Agrarökonom: MV braucht mehr Wertschöpfung in Ernährungsbranche
Die Ernährungswirtschaft stand am Mittwoch im Mittelpunkt des Jahresempfangs der IHK Rostock. Rund 380 Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft waren dazu in die Störtebeker-Braumanufaktur in Stralsund eingeladen.
Die Ernährungsbranche ist eine wichtige wirtschaftliche Säule in Mecklenburg-Vorpommern. Als Flächenland habe der Nordosten ein enormes Agrarpotenzial und sei bei der Weizenproduktion sogar relevant für die globale Ernährungssicherheit, so der Agrarökonom Joachim von Braun. Allerdings finde die Wertschöpfung vorrangig außerhalb von Mecklenburg-Vorpommern statt, weil Mühlen oder Molkereien fehlten. "Das Getreidekorn wird im Nordosten erzeugt, das Müsli oder Mehl aber in anderen Bundesländern produziert", so von Braun.
Von Braun: MV braucht starke Bioökonomie
Der Agrarökonom und Präsident der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften war als Festredner des IHK-Empfang vorgesehen. Er plädiert dafür, in Mecklenburg-Vorpommern den Bereich der Bioökonomie zu stärken und besser zu vernetzen, damit die Wertschöpfung vor Ort passiert und Arbeitsplätze sichert. Als Positiv-Beispiel nannte er das Bündnis Plant³ um Anklam und Greifswald. Das Bündnis von 100 Partnern entwickelt Strategien zur hochwertigen Veredelung von pflanzlichen Rohstoffen zu Lebens- und Futtermitteln oder zu Baumaterialien.
Umsatz von 4,5 Milliarden Euro
IHK-Präsident Klaus-Jürgen Strupp sagte am Rande der Veranstaltung: "Wir haben ganz tolle junge Unternehmen im Start-Up Bereich, was Beispiel Biofarming, Bioökonomie angeht. Ich bin fest davon überzeugt, dass das Potenzial noch viel größer ist als der Umsatz, der generiert wird."
Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums erwirtschaftete die Ernährungsbranche im vergangenen Jahr mit mehr als 14.400 Mitarbeitern einen Umsatz von 4,5 Milliarden Euro. Zu den bedeutendsten Produktionsbereichen gehören die Backwarenindustrie, die Fleischverarbeitung, die Milchverarbeitung, die Fischverarbeitung und die Getränkeherstellung. Der Anteil der Ernährungsindustrie am Gesamtumsatz des verarbeitenden Gewerbes beträgt rund 33 Prozent. Damit ist sie innerhalb des verarbeitenden Gewerbes gemessen sowohl an der Zahl der Beschäftigten als auch nach dem Umsatz der größte Industriezweig im MV.