Baltic Work Day: Arbeitskräfte fürs produzierende Gewerbe
Das produzierende Gewerbe sucht händeringend nach Arbeitskräften. Allein in der Region Rostock sind derzeit 400 Stellen offen. Wie Unternehmen gegensteuern können, war Thema beim ersten Baltic Work Day des Fraunhofer-Instituts.
Mal ein paar Tage von zuhause aus arbeiten - im produzierenden Gewerbe ist das undenkbar. Aber auch dort wünschen sich Mitarbeiter mehr Flexibilität. Und um sie zu halten, müssen ihre Chefs zunehmend aktiv werden, denn Personal ist knapp. Allein in Rostock gibt es in diesem Bereich derzeit fast 400 offene Stellen. Lars Steinke, Personalreferent beim Kranhersteller Liebherr, sagt ganz offen: "Die Bewerberzahlen nehmen ab. Na klar, dass Schichtsystem nicht immer beliebt ist, liegt sicher in der Natur der Sache, aber momentan gibt's wenig Alternativen dazu." Was trotzdem möglich ist, darum ging es am Donnerstag beim ersten Baltic Work Day im Rostocker Fraunhofer-Institut für Großstrukturen in der Produktionstechnik.
65 Unternehmer tauschen Erfahrungen aus
Insgesamt 65 Unternehmer sind zu der Konferenz gekommen, um Vorträge zu hören, vor allem aber um sich in drei sogenannten Experimentierräumen über unterschiedliche Herausforderungen auszutauschen und Lösungsansätze zu diskutieren. Ein Thema, das viele von ihnen beschäftigt: Wie ist es auch im Schichtbetrieb möglich, den verschiedenen Bedürfnissen der Mitarbeiter gerecht zu werden? Der eine möchte seinen Dienst tauschen, um nachmittags zum Zahnarzt zu gehen, der andere muss morgens den Nachwuchs in den Kindergarten bringen. Je größer der Betrieb, desto schwieriger ist es, alle Interessen unter einen Hut zu bringen - aber es gibt Computerprogramme, die dabei helfen.
Kollege Roboter
Die Attraktivität der Betriebe zu steigern, das ist eine Aufgabe, der sich Arbeitgeber von heute stellen müssen. Eine andere ist die, ihr Personal so lange wie möglich körperlich fit und gesund zu halten. Kollege Roboter kann da in vielen Fällen helfen, meint Florian Beuß, der die Konferenz initiiert hat. In seinem Labor stehen Exo-Skelette, die man anziehen kann, um den menschlichen Stützapparat zu entlasten. Es gibt eine Werkbank, die sich immer automatisch in eine für den Nutzer körpergerechte Position bringt. Und Beuß hat auch einen Roboter, der unbeliebte Aufgaben übernimmt und dabei nur kurz angelernt werden muss. "Ich will fünfmal ein Produkt bauen und zeige dem Roboter das einmal. Danach brauche ich ihm nur noch das Material hinstellen und dann sag' ich: 'Okay, jetzt kannst du weitermachen' und dann fängt er diesen Prozess von vorne an."
"Einige Berufe in der Produktion werden aussterben"
Manche Unternehmen nutzen solche selbstlernenden Roboter als Springer, also immer dann, wenn mal ein Kollege ausfällt. Als dauerhafter Ersatz für den Menschen sei die Technik geistig noch nicht flexibel genug, langfristig aber geht der Ingenieur davon aus, dass einige Berufe in der Produktion aussterben werden. In seinen Augen ist das auch gut so, denn das Personal werde viel dringender in sozialen Berufen gebraucht, in Kindergärten, in der Pflege - überall da eben, wo die meisten Menschen nicht von einem Computer bedient werden wollen.