Aufatmen in MV: 2024 war ein sehr gutes Storchenjahr
Von Anfang an verlief in diesem Jahr alles optimal, resümieren die Storchenschützer. Die Bedingungen in den Winterquartieren passten, auch Witterung, Nahrungsangebot und Brutmöglichkeiten in Mecklenburg-Vorpommern.
Stefan Kroll freut sich. Er leitet die Landesarbeitsgruppe Weißstorchschutz MV, in der sich etwa 40 Frauen und Männer ehrenamtlich engagieren. Sie alle haben in ihren Regionen fleißig gezählt, Tiere beringt und Daten zusammengefasst.
Wieder mehr Brutpaare in MV
762 Brutpaare haben die Storchenschützer hierzulande gezählt, das sind 31 Paare mehr als im Vorjahr. Dabei fällt auf, dass in Vorpommern viel mehr Paare als sonst gebrütet haben, dafür weniger Paare im Westen des Landes. Dieses Phänomen ist laut Stefan Kroll außergewöhnlich. Seinen Worten nach hatten die Störche, die in Afrika überwintern und am weitesten wegfliegen, hervorragende Zugbedingungen. Diese sogenannten Ostzieher brüten bevorzugt in Vorpommern. "Diese Zugbedingungen haben dazu geführt, dass sie relativ problemlos durchgekommen sind. Dass sie nicht in Wetterturbulenzen gekommen sind oder viel Zwischenrast machen mussten. Dann waren sie also früh da und haben auch insgesamt offenkundig im Winterquartier nur wenige Verluste gehabt". In der Region südlich der Sahelzone sei mehr Niederschlag als sonst gefallen. Dazu zählen der Tschad, Sudan und Äthiopien. Und somit war es dort grüner und feuchter als in den Vorjahren.
Optimale Brutbedingungen in Vorpommern
Stefan Kroll hebt die Region Nordvorpommern hervor. Dort hat es in diesem Jahr einen außergewöhnlichen Zuwachs an Brutpaaren von 20 Prozent gegeben. Hinzu kommt ein sehr gutes Brutergebnis, das es lange nicht gegeben hat. Stefan Kroll hebt das Dorf Groß-Behnkenhagen bei Grimmen hervor. "Dort gab es ewig keine Störche. Jetzt waren gleich zwei Paare dort. Allerdings haben sie noch keinen Erfolg gehabt. Das ist unter jungen Tieren oft so im ersten Jahr." Aber offenbar seien die Bedingungen dort so attraktiv gewesen, dass die beiden Störche es dort probiert haben. Generell waren die Brutbedingungen in Mecklenburg-Vorpommern gut. Das Frühjahr war feucht, es hat immer wieder geregnet und dadurch gab es ausreichend Regenwürmer während der Brutzeit.
Viele Küken wurden erfolgreich flügge
Auch den Nachwuchs haben die Storchenschützer gezählt. Insgesamt sind hierzulande 1.497 Küken erfolgreich flügge geworden. Das sind fast 500 Jungtiere mehr als im Vorjahr. Im Schnitt hat ein Paar etwa zwei Küken großgezogen. Der genaue Durchschnittswert liegt bei 1,96 Jungtieren pro Horst. Den gab es seit Jahren nicht mehr. Auffallend oft wurden in diesem Jahr vier oder fünf Küken im Nest entdeckt. Spitzenreiter war ein Horst in Kargow an der Müritz mit sechs Jungstörchen. Das gab es zuletzt 1999 in Schwichtenberg am Galenbecker See.
Traurige Ereignisse in Nienhagen und Zarnwanz
In Niendorf bei Rostock hat ein Seeadler den Bruterfolg ausgelöscht. Das Tier hatte sich die drei Jungtiere als Beute direkt aus dem Horst geschnappt. Ein trauriges Ereignis gab es in Zarnewanz bei Rostock. Dort fliegt ein Paar seit Jahren ein Nest an. Nun starben beide Altvögel. Im Sommer brach im Dorf in einem Entenmastbetrieb die Geflügelpest aus. Die betroffenen Störche hielten sich dort auf, auf der Suche nach Nahrung.
Happy End im Tierpark Greifswald
In Hoppenbarg in der Müritzregion hatten Elterntiere ihren Nachwuchs mit Gummiringen, Dichtungsringen und Silikonschläuchen gefüttert. Die drei Jungtiere wurden im Alter von vier Wochen vor einem qualvollen Tod gerettet. Storchenschützer brachten den Nachwuchs in den Tierpark Greifswald. Dort wurden sie aufgepäppelt. Mittlerweile sind sie wohl auf ihrem Weg ins Winterquartier.
Storchenschützer haben auch Wünsche
Ob die Bedingungen auch im nächsten Jahr wieder nahezu perfekt werden, ist völlig offen. Das Wetter lässt sich nicht steuern. Storchenschützer Stefan Kroll nennt zudem die intensive Landwirtschaft, die den Bruterfolg auch beeinflusst. "Es ist ganz klar, dass wir uns wünschen, feuchtes Grünland, Dauergrünland zu erhalten. Dass die bestehenden Schutzvorgaben für Dauergrünland auch erweitert werden. Genauso gehört dazu, dass man regelmäßig dafür etwas investiert, um zum Beispiel Kleingewässer anzulegen, damit Amphibien eine entsprechende Umgebung auch vorfinden." Die sind dann wieder Nahrungsquelle für Störche. Positiv hebt Stefan Kroll hervor, dass Moore wieder vernässt werden. Auch davon würden die Störche in Mecklenburg-Vorpommern profitieren.