"Alarmstufe Rot": Aktionstag zur Lage der Krankenhäuser
Unter dem Motto "Alarmstufe Rot: Krankenhäuser in Not" weisen Kliniken auf Einnahmeverluste und Defizite hin. Auch Krankenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern beteiligen sich an dem Aktionstag.
Ein bundesweiter Aktionstag soll heute die Aufmerksamkeit auf die Lage der Krankenhäuser richten: Das Klinikum Neubrandenburg und das Krankenhaus Demmin sind schon in der vergangenen Nacht rot angestrahlt worden - in Demmin sind am Dienstag viele der rund 430 Mitarbeiter in roter Kleidung zusammenkommen - ebenfalls, um ein Zeichen zu setzen.
Keine Hilfsleistungen, Verunsicherung wegen Reform
Krankenhäuser seien chronisch unterfinanziert, so der Demminer Krankenhaus-Chef Kai Firneisen. Bei den Fallpauschalen fehle ein echter Inflationsausgleich. Die Krankenhausgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern kritisierte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und seine Reformpläne. Der Minister nehme Klinik-Pleiten offenbar bewusst in Kauf, echte Finanzhilfen nach der Corona-Krise und den gesunkenen Behandlungsfällen gebe es nicht. Preissteigerungen und Tariferhöhungen müssten die Kliniken selbst stemmen und seien damit überfordert.
"Vorschaltgesetz" zur Absicherung gefordert
Auch dem Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern Uwe Borchmann zufolge leiden die Krankenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern aktuell unter einem erheblichen finanziellen Defizit: Sie würden 10% weniger Einnahmen und zugleich 10% mehr Ausgaben verzeichnen. Bei dem bundesweiten Aktionstag wird daher auch ein sogenanntes Vorschaltgesetz des Bundes gefordert, das der Krankenhausreform vorangehen und die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser sichern soll. Zu den Forderungen gehören außerdem ein wirksamer Inflationsausgleich und eine dauerhafte Refinanzierung von Tarifkostensteigerungen.
Borchmann: Reform ohne Versorgungsengpässe möglich
Laut Borchmann wird in der Zukunft auf jeden Fall - mit oder ohne Reform - eine Wanderung spezialisierter Leistungen zu den größeren Krankenhäusern stattfinden. Dafür müssten dort auch Kapazitäten geschaffen werden. "Aber das unterscheidet sich völlig von einem Verbleib einer wohnortnahen chirurgischen und internistischen Grundversorgung", so Borchmann. Beides sei in Kombination möglich, die Idee des Bundesgesundheitsministeriums sei grundsätzlich richtig. Es müssten für ein Gelingen aber zunächst die finanziellen Voraussetzungen geschaffen werden.
Drese: keine Schließungen in MV
Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) hatte jüngst erklärt, alle 37 Krankenhäuser im Land sollten auch nach der Reform bestehen bleiben. Das glaubt auch Uwe Borchmann. Ihm zufolge ist die Zielstellung der Krankenhausreform, eine bürgernahe Versorgung in der Intensivmedizin, der Chirurgie und der Inneren Medizin aufrechtzuerhalten. Notaufnahmen mit entsprechenden Stationen müssten dafür in 30 Minuten erreichbar sein. Diese Erreichbarkeit sei in Teilen Mecklenburg-Vorpommerns jetzt schon nicht gegeben, so Borchmann bei NDR MV Live.