Uboot im Sonnenuntergang © Bundeswehr Foto: Björn Wilke

Bergamt veröffentlichte geheime NATO-Daten: Pegel räumt "Versehen" ein

Stand: 14.12.2023 14:48 Uhr

Das Bergamt Stralsund hat bei der Genehmigung der Pipeline Nord Stream 2 versehentlich sensible Militärdaten veröffentlicht - auch von Schusszahlen bei Übungen von U-Booten der NATO. Innenminister Pegel sprach im Landtag von einem "Versehen". Jetzt hagelt es Kritik.

Vor etwa zwei Wochen sorgte eine Nachricht aus dem Untersuchungsausschuss des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern für Aufsehen. Dabei wurde bekannt, dass im Zuge der Genehmigung der Nord Stream 2 Pipeline versehentlich militärische Daten zu NATO-U-Booten und -Munition veröffentlicht wurden. Das war am Donnerstag noch einmal Thema in der Sitzung des Landtags in Schwerin.

Sensible Daten im Zuge der Nord-Stream-2-Genehmigung nachgefragt

Es geht um militärische Daten zu Übungsgebieten und Munition der NATO in der Ostsee. Die Bundeswehr hatte diese für die Planung der Pipeline geliefert - vertraulich. Als die fertige Planung wie üblich durch das zuständige Bergamt Stralsund veröffentlicht wurde, seien dabei versehentlich auch konkrete Schusszahlen von Militärübungen dabei gewesen, erklärte Innenminister Christian Pegel (SPD).

Pegel erläutert Daten-Panne im Landtag

Aufgefallen war das der Bundeswehr - "die dann festgestellt hat, dass da ein Versehen passiert ist", so Pegel am Donnerstag im Landtag. "Daten, die sie ursprünglich als Verschlusssache gekennzeichnet hatte und nicht veröffentlicht wissen wollte." Laut Pegel hatte sich die Bundeswehr dann an das Bergamt gewendet und auf das Versehen hingewiesen. "Und man hat dann die entsprechenden wenigen Schwärzungen in die Auslegung gegeben", so der Minister.

Weitere Informationen
Das Verlegeschiff "Audacia" des Offshore-Dienstleisters Allseas verlegt in der Ostsee vor der Insel Rügen Rohre für die Gaspipeline Nord Stream 2. (Luftaufnahme mit einer Drohne/Copter) © dpa-Bildfunk Foto: Bernd Wüstneck

Zeugenbefragung: Wollte Russland NATO-Daten zur Ostsee?

Russland soll im Zuge der Genehmigung der Nord-Stream-2-Pipeline versucht haben, an geheime NATO-Daten zu gelangen. mehr

Bergamt machte Verschlusssache im Internet frei zugänglich

Die Erläuterungen des Ministers riefen massive Kritik hervor - insbesondere der Umstand, dass dieses Versehen erst auf Nachfrage öffentlich geworden sei. Noch in der jüngsten Pressemitteilung des Wirtschaftsministerium als Aufsichtsbehörde des Bergamts sei die Veröffentlichung militärischer Geheimnisse im Genehmigungsbescheid rundheraus geleugnet worden, monierte Hannes Damm, Obmann der Grünen im Untersuchungsausschuss zur Klimaschutzstiftung. "Erst nach erneuter Nachfrage in der heutigen Fragestunde des Landtags räumte Minister Christian Pegel nun doch das 'Versehen' ein, dass Daten aus eingestuften Verschlusssachen durch das Bergamt im Internet frei zugänglich gemacht wurden."

Grüne: Pegel muss "wieder einmal eine Lüge einräumen"

Zugleich habe der Minister suggeriert, dass die Bundeswehr ihre sensiblen Daten seinerzeit freimütig herausgegeben habe. Dabei habe Pegel die Mitwirkungspflicht für die nichtöffentliche Sicherheitsbewertung im Zuge des Genehmigungsverfahren verschwiegen, der die Bundeswehr in solchen Fällen unterliegt. Die heutige Befragung habe offenbart, dass die SPD mit ihrem Versuch, die Bundeswehr als unglaubwürdig zu diskreditieren, gescheitert ist. "Am Ende musste Christian Pegel in der Causa Nord Stream 2 wieder einmal eine Lüge einräumen, die sich nicht länger vertuschen ließ", so Damm.

Weitere Informationen
Podcast Akte Nord Stream 2 - Eine Pipeline unter Wasser © iStock Foto: golero

Akte Nord Stream 2 - Gas, Geld, Geheimnisse

Wie viel Einfluss übte Russland auf die Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern aus? In diesem Podcast öffnen wir die Akte Nord Stream 2. mehr

Interesse Russlands an westlichen Militärdaten

Russland soll nach Erkenntnissen von Landtagsabgeordneten aus Mecklenburg-Vorpommern versucht haben, über das Genehmigungsverfahren für die Erdgasleitung Nord Stream 2 an geheime Daten der NATO in der Ostsee zu gelangen. Das hatten Parlamentarier verschiedener Fraktionen nach einer Zeugenbefragung Anfang Dezember im Untersuchungsausschuss übereinstimmend geäußert.

Nord Stream 2, Klimastiftung und Ukrainekrieg

Die Klimastiftung war zu großen Teilen von Nord Stream 2 finanziert worden, weshalb auch Aspekte ihres Baus untersucht werden. Die Stiftung war auf Beschluss des Landtags Anfang 2021 gegründet worden, um die Fertigstellung der Erdgasleitung Nord Stream 2 unter Umgehung angedrohter US-Sanktionen zu ermöglichen, was auch gelang. Nord Stream 2, Tochterunternehmen des russischen Staatskonzerns Gazprom, war mit 20 Millionen Euro der größte Geldgeber für die Klimaschutzstiftung MV. Die Erdgaspipeline ging infolge des russischen Überfalls auf die Ukraine im Februar 2022 nicht in Betrieb.

Weitere Informationen
Auf einer Tafel steht "Stiftung Klima und Umweltschutz MV". © Screenshot

Rechtsanwalt soll Klimastiftung MV auflösen

Es ist das erste Mal, dass der Landtag einen Beauftragten bestellt, um einen Parlamentsbeschluss umzusetzen. mehr

Christian Pegel (SPD, M), Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, bei einem Interview. © dpa picture alliance Foto: Jens Büttner

Ausschuss will Pegels Mails wiederherstellen lassen

Der Parlamentarische Untersuchungsausschuss zur Klimastiftung will sich nun direkt an das Datenverarbeitungszentrum des Landes wenden. mehr

Befragung durch den Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Klimastiftung MV © NDR Foto: Anna-Lou Beckmann

PUA zur Klimastiftung nahm Wismarer Institut in den Fokus

Die Opposition hat die Aktivitäten des Ostinstituts im Zusammenhang mit der Russland-Politik der Landesregierung hinterfragt. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 14.12.2023 | 14:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Eine Grafik zeigt, wo die beiden Datenkabel, die zwischen Gotland und Litauen sowie Helsinki und Rostock verlaufen, sich kreuzen © NDR.de Foto: Grafik

Defekte Datenkabel in Ostsee: War es ein chinesisches Schiff?

Die Ursache ist unklar, Betreiber und Verteidigungsminister gehen von äußerer Einwirkung aus. Schweden ermittelt wegen möglicher Sabotage. mehr

Die Applikation App WhatsApp ist auf dem Display eines Smartphones zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Im Handy abonnieren: Die NDR MV Nachrichten bei Whatsapp

Im NDR MV Whatsapp-Kanal gibts die wichtigsten Themen für Mecklenburg-Vorpommern kompakt und schnell zusammengefasst. extern