV Nachrichten bei Whatsapp

Im NDR MV Whatsapp-Kanal gibts die wichtigsten Themen für Mecklenburg-Vorpommern kompakt und schnell zusammengefasst. extern

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?