Bauwirtschaft in MV: Steigende Kosten und leere Auftragsbücher
Die Bauwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern kämpft mit steigenden Material- und Lohnkosten, während Aufträge ausbleiben. Besonders der Wohnungsbau ist eingebrochen, der Fachkräftemangel erschwert die Lage zusätzlich. Der Bauverband fordert eine Entlastung durch die Politik.
Material teuer, Energie teuer, Löhne gestiegen: Die Bau-Kosten für die Betriebe seien innerhalb der vergangenen drei Jahre um mehr als 20 Prozent gestiegen, sagt der Präsident des Bauverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Thomas Maync. Hinzu kämen noch die gestiegenen Lohnkosten. Diese Preiserhöhungen könnten nicht in gleicher Form weitergegeben werden. Er rechnet deshalb mit stagnierenden Preisen für Eigenheimbauer.
Leere Auftragsbücher
Im Tiefbau haben die Betriebe noch einen Auftragsvorlauf von drei bis sechs Monaten. Derzeit sei es aber so, dass sich viele Betriebe um wenige Aufträge streiten würden. Ein Beispiel: Für den Bau von Bushaltestellen in Sukow bei Schwerin - das Auftragsvolumen liegt zwischen 50- und 90.000 Euro - hätten sich 15 Betriebe beworben. Zum Teil seien sie von weit hergekommen. So gab es Anbieter aus der Prignitz und aus Vorpommern. Beim Hochbau haben die Betriebe nur einen Vorlauf von bis zu drei Monaten. Der Wohnungsbau sei eingebrochen. Der Bauverband legt dazu beispielsweise Zahlen aus Rostock vor. Im Jahr 2022 wurden in der Hansestadt noch 1267 Wohnungen fertiggestellt, im vergangenen Jahr waren es nur 362. Und das, obwohl gerade in den großen Städten ja Wohnungsmangel herrsche, so der Verband.
Fachkräftemangel ein großes Thema
Nach Angaben des Bauverbandes sind in Mecklenburg-Vorpommern rund 13.500 Menschen in der Baubranche beschäftigt. Die Betriebe wollten die Mitarbeiter auch halten und schickten sie deshalb bei fehlenden Aufträgen in Saisonkurzarbeit. Fachkräftemangel ist auch beim Bau ein großes Thema. Die rund 1.000 Betriebe im Land müssten jedes Jahr rund 450 Facharbeiter ersetzen, so der Verband. Im ersten Lehrjahr seien derzeit aber nur knapp 240 junge Menschen in Ausbildung. Verschärfend komme hinzu, dass statistisch gesehen drei Jahre nach Ausbildungsende nur noch die Hälfte der Absolventen in einem Bauberuf arbeite. An den Verdienstmöglichkeiten dürfe das nach Einschätzung des Bauverbandes angesichts eines Stundenlohns von 17 Euro nicht liegen.
Verband spricht von Schildbürgerstreich
Der Bauverband beklagt auch den Verlust von Fördermitteln für das Ausbildungszentrum in Rostock. 400.000 Euro gab es noch im vergangenen Jahr, in diesem Jahr fällt diese Summe weg. Der Grund: Die Berufsausbildung wurde neu geregelt, es gibt neue Berufsbilder, dafür aber noch keine neuen Ausbildungspläne. An die sind aber die Fördermittel geknüpft. Der Bauverband spricht hier von einem Schildbürgerstreich.
Forderungen an neue Bundesregierung
Der Bauverband hofft mit Blick auf die Bundestagswahl auf bessere Bedingungen für die Branche. Unternehmen müssten von Bürokratie entlastet und Vorgaben vereinfacht werden. Beispielsweise sollten Standards reduziert und Vorschriften entschlackt werden.