Ehrenamtspreis: Schüler fotografieren "Lost Places" in Gnoien
Wird Gnoien eine lebenswerte Stadt bleiben? Damit haben sich die 22 Schüler der Warbelschule nach dem Unterricht beschäftigt. Sie gestalteten Collagen der "Lost Places" und formulierten ihre Zukunftswünsche.
Eingeschlagene Fenster und eingestürzte Dächer. Verlassene Häuser gibt es in der kleinen Innenstadt in Gnoien im Landkreis Rostock viele. Gemeinsam mit ihrer Klassenlehrerin sind die Schülerinnen und Schülern der Klasse 9a der Warbelschule durch die Stadt spaziert und waren schnell fasziniert von den vielen zerfallenen Gebäuden. Was war hier passiert? Wieso stehen diese Häuser leer? Das sind einige der Fragen, die sie sich gestellt haben.
Geklebt, gemalt und gestaltet
Daraus wurde ein Klassenprojekt. Die Jugendlichen suchten sich einen sogenannten Lost Place aus, fotografierten ihn und fertigten gemeinsam mit dem Künstler Malte Brekenfeld Collagen an. Sie recherchierten und sprachen mit dem Bürgermeister, um etwas über ihre Lost Places zu erfahren. Die 22 Collagen präsentierten sie in einer Ausstellung zunächst im Rathaus, dann in einem leeren Ladenlokal in der Innenstadt.
Die glanzvolle Zeit ist vorüber
Schülerin Guiliana Kugler hat sich das alte Ballhaus aus dem 19. Jahrhundert ausgesucht. "Es ist riesig und war mal ein wunderschönes Haus, bevor es zerfallen ist", erzählt Guiliana. "Ich dachte mir, dass da bestimmt viel los war. Da wurden Bälle getanzt. Es gab ein Kino und eine Kegelbahn", erzählt Guiliana. Doch diese Zeiten hat die 15-Jährige nicht miterlebt. Auch zu der Ruine des Kornspeichers hinter dem alten Friedhof und der längst abgerissenen Wassermühle aus dem Mittelalter haben die Schüler Collagen gestaltet.
Ein weiterer Lost Place in Gnoien ist ein Eckhaus in der Friedensstraße. Jahrelang ist Schülerin Anjali Sengbusch an dem Haus vorbei zur Schule gelaufen und hat sich gefragt, warum das Gebäude so zerfällt. "Ich bin eine Romantikerin und mag Liebesbriefe. Darum habe ich mir eine Geschichte zu dem Haus ausgedacht", erzählt Anjali. Ihre fiktive Geschichte: Der Hausbesitzer ist im Krieg geblieben. Übriggeblieben sind nur seine Briefe an die Familie.
Ehrenamtlich und engagiert
Begleitet wurde das Klassenprojekt ehrenamtlich – von der Kunstlehrerin Brigitte Willert. "Meine Schüler haben gelernt durch Engagement. Das heißt, sie haben sinnstiftend gelernt und dadurch ist die Bereitschaft natürlich viel größer. Besonders das freie Sprechen und ihr Selbstbewusstsein hat sich entwickelt. Man merkt, dass sie sich jetzt sicherer im Leben fühlen. Und das ist doch das Wichtigste", so die Lehrerin.
Preis der Ehrenamtsstiftung MV
Das Lost-Places-Projekt wird nun von der Ehrenamtsstiftung MV ausgezeichnet mit dem Ehrenamtspreis "Lernen durch Engagement". Die Ausstellung soll nicht nur Vergängliches zeigen, sondern auch dazu beitragen, dass Gnoien für die Jugendlichen lebenswert bleibt. Hinter dem Projekt stecken auch Wünsche der 15-Jährigen - zum Beispiel nach einem Bahnhof in Gnoien, einem Skaterpark und besserer Vereinsarbeit bei der Feuerwehr und im Sport. Ihre Ideen haben sie auch mit Bürgermeister Lars Schwarz (CDU) besprochen. Er ist begeistert von ihrem Engagement. Es sei wichtig, dass die jungen Leute sich einbringen und ihre Wünsche formulieren, denn so könne er versuchen, die Wünsche der Jugend konkret umzusetzen, so Schwarz.