Ernte in MV: Von Rekorderträgen bis Totalausfall
Dieses Jahr war für die Bauern im Nordosten sehr herausfordernd. Das Frühjahr war trocken, der Juli oft verregnet und so konnten die Ackerpflanzen nicht so wachsen wie erhofft.
Die Getreidefelder sind abgeerntet, auch der Raps ist bereits eingeholt. Detlef Kurreck, Präsident des Landesbauernverbandes und selbst Landwirt bei Kröpelin, blickt auf eine sehr außergewöhnliche Ernte zurück. "Von Trockenschäden bis Feuchtigkeitsschäden ist alles dabei. Das ist schon etwas Besonderes. Das hat man nicht alle Jahre." Anfangs fehlte den Pflanzen Wasser, sie blieben klein, Getreide bildete schmächtige Körner, auch Ähren konnten nicht gut reifen. Bei der Sommergerste und beim Hafer war das vielerorts zu beobachten, regional mal mehr mal weniger. Gerade schwache Böden halten die Feuchtigkeit nicht so gut und vor allem dort sind Getreidepflanzen auch vertrocknet.
Regen lässt Unkraut sprießen
Mit Blick auf die Statistik war es zwar kein extrem nasser Juli. Aber es hat in diesem Monat sehr unterschiedlich stark geregnet. Laut NDR Wetterstudio auf Hiddensee hat es von der Müritz bis ins östliche Vorpommern deutlich weniger geregnet als in den anderen Landesteilen. Da, wo viel Regen fiel, konnte das Unkraut sehr gut wachsen. Es zieht zum einen wichtige Nährstoffe aus dem Boden, zum anderen beeinflusst es die Ernte stark. "Es bringt zusätzlich Feuchtigkeit in die Partien und erschwert den Drusch natürlich erheblich," so Bauernverbandspräsident Detlef Kurreck. Getreide, Erbsen, auch Ackerbohnen konnten nicht rein geerntet werden, sondern nur mit viel Unkraut.
Teilflächen wurden untergemulcht
Wegen des Regens kamen Landwirte oft tagelang nicht aufs Feld. Überreife Pflanzen brachen unter der Regenlast um, lagen platt auf der Erde und konnten teilweise gar nicht mehr geerntet werden. Davon sind laut Kurreck auch viele Ökobetriebe betroffen. Seinen Worten nach wäre es viel zu teuer und aufwendig gewesen, diese Ernte zu trocknen und zu reinigen. Und so wurden immer mal wieder ganze Ackerflächen mit Sommergerste, Hafer, Erbsen und Ackerbohnen untergemulcht.
Weizenqualität litt besonders
Landwirte haben regional sehr unterschiedliche Verluste eingefahren, teilweise sogar Ernterekorde erzielt, etwa bei der Wintergerste, die im späten Juni traditionell die Erntesaison eröffnet. Für sie seien die Witterungsbedingungen noch relativ gut gewesen, resümiert Bauernverbandspräsident Detlef Kurreck. "Ich selbst wirtschafte in der Endmoräne. Da haben wir auch schwache Böden und da war die Ernte schlecht. Auf besseren Böden haben wir teilweise sogar Rekorde eingefahren, sodass wir im Landesdurchschnitt ziemlich gut dastehen." Kurreck blickt aber auch auf den Weizen, für Mecklenburg-Vorpommern die bedeutendste Getreideart. Landwirte setzen vor allem auf Weizen für die Backindustrie. Der muss eine hohe Qualität haben, eiweißreich sein.Und das funktionierte in diesem Jahr oft nicht. Weizen konnte vielerorts nur noch als Futterweizen gedroschen werden. Wenn es gut läuft, bekommen Bauern laut Kurreck für eine Tonne Backweizen bis zu 240 Euro, für Futterweizen etwa 170 Euro pro Tonne.
Gutes Jahr für Kartoffelbauern
Andere Kulturen haben vom Sommerregen profitiert, etwa Raps, weil sich in dieser Zeit die Körner in den Schoten ausbilden. Auch Mais und Zuckerrüben tat der Regen gut. Sie werden ab Mitte September geerntet. Bei Kartoffeln läuft die Ernte bereits seit ein paar Tagen. Und für diese Kulturen erwartet der Landesbauernverband gute bis sehr gut Erträge, vor allem bei den Kartoffeln. "Das Preisniveau ist gerade sehr gut. Nordafrika und Spanien beliefern uns im Frühjahr immer traditionell mit Kartoffeln. Doch diese Ernte ist in diesem Jahr wegen der Trockenheit dort komplett ausgefallen." Von dieser Situation profitieren die Bauern in Mecklenburg-Vorpommern, weil am Weltmarkt die Preise für Kartoffeln gerade sehr gut sind.