Die Blutwurz ist die Arzneipflanze des Jahres
Die Blutwurz kennen sicher die wenigsten. Genau deswegen kürt der "Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde" seit 25 Jahren die "Arzneipflanze des Jahres". So soll an die pharmazeutische Nutzung traditioneller Heilpflanzen erinnert werden.
Und das völlig zurecht, denn die Blutwurz kann ziemlich viel. Früher wurde sie auch Bauchwehkraut oder Ruhrwurz genannt. Denn genau dagegen soll die Pflanze helfen, sagt die Schweriner Kräuterexpertin Anne-Katrin Schmiedehaus: "Vor allem bei Durchfallerkrankungen, auch bei chronischen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Auch Haut- oder Schleimhauterkrankungen und alle Arten von Wunden kann sie heilen." Die Blutwurz hilft auch sehr gut bei Menstruationsbeschwerden und Entzündungen im Mund und Rachen.
Chronische Verdauungsprobleme sind weit verbreitet
Der Wurzelstock der Pflanze enthält bis zu 30 Prozent Gerbstoffe – die wirken entkrampfend, zusammenziehend und entzündungshemmend. Aktuell leiden ca. 30 Prozent der Bevölkerung in Europa an chronischen Verdauungsproblemen. Ein Grund, warum der Studienkreis der Uni Würzburg zum ersten Mal eine Gerbstoffdroge als Arzneipflanze des Jahres gekürt hat. Als Drogen werden übrigens alle getrockneten Pflanzen bezeichnet.
Wirkstoffe stecken in der Wurzel
Der etwas merkwürdig Name "Blutwurz" kommt daher, weil die Wirkstoffe der Heilpflanze in der Wurzel stecken. Wenn man diese anschneidet, tritt ein roter Saft aus – der entsteht, wenn der Hauptwirkstoff Tormentill mit Luft reagiert. Es sieht dann aus wie eine blutende Wunde. Ansonsten ist die Pflanze deutlich hübscher als der Name verspricht. Sie zählt zu den Rosengewächsen, wird rund 30 Zentimeter hoch und hat vier gelbe Blütenblätter.
Anwendung als Heilbad oder im Tee
Die Heilpflanze kommt in ganz Europa und Asien vor. Sie wächst bevorzugt auf eher mageren bis sauren Böden und in Niedermooren. Man kann sie auch selbst im Garten anpflanzen. Getrocknete Wurzeln gibt es etwa in der Apotheke oder online. Sie werden meist als Tinktur verwendet, für Heilbäder oder klassisch als Tee. Anne-Katrin Schmiedehaus empfiehlt: "Man kann das Pulver kaufen oder die geschnittene Wurzel, wobei es besser ist, beim Teekochen, die Wurzel immer frisch zu mahlen. Weil die Gerbstoffe sich verlieren - also die Wurzel nicht auf Vorrat mit der Gewürzmühle zu Pulver mahlen, sondern immer frisch."
Tradition aus Bayern: Blutwurz-Schnaps
Der Tee sollte höchstens fünf Minuten ziehen und schmeckt leicht bitter – obwohl die Gerbstoffe selbst nicht bitter sind. Wer es mit ein paar Umdrehungen mag und Alkohol verträgt, dem sei bei Verdauungsproblemen der traditionelle bayerische Blutwurz-Schnaps oder -Likör empfohlen. Dabei handelt es sich übrigens um ein von der EU geschütztes Rezept.