Angorakanichen © NDR

Angorakaninchen - Rote Liste der gefährdeten Nutztiere 2024

Stand: 20.01.2024 11:50 Uhr

In Berlin trifft sich gerade die Agrarwelt auf der Grünen Woche. Auf einem Symposium stellt die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen das Angorakaninchen vor - die gefährdete Nutztierrasse 2024. Bundesweit gibt es nur noch 50 Züchter. Einer von ihnen ist Peter Kalugin aus Schlagresdorf in Nordwestmecklenburg.

von Silke Müller

Neugierig kommen die drei schneeweißen Häsinnen samt Nachwuchs an die Boxengitter gehoppelt, als Peter Kalugin in den Stall kommt. Vorsichtig öffnet er eine Box und nimmt eine auf den Arm - ein Berg plüschiges Fell, Puschelohren und rote Augen. "Typisches Rassemerkmal ist der Ohrschmuck, der Bartwuchs und gleiche Haarlängen auf beiden Seiten", erklärt der Züchter.

Aus Mutation entstanden

Entstanden sind die Langhaar-Kaninchen vermutlich durch eine Mutation im 18. Jahrhundert. Die ersten sollen von englischen Seeleuten nach Südfrankreich verschifft worden sein. In ganz Deutschland gibt es mittlerweile nur noch 500 registrierte Zuchttiere. Das Angorakaninchen steht auf der Roten Liste. Es ist in seinem Bestand stark gefährdet.

Rasse erhalten

Für Peter Kalugin ist es wichtig, dass diese Rasse erhalten wird. "Es ist die älteste Kaninchenrasse der Welt. Sie ist circa 1732 das erste Mal aufgetreten und jahrzehntelang dahin gezüchtet, wo wir sie heute haben." Angoras gibt es in den Farben schwarz, blau und gelb. Peter Kalugins Tiere sind reinweiße Albinos.

Zwei Kilo Wolle pro Jahr

Circa zwei Kilogramm Wolle liefern die Tiere pro Jahr. Sie müssen alle drei Monate geschoren werden, weil das Fell sonst ohne Ende weiterwächst. Der Züchter versichert, das Scheren mache den Kaninchen nichts aus. "Das Tier ist in seiner gewohnten Umgebung, kommt auf einen Tisch und wird in aller Ruhe mit einer normalen Schermaschine geschoren, wenn die Wolle sechs bis sieben Zentimeter lang ist."

Kaninchen aus Frankreich und China

Angorawolle ist extrem leicht und warm. Sie kostet rund 25 Euro pro Kilo. Verarbeitet wird das Naturprodukt zu Socken, Decken und Thermo-Unterwäsche. In Deutschland allerdings kaufen meist nur noch Privatleute die Wolle. Die meisten Angorakaninchen werden mittlerweile in Frankreich und in China gezüchtet. In Asien passiert diese zum Teil unter tierschutzwidrigen Bedingungen. Auch darauf will die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen aufmerksam machen.

Flauschig dank Bürste und Föhn

Wenn Peter Kalugin seine Tiere chic macht für Ausstellungen wie auf der Grünen Woche, dann greift er auch schon mal zu Hilfsmitteln wie Bürste und Föhn. Damit werde die Wolle schön flauschig, schmunzelt der Züchter. Und dann hebt er die weiße Kaninchen-Dame wieder zurück in die Box, wo die Jungen schon ungeduldig warten.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 20.01.2024 | 12:00 Uhr

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