NDR Info - Redezeit
Donnerstag, 03. August 2023, 21:03 bis
22:00 Uhr, NDR Info
NDR Info Redezeit: Wahre Preise - Was sind uns Lebensmittel wert?
Hörerinnen und Hörer haben in der NDR Info Redezeit zusammen mit Experten diskutiert. Die komplette Sendung als Video-Mitschnitt.
Viele Lebensmittel müssten deutlich teurer sein. Der Grund sind versteckte Umweltkosten. Bei neun Produkten verlangt die Supermarktkette Penny jetzt die "wahren Preise". Was meinen Sie: Ist die Aktion mehr als ein Marketing-Gag? Würden Sie mehr bezahlen für die Umwelt?
Wiener Würstchen für 6,01 Euro statt 3,19 Euro. Mozzarella für 1,55 Euro statt für 89 Cent. Die Supermarktkette Penny hat Anfang der Woche bei einigen Lebensmitteln die Preise erhöht. Bei neun Produkten forderte der Discounter die "wahren Preise". Das ist der Betrag, der bei Berücksichtigung aller durch die Produktion verursachten Umweltschäden eigentlich berechnet werden müsste. Das Ziel: mehr Bewusstsein für die Umweltbelastung durch Lebensmittelproduktion schaffen.
Mehrkosten wissenschaftlich berechnet
Für die Aktion, die eine Woche dauert, arbeitet der Discounter mit der Technischen Hochschule Nürnberg und der Universität Greifswald zusammen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben für Fruchtjoghurt, Käse, Würstchen oder das vegane Schnitzel die Auswirkungen auf Boden, Klima, Wasser und Gesundheit berechnet.
Ist das bezahlbar?
Doch nur wenige Verbraucherinnen und Verbraucher wollen offenbar die "Wahre-Preise-Aktion" unterstützen. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov, bei der 3.315 Personen befragt wurden. Nur 16 Prozent der Deutschen planen demnach, Produkte zu den "wahren Preisen" zu kaufen. 44 Prozent haben dies nicht vor.
Mehr als Marketing und Greenwashing?
Auch die Reaktionen von Verbänden fielen gemischt aus. Der Bauernverband warf dem Discounter Greenwashing vor. Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch sprach von einem reinen PR-Gag. Umweltverbände hingegen lobten die Aktion. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) forderte, dass das Problem der verdeckten Umweltkosten bei der Lebensmittelproduktion konsequent angegangen werden müsse. Es sei notwendig, dass Produkte zu Preisen verkauft werden, die deutlich näher an ihrem "wahren Preis" liegen.
Redezeit-Moderator Andreas Kuhnt begrüßte als Gäste:
Stefanie Sabet
Geschäftsführerin der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie e.V.
Jana Fischer
Referentin der Verbraucherzentrale Hamburg e.V.
Susanne Stoll-Kleemann
Leiterin des Lehrstuhls Nachhaltigkeitswissenschaft und Angewandte Geographie, Autorin der Studie "Wahre Preise", Universität Greifswald