Hilfe für Erdbebenopfer: Geldspenden besser als Sachspenden

Stand: 23.02.2023 10:27 Uhr

Viele Norddeutsche haben schon für die Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien gespendet oder wollen es noch. Doch aktuell kursieren Videos im Internet, die verunsichern: Sie zeigen Sachspenden, die Regionen vor Ort regelrecht vermüllen.

von Svea Eckert und Clea Schnitzlein

Die Lagerhallen der Hamburger Hilfsorganisation Hanseatic Help sind voll mit Sachspenden: Schulranzen, warme Kleidung, Schuhe, Decken. Doch diese Güter sind aktuell nicht für die Erdbebenopfer in Syrien und in der Türkei bestimmt, sondern für bedürftige Menschen aus Hamburg.

Hanseatic Help: Sachspenden bleiben derzeit in Deutschland

Hanseatic Help-Pressesprecher Michael Wopperer weist darauf hin, dass allein Geldspenden im Moment wirklich helfen. Von Sachspenden rät er ab. Das liege zum einen daran, dass die türkischen Zollbestimmungen das Einführen von gebrauchter Ware erschweren. Zum anderen können die benötigten Hilfsgüter wesentlich leichter hier in Deutschland eingekauft und dann direkt in die Krisenregionen geschickt werden. "Wir brauchen entsprechende Qualität. Das muss großteils Neuware sein", erklärt Wopperer. Zuletzt habe Hanseatic Help mit dem Spendengeld faltbare Wasserkanister, Decken und Schlafsäcke im großen Umfang per Flugzeug in die Türkei geschickt. Das Soziallogistikunternehmen kooperiert mit Hilfsorganisationen vor Ort, die die Güter dann in die betroffenen Gebiete fahren.

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Private Spenden-Aktionen haben oft Probleme mit der Verteilung

Im Internet kursieren derzeit Videos, die ganze Parkplätze und Straßengräben voller aufgerissener Kartons und Klamotten zeigen. Auch Leyla Erdal hat so ein Video gedreht. Die 27-jährige Gelsenkirchnerin hat Angehörige im türkischen Teil des Erdbebengebiets. Fünf Tage war sie mit Freunden in der Region um Gaziantep unterwegs, um zu helfen. Nach ihrer Rückkehr erzählt sie dem NDR, dass die Verteilung von Hilfsgütern ein großes Problem vor Ort sei. Die Spenden von privaten Initiativen würden weit vor den zerstörten Dörfern abgeladen. Ältere Menschen, Frauen oder Kinder hätten gar nicht die Möglichkeit dort hinzukommen. Außerdem berichtet sie, dass die Straßen zerstört seien und viele Familien gar kein Auto hätten, um Spenden abzuholen. "Es ist ein Riesenchaos und es fehlt an allen Ecken und Enden an Organisation."

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Spenden am Bedarf vorbei

Die Videos im Internet und die Berichte von Erdal zeigen auch, was passiert, wenn am Bedarf vorbei gespendet wird. Teilweise holen die Helferinnen und Helfer die skurrilsten Spenden aus den Kisten: Absatzschuhe, Brautkleider, Sommerkleider oder Dessous. Auch kaputte oder stark riechende Klamotten hat Erdal schon aus Spendenkisten in Deutschland geholt. Auch Michael Wopperer von Hanseatic Help berichtet, er habe schon einen kostbaren Designeranzug als Spende erlebt. Er gibt den Tipp, wertvolle oder nicht in die Jahreszeit passende Kleidung lieber zu verkaufen und den Erlös zu spenden. Dennoch will er die Menschen weiter motivieren zu spenden - nur solle man sich vorab gut informieren, welche Spende für welchen Zweck am meisten Sinn mache. Und wenn man doch eine Sachspende abgeben will, sich zu fragen: "Würdest du das Teil auch noch in deiner eigenen Familie verschenken? Dann ist es eine würdevolle Spende."

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