Datenleck im Rostocker Rathaus beschäftigt Staatsanwaltschaft
Die Rostocker Stadtverwaltung hat nach einem Datenleck die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Nach NDR Informationen hat eine ehemalige Mitarbeiterin im Einwohnermeldeamt mehr als 100 Adress- und Personendaten von Stadtbeschäftigten und Richtern unerlaubt abgegriffen.
Der Fall klingt ominös: Die Frau hat offenbar mit einem Passwort einer ehemaligen Kollegin Adress- und Personendaten der Betroffenen und ihrer Familienangehörigen kopiert - also auch der Kinder. Die Stadt bestätigte auf NDR Anfrage den Datenabgriff - äußerte sich mit Hinweis auf Strafanzeigen und Ermittlungen der Staatsanwaltschaft aber nicht im Detail und auch nicht zu Art und Umfang des Datenklaus.
Daten bei Hausdurchsuchung sichergestellt
Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte Ermittlungen. Es gebe in dem Fall mehrere Anzeigen. Nach den bisherigen Erkenntnissen bewege sich die Zahl der unerlaubten Datenzugriffe im "dreistelligen Bereich". Nach NDR Informationen haben die Ermittler bei einer Hausdurchsuchung weitere Daten sichergestellt. Zweimal - Anfang Oktober und Ende November - informierte Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger (Die Linke) die Betroffenen, auch die eigenen Stadtbeschäftigten, per Brief über das Datenleck und entschuldigte sich "für die Unannehmlichkeiten".
Hausverbot für Verdächtige
Man habe der Verdächtigen Hausverbot erteilt, hieß es in dem Schreiben, das dem NDR vorliegt. Die Briefe lösten Verwunderung und Besorgnis aus. Offenbar sind auch die Personendaten von rund 20 Richtern und Richterinnen abgegriffen worden. Kröger empfahl allen Betroffenen, sie sollten "wachsam sein und auf ungewöhnliche Aktivitäten achten".
Stadt unterstützt Beschäftigte juristisch
Auf Anfrage erklärte die Stadt, sie habe die Sicherheitsvorkehrungen verschärft, unter anderem durch eine Sensibilisierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In Einzelfällen will die Stadt die Anwaltskosten der eigenen Beschäftigten übernehmen, die gegen den Abgriff ihrer Daten geklagt haben. Warum die Stadt nicht von sich aus die Öffentlichkeit über den Vorfall informiert hat, ist bisher offen. Sie habe den Datenschutzbeauftragten des Landes informiert, der könne sich aber erst nach Abschluss der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen einschalten.