A20 bei Tribsees auf voller Breite wieder freigegeben
Knapp sechs Jahre nachdem die A20 bei Tribsees im moorigen Untergrund zu versinken schien, ist sie wieder hergestellt. Die Dauerbaustelle wurde ohne viel Aufsehens beendet.
Erst gab die Fahrbahn in Richtung Rostock nach, am Ende sackte die A20 auf einer Länge von rund 100 Metern ab. Es waren offenbar eklatante Konstruktionsmängel, die die Ostsee-Autobahn bei Tribsees (Kreis Vorpommern-Rügen) im Herbst 2017 zu einer bundesweit beachteten Baustelle werden ließen. Nun ist sie vollkommen unspektakulär wieder für den Verkehr in beiden Richtungen freigegeben. Die Baustelle wurde am Donnerstag aufgehoben.
Umleitungen über die Dörfer
Noch bevor Beton in große Fladen zerbrach, wurde die Autobahn im Herbst 2017 gesperrt. Lange Zeit quälte sich der Verkehr über die als Ausweichstrecke ausgewiesene B110 oder über die Landstraße durch das Dorf Lindholz. Nach und nach wurden die alte Straßendecke entfernt, der Untergrund erneuert und vor allem eine neue stabile Brückenkonstruktion ins Trebeltalmoor gestellt, über die die neuen Fahrbahnen nun verlaufen.
Trockenmörtel-Säulen hielten nicht stand
Im vergangenen Jahr erst stellte das Bundesverkehrsministerium Ergebnisse eines Gutachtens zu den Ursachen der Bau-Katastrophe vor. Das Autobahn-Debakel ist demnach auf gebrochene Trockenmörtelsäulen im Untergrund zurückzuführen. Dem Gutachten der Technischen Universität Berlin zufolge waren die ursprünglich in den Damm zur Untergrundstabilisierung eingebauten Trockenmörtel-Säulen überbeansprucht worden und hatten versagt. Verbaut wurden sogenannte CSV-Säulen (Combined soil stabilisation with vertical Columns) - ein damals in dieser Form und Dimension in moorigem Untergrund kaum erprobtes Verfahren. Die Untersuchung zeigte, "dass die Ursache für das Gesamtversagen letztlich der Bruch mehrerer Säulenreihen" war. Mehrere Faktoren hätten in der Summe zum Versagen der Dammkonstruktion geführt, heißt es weiter. Eine Rolle könnte auch absinkendes Grundwasser im Bereich der Havariestelle gespielt haben.
Schritt für Schritt wieder hergestellt
In den vergangenen Jahren wurde die A20 Schritt für Schritt wieder hergestellt. Der Verkehr rollte mal auf der einen, mal auf der anderen Fahrbahn - angesichts der Blitzer meist - an der Baustelle vorbei. Seit Dienstag wurde sie noch einmal für einige abschließende Arbeiten voll gesperrt. In Richtung Stettin wurde die Sperrung am Mittwoch aufgehoben, nun folgte die Fahrbahn in Richtung Rostock. Damit rollt der Verkehr auf voller Breite erstmals über die neu errichteten Fahrbahnen - vorerst mit Tempo 80. Mit weitergehenden Einschränkungen und Behinderungen sei erst ab September wieder zu rechnen, teilte ein Sprecher der Autobahn GmbH mit. Die Sanierung der A20 kostete bislang rund 180 Millionen Euro.