13-Jährige in Neubrandenburg misshandelt: Tat auf offener Straße

Stand: 27.10.2023 20:32 Uhr

Ein besonders schwerer Fall von Mobbing und Misshandlung beschäftigt Polizei und Staatsanwaltschaft in Neubrandenburg. Das Opfer: ein 13-jähriges Mädchen. Der Vorfall vom Sonntag wurde jetzt bekannt.

Nach ersten Erkenntnissen sollen Gleichaltrige die 13-Jährige über mehrere Stunden hinweg verfolgt, geschlagen, getreten und mit einem Messer bedroht haben. Die Tatverdächtigen sind vier Jungen und Mädchen im Alter von 11 bis 13 Jahren. Die Tat soll sich am Sonntag Nachmittag ereignet haben. Wie eine Polizeisprecherin weiter sagte, haben die Verdächtigen von ihren Taten auch Videos gemacht und diese verbreitet. Mario Tschirn, Präventionsberater bei der Polizei in Greifswald, sagte gegenüber NDR MV Live: "Mobbing ist häufig auch Cybermobbing." Er stellte klar, dass Veröffentlichungen auf zum Beispiel TikTok für ihn längst zum Berufsalltag gehören.

Videos zeigen Schläge und Tritte auf hilflose Schülerin

Im konkreten Fall liegt das veröffentlichte Material dem NDR in MV vor. Dort ist zu sehen, wie das Mädchen zunächst von zwei anderen Mädchen mit Fäusten ins Gesicht geschlagen wird. Außerdem treten die mutmaßlichen Täterinnen dem am Boden liegenden Opfer mehrfach in den Bauch. Aus dem Hintergrund ist zu hören, wie ein Jugendlicher fragt: "Hast Du das Messer noch? Soll ich ihr die Kehle aufschlitzen?" Das Zitat stammt offenbar von demjenigen, der die Tat gefilmt hat.

VIDEO: 13 Jährige auf offener Straße von Gleichaltrigen misshandelt (2 Min)

Zeugen schauten weg, Passanten verweigern Hilfe

Im weiteren Verlauf der Videos ist zu sehen, wie das Opfer eine Passantin um Hilfe bittet. Die Frau geht direkt an der Szene vorbei und lehnt ab, der 13-Jährigen zu helfen. Weitere Passanten sollen dem Kind außerdem Hilfe verweigert haben und weiter gegangen sein. Mario Tschirn hat dafür kein Verständnis. Er sagt, es sei oft unproblematisch, die Nummer 110 zu wählen und die Sachlage zu schildern. Auch Fotos zu machen oder unbemerkt ein Video zu drehen, hält der Präventionsberater zum Zwecke einer Anzeige für sinnvoll.

Rufe einer Anwohnerin zeigen Wirkung

In einem weiteren der Videos, die in sozialen Medien zu sehen gewesen sein sollen, stoßen die Täter ihr Opfer in eine Schlammpfütze. Erst als eine Anwohnerin aus dem Fenster laut gerufen habe, hätten die vier Kinder von ihrem Opfer abgelassen. Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos) reagierte entsetzt: "Die Gewalttat der Schülerinnen und das Zusehen anderer erschüttern mich zutiefst." Menschenverachtende Kommentare und das Filmen gäben dieser Tat eine noch schlimmere Dimension. "Dies ist nicht Neubrandenburg und ich rufe alle Bürgerinnen und Bürger zu mehr Zivilcourage auf. Schauen Sie nicht weg, rufen Sie die Polizei und mischen Sie sich ein, falls dies möglich ist", sagte Witt. Er wolle schnellstmöglich Gespräche an der betreffenden Schule führen.

Polizei gibt Fall an Jugendamt ab

Die Mutter der misshandelten 13-Jährigen hat Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung erstattet. Nach Erkenntnissen der Ermittler kannten sich die Kinder untereinander und hatten sich verabredet. Die Polizei habe nach der Tat mit Eltern und Kindern gesprochen und diese auf die strafrechtliche Bedeutung der Taten hingewiesen. Die Kinder sind allerdings noch keine 14 Jahre alt und damit nicht strafmündig. Die Akte werde an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet, sagte die Sprecherin. Da alle Tatverdächtigen wegen ihres Alters als nicht strafmündig gelten, hat die Polizei den Fall inzwischen an das Jugendamt abgegeben.

Weitere Informationen
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Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 27.10.2023 | 19:30 Uhr

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