Experte fordert mehr Anstrengungen für den Küstenschutz
Ein Siegerner Professor wirbt für mehr Anstrengungen und für neue Wege im Küstenschutz in Mecklenburg-Vorpommern. Auch temporäre Überflutungen sollten hingenommen werden.
Mecklenburg-Vorpommern sollte seine Bemühungen, seine Küsten vor Hochwasser zu schützen, deutlich verstärken. Allerdings müsse auch darüber nachgedacht werden, welche Bereiche für "temporäre Überflutungen freigeben" werden können, sagte Professor Jürgen Jensen, Küstenschutz-Experte an der Universität Siegen, dem NDR Nordmagazin. Weder die Außenküste noch die Binnenküste könnten so geschützt werden, dass sie auch extremen Sturmfluten widerstehen. Es müsse eine "risikoabhängige Schutzfunktion entwickelt werden, die da, wo wir nur geringe Werte im Hinterland haben, auch mal Überflutungen zulässt", so Jensen.
"Dem Wasser Raum geben"
Auch das Binnenland müsse sich laut Jensen besser auf Starkregenereignisse vorbereiten. Das sei in den vergangenen Jahren versäumt worden, obwohl es preiswerte Möglichkeiten dafür gebe. Um dem Wasser Raum zu geben, sollten Grünflächen geschaffen, Flächen entsiegelt und Zwischenspeicher aufgebaut werden.
164 Millionen Euro für den Küstenschutz
Aus Sicht des Umweltministeriums sind die bisherigen Regelungen zum Küstenschutz ausreichend. Gleichwohl müssten die Gemeinden bei Baumaßnahmen künftig die sich verändernden Wasserstände noch stärker in den Blick nehmen. Mecklenburg-Vorpommern hat nach Angaben des Ministeriums in den vergangenen zehn Jahren 164 Millionen Euro in den Küstenschutz investiert. In diesem Jahr kommen Projekte im Wert von rund 23 Millionen Euro hinzu. 65 Prozent der Küstenlinie in Mecklenburg-Vorpommern würden den Angaben zufolge ohne Schutzmaßnahmen sukzessive abgetragen. An 13 Prozent wird Land "angespült".