Penny verlangt "wahre Preise" - Produkte deutlich teurer
Seit Montag verlangt der Discounter Penny für einige seiner Produkte "wahre Preise" - also Preise, die Umweltfolgekosten enthalten. Die Lebensmittel werden dadurch vorübergehend deutlich teurer.
Vom Käse bis zum Wiener Würstchen: Eine Woche lang bietet der Discounter Penny vorübergehend neun seiner mehr als 3.000 Produkte zum bis zu 94 Prozent teureren "Umweltpreis" an. Berechnet wurden diese "wahren Preise" von Wissenschaftlern der Universität Greifswald und der Technischen Hochschule Nürnberg. Zu diesem Team gehört auch Nachhaltigkeitswissenschaftlerin Amelie Michalke aus Greifswald. Sie forscht seit sieben Jahren an den "wahren Kosten" für Lebensmittel.
"Wahre Kosten" enthalten Umweltfolgekosten
Doch was genau bedeuten diese? "Die wahren Kosten enthalten auch Umweltfolgekosten - Umweltfolgekosten in den Kategorien Klima, Wasser, Gesundheit und Boden. Wir berechnen also: Wie teuer müsste Essen sein, wenn alle Umweltfolgen, die die Produktion verursacht, eingepreist werden", erklärt die Wissenschaftlerin bei NDR MV Live. Darin enthalten seien beispielsweise Faktoren wie Treibhausgasemissionen oder Feinstaubbildung, noch nicht aber das Tierwohl oder ein fairer Lohn. "Aktuell beziehen wir uns nur auf ökologische Folgekosten", so Michalke weiter. Dennoch sei die Berechnung schon ein richtiger Schritt.
Experiment einfacher verständlich als Modelle
Mithilfe der "wahren Preise" wollen die Wissenschaftler Missstände im Ernährungssektor aufzeigen. Dabei gehe es aber nicht um Schuldzuweisungen. Michalke zufolge handelt es sich bei der Preiserhöhung von Penny um ein "charmantes" und vor allem einfaches Werkzeug: Im Gegensatz zu komplexen Modellen sei jeder in der Lage, diese zu verstehen. "So können wir einen Diskurs schaffen, der angetrieben wird von gesellschaftlichen Akteuren und hoffentlich auch mitgemacht wird von politischen Akteuren", so die Wissenschaftlerin weiter. Sie hofft, dass so strukturelle Veränderungen gemeinsam mit den Konsumenten angestoßen werden.
Große Unterschiede zwischen Produkten
Charmant an den "wahren Preisen" sei laut Michalke außerdem, dass durch die relativen Aufschläge klar deutlich wird, wie groß die Unterschiede zwischen den Produkten sind: Während die Packung Maasdamer Käse durch die Einberechnung der Umweltfolgekosten um 94 Prozent teurer wird, sind es beim veganen Schnitzel nur fünf Prozent. Das sei nicht verwunderlich: Michalke zufolge sind konventionelle und besonders tierische Produkte für höhere Umweltfolgekosten verantwortlich. "Im Bio-Landbau zum Beispiel wird auf bestimmte Dinge wie Pestizide oder synthetische Düngemittel verzichtet", erklärt sie bei NDR MV Live. Das sorge zwar für einen geringeren Ertrag, verbessere aber die Umweltperformance.
Penny: "Müssen uns unbequemer Botschaft stellen"
Penny will mit der Kampagne mehr Bewusstsein für die Umweltbelastungen durch die Lebensmittelproduktion schaffen. "Wir sehen, dass viele unserer Kundinnen und Kunden unter den unverändert hohen Lebensmittelpreisen leiden. Dennoch müssen wir uns der unbequemen Botschaft stellen, dass die Preise unserer Lebensmittel, die entlang der Lieferkette anfallen, die Umweltfolgekosten nicht widerspiegeln", beschreibt Manager Stefan Görgens den Hintergrund der Aktion.
Die Mehreinnahmen will die zur Rewe-Gruppe gehörende Kette für ein Projekt zum Klimaschutz und zum Erhalt familiengeführter Bauernhöfe im Alpenraum spenden.