NDR Info - Redezeit
Mittwoch, 22. Februar 2023, 21:03 bis
22:00 Uhr, NDR Info
Erdbeben-Opfer: Spenden und Visa - welche Hilfe funktioniert?
Hörerinnen und Hörer haben in der NDR Info Redezeit zusammen mit Experten diskutiert. Die komplette Sendung als Video-Mitschnitt.
Seit Wochen begleitet uns in täglichen Nachrichten das große Leid in der Türkei und in Syrien. Bilder und dramatische Geschichten aus dem Erdbebengebiet, die Zahl von rund 45.000 Todesopfern und unzählbar viele Menschen in existenzieller Not. Eine weitere Katastrophe, die unserer Hilfe bedarf. Tun wir genug? Wie viel Aufmerksamkeit haben wir noch für eine zusätzliche Krise? Was wird aus dem Versprechen von unbürokratischer Hilfe, etwa um Verwandte nach Deutschland zu holen?
Solidarität und Unterstützung aus Deutschland
Das Nachbeben in der Südosttürkei bringt die Katastrophe in diesen Tagen wieder verstärkt in die Schlagzeilen. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sind in die Region gereist, um ihre "Solidarität und Unterstützung zu versichern" und weitere Hilfsgüter des Technischen Hilfswerks an den türkischen Katastrophenschutz zu übergeben. Über 100 Millionen Euro an Hilfen sicherten sie der Türkei und Syrien für die Krisenregion zu.
Wie kann auch jede und jeder Einzelne helfen? Caritas International etwa rät davon ab, Hilfsgüter in Deutschland zu sammeln und in die Türkei zu transportieren. Zudem sorgen zahlreiche Videos in den sozialen Netzwerken - womöglich gezielt - für Verunsicherung. Sie zeigen Tonnen von gespendeter Kleidung und Hygieneartikeln im Straßengraben. Helfen schließlich nur Geldspenden? Die Bereitschaft sei sofort relativ groß gewesen, meldet die Hilfsorganisation. In den ersten vier Tagen nach dem verheerenden Beben seien gut eine Million Euro zusammengekommen.
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Die Ministerinnen machten auch Station bei wiedereröffneten Visa-Annahmestellen. Die sichtbarsten Zeichen für die versprochene unbürokratische Hilfe. Schnelle Visa für drei Monate soll es geben, um bei Angehörigen in Deutschland unterzukommen. Doch was heißt "schnell und unbürokratisch"? Laut Türkischer Gemeinde in Deutschland läuft das erleichterte Visa-Verfahren schleppend an, erfordert Unterlagen, die zum Teil unter Trümmern liegen und beschränkt sich auf den engsten Angehörigenkreis. Reicht das aus? Laut aktuellem ARD-DeutschlandTrend sprechen sich rund 70 Prozent der Befragten für schnelle Visa aus. An welchen Stellen können wir uns noch engagieren? Und wie viel ist möglich angesichts der vielen humanitären Katastrophen - allen voran des Ukraine-Krieges?
NDR Info Moderatorin Nina Zimmermann begrüßte als Gäste:
Kazim Abaci
Sozialpolitiker SPD-Bürgerschaftsfraktion Hamburg, Sprecher für Migration, Integration und Flüchtlinge
Christof Johnen
Koordinator und Leiter der internationalen Zusammenarbeit des Deutschen Roten Kreuzes, DRK e.V.