"Die Rekruten": Bundeswehr dreht Web-Serie
Die Bundeswehr will von November an mit einer täglichen Reality-Dokumentation auf dem Internet-Videoportal YouTube um Nachwuchs werben. Dazu werden zwölf Rekruten - zehn Männer und zwei Frauen - bei ihrer Grundausbildung an der Marinetechnikschule Parow bei Stralsund mit der Kamera begleitet. Jeden Tag komme eine neue fünf Minuten lange Folge ins Netz - drei Monate lang, sagte der Kommunikationschef für die Arbeitgebermarke Bundeswehr, Dirk Feldhaus. "Wir zeigen die Höhen und bewusst auch die Tiefen. In den drei Monaten Grundausbildung kommt jeder Rekrut an seine Grenzen."
Nachwuchs für die Armee gewinnen
Wie der Leiter der Marinetechnikschule, Michael Möding, NDR 1 Radio MV sagte, hätten die Dreharbeiten schon Anfang Oktober begonnen. Die Aktion in den sozialen Medien sei mehr als sinnvoll und genau das Richtige, um den potentiellen Nachwuchs für die Bundeswehr zu erreichen. Denn seit dem Aussetzen der Wehrpflicht konkurriere die Bundeswehr wie jedes andere Unternehmen auf dem Arbeitsmarkt um Nachwuchskräfte, so Möding.
Gerade in der Mannschaftslaufbahn fehlt laut Möding der Nachwuchs, allen voran mangele es an Elektrotechnikern. Mit Blick auf die fünf neuen Korvetten der Marine, die besetzt werden müssen, brauche es Soldaten, die die Maschinen auch bedienen können. Die würden in Parow ausgebildet. Daher werde die Serie auch dort gedreht,
Millionen-Kosten sorgen für Kritik
Vom 1. November an wird jeden Tag ein neuer Teil der Serie mit dem Titel "Die Rekruten" gezeigt. Die Produktionskosten belaufen sich laut Bundeswehr auf 1,7 Millionen Euro. Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hans-Peter Bartels (SPD), zweifelt am Nutzen der Filme: Wichtige Investitionen in die Ausstattung für die Bundeswehr würden in die nächste Wahlperiode verschoben. "Die Sicherheitslage erfordert eigentlich, dass Investitions-Entscheidungen nicht auf die lange Bank geschoben werden", sagte Bartels dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Bundeswehr brauche ihre volle Ausstattung schnell und nicht erst in 15 Jahren. "Momentan übersteigen die Anforderungen deutlich die vorhandene militärische Leistungsfähigkeit", so Bartels weiter.
Auch die Grünen im Bundestag hatten die Serie wegen der Kosten kritisiert und eine bessere Ausstattung der Bundeswehr gefordert. Der Landesvorsitzende der Grünen in MV, Johann-Georg Jaeger, sagte, die Kritik sei berechtigt, jedoch müsse die Bundeswehr auch für sich werben. Die Grünen hätten damals für die Abschaffung der Wehrpflicht gestimmt.
Linke kritisiert: "Werbefilmchen fürs Sterben im Ausland"
Der friedenspolitische Sprecher der Linksfraktion in Mecklenburg-Vorpommern, Peter Ritter, ging weiter und bezeichnete das Projekt am Montag als "Blödsinn": "Nach 'Bauer sucht Frau' kommt nun eine neue Show 'Uschi sucht Soldaten'". Statt auf den Unterhaltungsfaktor zu setzen, sollte die Bundeswehr nach dem Aussetzen der Wehrpflicht auf ihren Grundgesetzauftrag - die Heimatverteidigung - zurückgeführt werden. "Werbefilmchen fürs Sterben im Ausland braucht niemand", so Ritter.