Baustelle neues Volkstheater Rostock: Erste archäologische Funde
Erst seit zwei Wochen laufen die Ausgrabungen auf der Baustelle am Bussebart in Rostock, wo ab 2028 das neue Volkstheater stehen soll. Schon jetzt gab es zahlreiche Funde.
Julia Dabel streicht mit einer breiten Bürste mit kräftigen Bewegungen über alte Steine. Ihr Team hat bereits eine breite Mauerkrone zum Vorschein gebracht. Zu sehen sind bereits unterschiedliche Materialien - wie Ziegelsteine und große Felssteine. Erkennbar sind auch Stufen, die früher in die Keller der Gebäude geführt haben. Die studierte Archäologin arbeitet am liebsten im Detail. "Ich mach gerne Fummelarbeiten, sowas wie Scherben waschen, weil es immer sehr interessant ist, wenn man so ein verdrecktes Ding hat und dann kommt vielleicht doch ein schönes Muster hervor. Aber auch Mauern putzen ist fast wie Meditation", so Julia Dabel.
Viel Arbeit in kurzer Zeit
Die verschiedenen Strukturen der Mauer zeigen, dass es eigentlich Fassaden von mehreren schmalen Häusern sind, die im 19. Jahrhundert gebaut wurden. In der Zeit wurde das Quartier sehr kleinteilig parzelliert. Bomben haben das Quartier jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstört und verschüttet. Die Strukturen freizulegen, ist für die Archäologen viel Arbeit. "Anstrengend ist vor allem die große Fläche in relativ kurzer Zeit abzuarbeiten. In Bereichen, wo der Bagger nicht gut rankommt, müssen wir sehr viel körperlich arbeiten", erzählt Dabel.
Fundstücke aus der Barockzeit und dem Mittelalter
Die Ausgrabungen werden geleitet von der Archäologin Janin Zorn. Seit zwei Wochen ist sie mit ihrem Team hier unterwegs. "Im Prinzip ist Fundmaterial aufgetaucht, was der typischen Quartiersnutzung entspricht. Gebrauchskeramik wie Tassenhenkel und Tonscherben, aber auch einige Metallfunde wie Münzen oder ein Zapfhahn von einem Bier- oder Weinfass", erzählt die Grabungsleiterin.
Verborgene Strukturen und Forschungsbedarf
Auf der Baustelle sind zahlreiche Erdhügel zu sehen, aber auch eine tiefe Kuhle. Im 13. Jahrhundert wurde viel Erde bewegt, weil der Altstadthügel für den Bau der Stadtmauer begradigt werden musste. Laut Janin Zorn gräbt das Team so weit, bis der eiszeitliche Boden zum Vorschein kommt. "Archäologie ist ja immer so ein bisschen wie eine Wundertüte, man weiß nie, was kommt. Wir gehen aber davon aus, dass die Befunddichte nicht allzu hoch sein wird", erklärt Zorn.
Das vermutet sie, weil das Quartier nicht so dicht besiedelt war und es viele Gärten und Scheunen gab. Außerdem wurde zu DDR-Zeiten viel einplaniert, als der Parkplatz angelegt wurde und Wasserspiele installiert wurden. Darunter vermutet die Ausgrabungsleiterin nicht mehr viele Fundstücke.
Was nach den Ausgrabungen passiert
Nach Einschätzung der Ausgrabungsleiterin können die Arbeiten aber durchaus bis Ende 2024 beendet werden. Planmäßig sollen im Anschluss Anfang 2025 die Tiefbauarbeiten beginnen. Ende 2028 soll dann das neue Volkstheater in Rostock eingeweiht werden.