Beruf Huforthopädin: "Wir dürfen alles außer Eisenbeschlag"
In Deutschland leben etwa 1,2 Millionen Pferde. Alle müssen regelmäßig zur Huf-"Pediküre". Es gibt aber nur noch 3.500 Hufschmiede - Tendenz sinkend. Eine Alternative zu Hufschmieden sind Huforthopäden.
Birgit Höllmer beugt sich über den Vorderhuf der kleinen Shettystute Xandra. Artig und ganz entspannt steht die 13-jährige Fuchsstute angebunden an Holzbalken. Sie hatte Rehe - eine schmerzhafte Entzündung der Huflederhaut. "Ich habe jetzt hier an dem Huf den Tragrand gekürzt, weil der ziemlich hoch war", erklärt Höllmer. "Und ich habe den Strahl beschnitten. Das Pony hatte die letzte Zeit wegen der Hufrehe ziemlich weich gestanden. Jetzt glätte ich hier noch den Tragrand", erläutert Höllmer. Dann beginnt die Huforthopädin mit der Feile den Huf zu kürzen.
Sie ist Spezialistin für "Barhufpferde"
Die 51-Jährige aus Waren wird oft zu Problemfällen gerufen. Meist dann, wenn die Besitzer schon einiges vergeblich probiert haben - nach Pferde-Krankheiten wie Hufkrebs, Rehe oder Hornspalten. In vielen Fällen sei "eine nicht gerade kluge Hufbearbeitung das Problem," sagt Birgit Höllmer. Sie muss es wissen, denn Huforthopäden sind Spezialisten für "Barhufpferde" - also alle Pferde, die keine Eisen tragen. "Hufbeschlag machen wir nicht. Wir dürfen alles außer Eisenbeschlag." Grundsätzlich kümmern sich Huforthopäden also erst mal nur um Barhuf.
Sie ist komplett ausgebucht
Die Ausbildung zum Huforthopäden dauert zwei Jahre, sie ist körperlich anstrengend und muss selbst finanziert werden. Birgit Höllmer ist - so sagt sie - die einzige Vollzeit-Huforthopädin im Land. Und: Sie ist komplett ausgebucht. Von ihrem Wohnort Waren aus besucht sie Kunden in einem Radius von rund 100 Kilometern. Shetty-Züchterin Katharina Gruhle ist von der alternativen Hufbearbeitung absolut überzeugt: "Ich habe festgestellt, dass ich für ein Freizeitpferd keinen Schmied beziehungsweise keinen Beschlag benötige. Das ist für mich unsinnig. Erst recht, seit ich Birgit kennengelernt habe und gesehen habe, wie sie ein Rehe-Pferd , was nicht mehr laufen konnte, wieder dazu gebracht hat, geritten zu werden. Das hat mich komplett überzeugt."
Es kommt auf den Abrieb an
Immer noch werden zwischen 60 und 70 Prozent aller Sportpferde in den Reitställen beschlagen. Birgit Höllmer ist überzeugt davon: Das ist nicht nötig. Grundsätzlich könnten alle Freizeitpferde erst mal barhuf laufen. Allerdings käme es natürlich darauf an, wofür die Pferde genutzt werden, so die Huforthopädin. "Es kommt immer auf den Abrieb an. Pferde, die viel auf der Straße genutzt werden, die brauchen sicherlich einen Hufschutz. Egal ob Hufschuh, Kunststoff- oder Eisenbeschlag."
Interessante berufliche Differenzierung
In Mecklenburg-Vorpommern leben laut Pferdezuchtverband übrigens etwa 24.000 Pferde und Ponys. Für alle, die mehr über den Unterschied zwischen Huftechniker, Hufpfleger und Huforthopäde wissen möchten - auf der Homepage der Deutschen Huforthopädischen Gesellschaft e.V. gibt es die Infos.